Geschnappt wurde der Angeklagte (51) auf Mauritius, wo er angeblich nur einen Urlaub verbringen wollte, von Zielfahndern des Bundeskriminalamtes. Seit Ende Dezember sitzt er in Graz in U-Haft, seit gestern verantwortet er sich vor Richter Andreas Lenz wegen des Vorwurfs des schweren gewerbsmäßigen Betrugs. Die ursprüngliche Geschäftsidee klingt gut: In Dubai, wo vor allem die Männer verrückt nach Energy-Drinks sein sollen, wollte er mit zwei Partnern den Energy-Drink eines steirischen Herstellers vertreiben. Am Ende blieben laut Staatsanwalt Benedikt Petzner Petzner 23 Investoren mit einem Schaden von mehr als 1,6 Millionen Euro übrig.

Dem wegen Betrugs zweimal vorbestraften Steirer wirft die Anklage vor, den Investoren die Möglichkeit großer Gewinne vorgegaukelt zu haben. Stattdessen hätten die Investitionen in seinen luxuriösen Lebensstil finanziert. Mit gefälschten Gewinntabellen, einem Handel mit Rohgold aus Ghana und Auszahlung von Scheingewinnen sei die Illusion aufrechterhalten worden.

Der Angeklagte gesteht einen Fehler in einem Faktum ein, das gar nicht angeklagt ist. "Ja dann", fühlt er sich nach längerem Hin und Her also nicht schuldig. Es habe bei dem letztlich gescheiterten Projekt keinen Betrugsvorsatz gegeben. Der erste Tag diente lediglich der - ausschweifenden und in alle Richtungen ausfransenden - Aussage der Aussage zum Energy-Drink-Geschäft. Der ebenfalls gescheiterte Handel mit Mineralwasser, Wein und Schokolade für Duty-free-Shops und Goldhandel folgt. Der Richter will zunächst nur abklären, welche der zahlreichen Zeugen benötigt werden. Es ist bald klar: "Wir werden alle brauchen."

Viele Talente

Der Angeklagte ist ein Mann vieler Talente. Er war Gastronom mit vier Lokalen in Graz, hatte ein Burnout und stieg mit hohen Verlusten aus. Er gestaltete Lokale, handelte mit Palmen für die Gastronomie und entwarf Artikel für den Geschenkehandel. Er malt und ist Bildhauer, hat in der U-Haft ein Kinderbuch gestaltet und kündigt einen 700 Seiten starken Roman über die Ereignisse an, die ihn vor Gericht brachten. Das Buch ist fast fertig und trägt den Titel: "Der Versprecher".

Das Verfahren wird vertagt und dürfte langwierig werden. Die Strafdrohung beträgt ein bis zehn Jahre.