Gestern gab es im Prozess um die Böllerexplosion in Kapfenstein mit zwei Toten ein erstes Geständnis. Ein Mitangeklagter (48), der früher Polizist war, bekannte sich wegen falscher Beweisaussage und Begünstigung schuldig. 1500 Böller hatte er aus der illegalen Produktion in einer Kapfensteiner Scheune bezogen, dies aber der Polizei verschwiegen.

Heute Vormittag folgte für den Ex-Polizisten das (noch nicht rechtskräftige) Urteil: 4 Monate bedingte Haft wegen Falschaussage und Begünstigung und eine Geldstrafe von 7200 Euro. Der 48-Jährige hatte bis zur Verhandlung und auch noch am ersten Prozesstag geleugnet, vom 33-jährigen Hauptangeklagten Böller gekauft zu haben. Erst am Donnerstag gestand er die Abnahme von etwa 1.500 Stück. Da er aber nicht die Berechtigung dafür hatte, habe er gelogen und bei der Einvernahme nichts davon erzählt. Richterin Barbara Schwarz rechtfertigte die "kräftige Strafe" damit, dass der
frühere Polizist genau gewusst habe, dass er seinen  ehemaligen Kollegen mit einer umfassenden Aussage sehr geholfen hätte.

Einblick in die Szene

Für die weiteren acht Angeklagten geht der Prozess weiter. Zahlreiche Zeugen und der leitende Ermittler gaben Einblicke in die Szene. Anhand von Telefonprotokollen kann das Gericht nachvollziehen, dass sich einige Zeugen mit dem Erstangeklagten vor und nach ihren Aussagen abgesprochen haben. Dieser Eindruck wird auch bei ihren Aussagen vor Gericht bestätigt.

Der zuständige Ermittler schildert die gefährliche Lage nach der Explosion in Kapfenstein. Die umliegenden Häuser mussten evakuiert werden. Es habe einen Tag gedauert, bis die rund 3500 noch intakten Böller gefunden und vernichtet waren und "Tatortsicherheit" hergestellt war. Jene Beschuldigten, die der Pyrotechnik-Szene angehören, seien sehr unkooperativ gewesen, hätten von sich aus nichts erzählt und nur auf konkrete Fragen geantwortet. Unrechtsbewusstsein konnte er keines feststellen. "Es geht immer nur um eines - den Profit." 

Vertagt

Am Nachmittag wurde der Prozess vertagt. Er wird im November mit weiteren Zeugen und der Aussage des Sachverständigen fortgesetzt.

Bis zu den restlichen Urteilen wird das Gericht vermutlich noch zwei Verhandlungstage benötigen.