Die Suche nach Friedrich F., der am Sonntag in seinem Heimatort Stiwoll zwei Menschen erschossen und eine Frau schwer verletzt haben soll, wurde am Dienstag ausgeweitet. Rund 300 Polizeibeamte aus mehreren Bundesländern stehen derzeit im Einsatz. Sie durchkämmen die Wälder in jenem Gebiet, in dem der 66-Jährige vermutet wird. In der Nacht zuvor war die Suche mit dem Polizeihubschrauber samt Infrarot-Wärmebildkamera erfolglos geblieben.

Hier bleiben Sie über die aktuellen Entwicklungen am Laufenden.

21.16 Uhr: Das Allerheiligenfest wird in Stiwoll am Mittwoch unter höchsten Sicherheitsmaßnahmen begangen: Aus Sicherheitsgründen findet keine Veranstaltung im Freien statt, sehr wohl aber ein Gottesdienst in der Kirche. "Die Segnung der Gräber wurde auf Sonntag, 5.11.2017 verschoben, damit Ihr die Gräber vorbereiten könnt. Die Heldenehrung am 1.11.2017 entfällt heuer", informiert Bürgermeister Alfred Brettenthaler.

20.43 Uhr: Die Suche nach Friedrich F. wird am Mittwoch fortgesetzt, ab ca. 8 Uhr wird das riesige und unwegsame Gelände um Gschnaidt, Stiwoll und den Pleschkogel weiter durchkämmt werden. Über Nacht sucht wie gestern der FLIR-Hubschrauber (Forward Looking Infrared) weiter mittels Infrarotkamera nach Lebenszeichen, auch der Gebäude- und Personenschutz bleibt weiter aufrecht. Wie berichtet, existiert eine "Gefährdeten-Liste" von der Polizei. Darauf zu finden: unter anderem die Staatsanwaltschaften, diverse Richter und Bezirkshauptmannschaften, andere Institutionen und auch Betriebe, mit denen der 66-Jährige in Streit war. Sie alle werden von extra abgestellten Beamten beschützt.

19.04 Uhr. "Bundesland heute" berichtet - seit heute ist auch das Kriseninterventionsteam vor Ort. Bestürzung, Trauer und Angst sind im Ort allgegenwärtig. "Die Stimmung ist traurig in Stiwoll", sagt ein Bewohner.

17.18 Uhr. Neue Fotos von der Suche in der Steiermark:

15.44 Uhr. Nun meldet auch die niederösterreichische Polizei, dass die Alarmfahndung beendet wurde, die verstärkte Fahndung bleibt allerdings aufrecht. "Es hat einen sehr konkreten und glaubwürdigen Hinweis aus der Bevölkerung gegeben", sagt Pressesprecher Raimund Schwaigerlehner. Die auf diesen Hinweis hin eingeleitete Alarmfahndung mit Hubschraubern, zusätzlich angeforderten Einsatzkräften und Suchhunden wurde mehr als zwei Stunden lang aufrecht erhalten. Da in diesem Zeitraum nichts gefunden wurde, wurde die Alarmfahndung auf die zweithöchste Stufe heruntergefahren. "Intensive Streifungen werden fortgesetzt." Zu Verbindungen des mutmaßlichen Doppelmörders in den Bezirk Amstetten gibt es keine Hinweise.

15.31 Uhr. Die steirische Polizei informiert in einem FAQ (Frequently Asked Questions, häufig gestellte Fragen) über die derzeitige Lage und räumt mit Gerüchten auf. Wichtig: "Für Inhalte auf anderen Plattformen/Kanälen, die nicht von der steirischen Polizei betrieben werden, können wir keine Verantwortung übernehmen. Wir geben aber auf unseren Kanälen regelmäßige Updates mit verifizierten Informationen."

15.27 Uhr. Die Alarmfahndung in Oberösterreich (es gab Hinweise, dass der Gesuchte bei Mauthausen gesehen wurde) wurde wieder aufgehoben.

14.51 Uhr. Laut dem Polizeisprecher der Landespolizeidirektion Niederösterreich, Johann Baumschlager, sind mehrere Hinweise eingegangen, wonach der Gesuchte dort gesehen worden sein soll. Eine Alarmfahndung sei im Gang, Baumschlager sprach von einem Großeinsatz. Gesucht werde im Großraum um Kematen und St. Valentin sowie im Bereich der Donaubrücke Richtung Mauthausen (OÖ). Die LPD NÖ informierte die Bevölkerung bereits über die sozialen Medien - wie immer gilt die Warnung: "Bei Hinweisen 113 verständigen. Keine eigenmächtigen Handlungen - gefährliche Person!"

14.26 Uhr. Laut niederösterreichischer Polizei soll sich der Täter vermutlich im Bezirk Amstetten befinden - das meldete die Nachrichtenagentur APA per Eilt-Meldung. Mehrere Hinweise aus der Bevölkerung führten im Gebiet von St. Valentin zu einer Alarmfahndung. Der Ort ist allerdings rund 250 Kilometer vom Fundort des Autos (beim ehemaligen GH Abraham in Gschnaidt) entfernt.

13.39 Uhr. Video - So wird nach Friedrich F. gesucht: Systematisch wird das Suchgebiet durchkämmt, Spürhunde suchen auch in dichten Sträuchern, aus der Luft unterstützt ein Hubschrauber die Suche und an der Straße umstellen Beamte das Suchgebiet.

11.50 Uhr. Die Existenz einer in Medien kursierenden angeblichen "Todesliste" des Verdächtigen wurde von der Landespolizeidirektion Steiermark nicht bestätigt. Eine derartige Liste sei definitiv nicht gefunden worden. Es existiert aber eine "Gefährdeten-Liste", die von der Polizei selbst erstellt wurde. Darauf zu finden sind unter anderem die Staatsanwaltschaften Graz, Klagenfurt, Leoben, diverse Richter und Bezirkshauptmannschaften, andere Institutionen und auch Betriebe, mit denen der 66-Jährige in Streit war. Sie alle werden von extra abgestellten Beamten beschützt.

11.30 Uhr. Auch ein Videoteam der Kleinen Zeitung ist bei der Fahndung in Stiwoll dabei. Polizeisprecher Markus Lamb erklärt im Videobeitrag, warum sich die Suchaktion als so schwierig gestaltet.

10.20 Uhr. Von zwei Seiten aus rücken die Suchmannschaften in den Wald vor und durchkämmen ihn lückenlos. Auch der Polizeihubschrauber und 25 Diensthunde sind in die Suche eingebunden. Währenddessen sichern schwer bewaffnete Polizisten die Straßen und Objekte am Rande des Suchgebietes.

9.45 Uhr. Eine riesige Kolonne von mehr als 50 Polizeifahrzeugen machte sich vor Kurzem auf den Weg, um die Beamten zu ihrem Einsatzort zu bringen. Gesucht wird sternförmig von jener Stelle aus, an der der weiße VW-Bus von Friedrich F. am Montag gefunden wurde. Die Fundstelle befindet sich im Wald in der Nähe des ehemaligen Gasthauses Abraham in Gschnaidt.

9.00 Uhr. Für Dienstag kündigte die Polizei an, dass die die Suche nach dem Tatverdächtigen weiter intensiviert wird. Das Waldgebiet rund um den Tatort soll großräumig abgesucht werden. Dazu wurde die Zahl der Polizeikräfte auf insgesamt rund 300 Beamte aufgestockt. Unterstützung kommt von Cobra-Einheiten aus Wiener Neustadt und Wien sowie von Einsatzeinheiten (EE) aus dem Burgenland und Kärnten.

8.30 Uhr. Drei mögliche Szenarien zieht die Polizei derzeit in Betracht: Der Gesuchte hat Selbstmord begangen, er hat sich irgendwo in der Region eingebunkert oder aber seine Flucht perfekt geplant. Dann müsste er in ein bereitgestelltes Fluchtauto umgestiegen sein.

7.30 Uhr. Der FLIR-Hubschrauber des Innenministeriums war die ganze Nacht über den Wäldern rund um Stiwoll und St. Pankrazen unterwegs. Doch die Hoffnung, den gesuchten 66-Jährigen so in die Enge treiben zu können, zerschlug sich. Die hochsensible Infrarotkamera konnte keine menschliche Wärmequelle im Gelände orten.

7.00 Uhr. Solange keine Klarheit über das Schicksal von Friedrich F. herrscht, bleiben der Kindergarten und die Volksschule in Stiwoll geschlossen. Nach derzeitigem Stand wird es morgen auch keine Allerheiligenfeier auf dem Friedhof geben. Man will Menschenansammlungen im Ort vermeiden.

Rückblick auf Montag

Denn es geht die Angst um in Stiwoll, der 730-Einwohner-Gemeinde am westlichsten Rand des Bezirkes Graz-Umgebung. Seit Sonntag ist nichts mehr so, wie es vorher war, bevor auf dem Anwesen von Friedrich F. (66) die tödlichen Schüsse gefallen sind.

Ein Lokalaugenschein, Montagmorgen. Die Volksschule und der Kindergarten sind geschlossen. In der Schule reden Psychologen mit den Lehrern. Sie sollen vorbereitet sein, wenn später die Schüler zu dieser Tragödie Fragen stellen. Der Ort selbst ist menschenleer. Nur wer zur Arbeit muss, ist unterwegs. Sonst bleiben die Leute in ihren Häusern.

„Wir alle haben Angst“, sagt Bürgermeister Alfred Brettenthaler. „Auch ich“, fügt er mit leiser Stimme hinzu.

Täter als Querulant bekannt

Nicht nur in der Gemeinde -weit über die Grenzen Stiwolls hinaus war Friedrich F. als Querulant und als Spinner bekannt. Diese Bluttat hat ihm aber niemand zugetraut. Doch jetzt fürchtet man sich davor, dass es weitere Opfer geben könnte.

„Die Polizei hat mit unserer Hilfe eine Gefährdungsliste erstellt“, erzählt der Bürgermeister. „Darauf stehen Personen, mit denen der Flüchtige Wickel hatte.“ Seitens der Polizei bestätigt man, dass auf bestimmte Personen besonders „aufgepasst“ werde. Auch Gebäude, wie etwa das Landhaus, das Straflandesgericht, sogar eine Firma in Gnas, werden bewacht.

Die Polizei sichert neuralgische Punkte ab
Die Polizei sichert neuralgische Punkte ab © Alexander Danner

Stiwoll selbst gleicht am Tag nach der Bluttat einer Festung. Polizisten mit Helmen und Schutzwesten stehen schwer bewaffnet an den Ortseinfahrten, halten Fahrzeuge an und kontrollieren die Kofferräume. Im Gemeindeamt ist die örtliche Kommandozentrale eingerichtet. „Sie steht in ständiger Verbindung mit dem Einsatzstab in der Landespolizeidirektion“, erklärt Polizeisprecher Leo Josefus.

Zwei Polizeihubschrauber kreisen über den Wäldern. In der Luft und auf dem Boden machen die Spezialeinheiten Jagd auf den mutmaßlichen Doppelmörder. Dann, am frühen Vormittag, ein erster Fahndungserfolg. Die Mannschaft der Flugeinsatzstelle Graz hat vom Helikopter aus das Fluchtfahrzeug entdeckt. Es steht mitten im Wald, in einem Hohlweg bei St. Pankrazen, etwa 15 Kilometer vom Tatort entfernt. Der Gesuchte hat es dort versperrt abgestellt. Es scheint, ganz gezielt. „Der führt noch etwas im Schilde“, befürchten einige Polizisten. „Der hat sich umgebracht“, vermuten andere.

Die Polizei hat bereits Sonntag am Tatort das Handy des Todesschützen sichergestellt. Darauf sind Fotos von vier Hochsitzen abgespeichert. Und diese Hochsitze befinden sich in der Umgebung, in der das Fluchtfahrzeug entdeckt wurde. Die Cobra rückt mit zwei Panzerfahrzeugen an, in einem der Wagen befindet sich der zuständige Aufsichtsjäger. Er führt die Spezialisten zu den Hochständen. Auch der Fluchtwagen wird durchsucht.

Wälder durchsucht

Man vermutet den Todesschützen noch in der Gegend. An der Straßengabelung Geistthal/St. Pankrazen wurde F. Sonntag nach der Tat zuletzt gesehen. Mit Spürhunden durchstreifen Polizisten den Wald, Objekte werden durchsucht. F. bleibt verschwunden.

Inzwischen steht fest: Bei der Tatwaffe handelt es sich um ein Kleinkalibergewehr und nicht, wie anfangs vermutet, um ein Jagdgewehr. Woher die Waffe stammt, ist ungeklärt. Die Obduktion ergab: Adelheid H. (55) wurde von drei, Gerhard E. (64) von zwei Projektilen getroffen. Martina Z. (68), die am linken Oberarm getroffen wurde, konnte noch flüchten.