Ein Zeppelin über Graz – dieses ungewöhnliche Bild ließ viele Grazer in die Luft schauen. Ein deutscher Stromanbieter rechnet mit genau diesem Effekt und lässt Ralph Kremer mit dem „Heißluft-Luftfahrzeug“ über große Städte kreisen. „In Deutschland haben wir schon alle Städte durch, jetzt ist Österreich dran“, erklärt Kremer die Einsatzorte. Letzte Woche war er in Salzburg, bald wird er über Klagenfurt fliegen, für den Graz-Rundflug hat er sich einen Startplatz in Hart bei Graz gesucht.

Dort wird zuerst die Gondel aus einem Autoanhänger ausgeladen, dann wird der Stoff ausgelegt und mit einem großen Ventilator aufgebläht, dann kann der Gasbrenner die Luft erhitzen und das Luftschiff hebt wie ein Heißluftballon ab.

Zeppelin: Der Start

"Beim Ballon stehst du, im Luftschiff sitzt man“, scherzt Kapitän Kremer, es gibt aber noch weitere Unterschiede: Das Luftschiff hat hinter der Kanzel einen 65-PS-Motor mit einem Propeller, bei Windstille kommt man damit auf etwa 39 km/h. Gesteuert wird mit einem beweglichen Querruder: Pilot Kremer muss diese mit einem Seilzug betätigen, die Aufwinde im hügeligen Gebiet über St. Peter machen das zu einem würdigen Ersatz für das Fitnessstudio.

Zeppelin: Der Flug

Über Raaba beruhigt sich die Windsituation, hinter der Kanzel brummt der Motor, der Gasbrenner innerhalb der Hülle zischt immer wieder und sorgt für eine wohlige Wärme auch innerhalb der halboffenen Kanzel.
Über dem Fußballstadion erzählt Kremer, dass es den Heißluftballon-Pilotenschein und eine Zusatzausbildung braucht, um mit dem 41 Meter langen Luftschiff fliege zu dürfen. Oberhalb der Messe zückt er sein Handy und macht einige Fotos in Richtung Uhrturm: „Mein Fluglehrer ist in Pension und hat kein einziges Bild gemacht, darüber ist er traurig. Ich möchte mich später erinnern können an die vielen Orte, die ich besucht habe.“
Über dem Jakominplatz dreht Kremer um, Wind ist aufgekommen. „Beim zurückfliegen wird’s wohl länger dauern, da muss der Motor schon kämpfen“, meint er, während er sich fast durchgängig mit den Seilzügen abmüht und dabei wie ein Segelschiff gegen den Wind kreuzt. „Geht ja doch besser, als ich gedacht habe“, meint er über der St. Peter Hauptstraße und in den Hügeln von St. Peter bewundert er so manche Luxusvilla.
Dann geht die Nase des Zeppelins nach oben und wieder nach unten, wieder schlagen die Aufwinde zu, Kremer plagt sich, der Gasbrenner zischt, die Pferde auf der Kuppel unterhalb schauen überrascht nach oben.

Zeppelin: Die Landung

Bald sind die Hügel überwunden und Kremer setzt zur Landung an: „Das ist für mich der interessanteste Teil, die Herausforderung“, meint er, während er knapp über eine Baumreihe absinkt und über der Wiese das Luftschiff wieder in den Wind dreht. Ruhig war der Flug, ruhig ist die Landung.
Am Boden öffnet er noch eine Klappe zum Brenner hin, viel heiße Luft strömt in die Kanzel , während die Bodencrew schon beginnt, die Hülle zusammen zu legen. 30 Minuten später ist alles im Autoanhänger verstaut. Alles, was bleibt, sind einige schöne Bilder in Kremers Handy und hoffentlich die Werbebotschaft für den Stromanbieter.