Der Ober sticht den Unter - aber nicht immer. Hans Sünkel, Rektor der Technischen Universität Graz, hat am Freitag einen Ruf nach Wien an die Spitze der Österreichischen Akademie der Wissenschaften ausgeschlagen und wird in Graz bleiben.

Begründung. "Es ist nicht meine Art, große Institutionen auf halbem Weg liegen zu lassen", begründete Sünkel, der 2003 zum ersten Mal zum Rektor und 2007 im Amt bestätigt wurde, seine Entscheidung. In einem Schreiben an alle Mitarbeiter erklärte Sünkel, es sei zwar "die Funktion als Präsident der ÖAW als höchstrangiger wissenschaftlicher Einrichtung Österreichs attraktiv und prestigeträchtig", aber eben unvereinbar mit dem Amt des Rektors. Die TU sei in einer "sehr dynamischen Phase" und auf dem Weg, sich international hervorragend zu positionieren.

Andere Gründe. Freilich spielten auch andere Gründe für die Entscheidung eine große Rolle, wie Sünkel im Gespräch einräumte: "Die budgetäre Perspektive der Akademie der Wissenschaften ist derzeit nicht gerade berauschend." Offenbar konnte die Wahlfindungskommission unter dem Vorsitz des ehemaligen Wissenschaftsministers Hans Tuppy die Bedenken nicht ausräumen. Tatsächlich wartet auf den neuen Präsidenten, der im April für vier Jahre gewählt wird, die Aufgabe, die Akademie umzustrukturieren.

200-Jahr-Jubiläum. Sünkel will jetzt die TU Graz zum 200-Jahres-Jubiläum in zwei Jahren führen - zeitgleich endet dann nach acht Jahren auch sein Rektorat: "Mich erwartet danach ein attraktives wissenschaftliches Betätigungsfeld." Auch familiäre Gründe hätten für einen Verbleib in Graz gesprochen.

Erleichterung. An der TU Graz wurde am Freitag die Entscheidung mit Erleichterung zur Kenntnis genommen.