Der Hund hat die Fahrkarte gefressen; das Ticket liegt in der Geldtasche und beide liegen daheim; ich bin doch eben erst in die Garnitur eingestiegen: Solche oder ähnliche Ausreden von Fahrgästen, die in Grazer Straßenbahnen oder Bussen ohne ein Ticket erwischt werden, sind die Kontrollore schon gewohnt.

Immer öfter jedoch stoßen die mobilen Prüfer auf Personen, die sehr wohl eine Fahrkarte vorweisen können – und dennoch als Schwarzfahrer enttarnt werden: Denn in der Hand halten sie ein gefälschtes Ticket.

Dem geschulten Auge entgeht kaum eine Fälschung
Dem geschulten Auge entgeht kaum eine Fälschung © KLZ/EDER

Was man bislang höchstens mit Geldscheinen und falschen Fünfzigern in Verbindung brachte, ist längst auch im öffentlichen Verkehr zum Problem geworden: Die Zahl der manipulierten Fahrkarten steigt in Graz rasant. Lange Zeit sprach man von Einzelfällen, bestätigt man seitens der Holding Graz auf Anfrage der Kleinen Zeitung. Im Jahr 2014 waren es dann immerhin 39 Fälle, die bei der Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht wurden. Und im Vorjahr schließlich wurden gar 118 Personen mit gefälschten Fahrscheinen erwischt.

„Heuer liegen uns auch schon knapp 40 Fälle vor“, bestätigt Holding-Sprecher Gerald Pichler. Er betont, „dass es sich hier um kein Kavaliersdelikt handelt. Die Fälscher werden unverzüglich angezeigt“. Komme es zu einem Gerichtsverfahren und zu einer Verurteilung, stellt man die Weichen für Paragraph 223 (Urkundenfälschung) des Strafgesetzbuches: Dieser sieht eine Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr oder eine Geldstrafe (bis zu 720 Tagessätze) vor.

118 Personen wurden im Vorjahr angezeigt
118 Personen wurden im Vorjahr angezeigt © Jürgen Fuchs

Stellt sich die Frage, wie Öffi-Tickets gefälscht werden? Wie man diese erkennt? Und wer so etwas macht? Fragen zwei und drei kann Holding-Sprecher Pichler rasch beantworten: „Die Kontrollore der Firma Securitas sind entsprechend geschult, um Fälschungen zu erkennen“.

Erfahrungsgemäß würden auch keine Profibanden dahinter stecken, „sondern schlicht Amateure. Dementsprechend sind auch viele Fälschungen ausgeführt.“

Hier jedoch kann Pichler keine Details verraten, um Trittbrettfahrer auszubremsen. Jedenfalls reiche das Spektrum von Manipulationen am Computer bis zu Klebestreifen, „die eine entscheidende Rolle spielen“. Schon gar nicht könne er jene Maßnahmen aufzählen, die seitens der Holding zur Vermeidung von Fälschungen gesetzt werden – dem Vernehmen nach ist aber unter anderem Kopierschutzfarbe im Spiel. Eines ist fix: „Monatskarten werden mit Abstand am häufigsten gefälscht.“