Vor eineinhalb Wochen stellten Polizeibeamte bei einer Kontrolle eines Lkw in Ardning 33 Übertretungen fest. „So viele Übertretungen auf einmal kommen in unserem Bezirk in etwa einmal im Jahr vor“, erklärt Walter Schwab vom Polizeiposten Stainach. Er ist Experte in dieser Angelegenheit, kontrollierte auch in dieser Woche wieder mit einem Kollegen in Stainach wieder Sattelschlepper.

Welche Lkw sind sonst im von Transitverkehr geplagten Bezirk Liezen unterwegs? „Sehr oft werden Ruhezeiten unterschritten. Aber da können die Fahrer nur bedingt etwas dafür. Sie sind in der Zwickmühle zwischen Gesetz und dem Frächter. Da werden sogar Strafen angedroht, wenn nicht durch das Ennstal gefahren wird beziehungsweise Fahrten verzögert werden“, erklärt Schwab.

In all den Jahren als Polizist habe er einige Schmankerln erlebt. „Einmal hat mich zum Beispiel ein Fahrer sogar darum gebeten, den Laster abzustellen, weil er müde war. Nur damit er ein Schriftstück hat, das er seinem Chef vorlegen kann. Das ist ein hartes Geschäft“, so der Exekutivbeamte, der ergänzt, dass beispielsweise fünf Mal hintereinander Fahrer von einer gleichen Frächterei erwischt wurden, bis es gewirkt hat.

Neben den Ruhezeiten wird regelmäßig das Gewicht der Fahrzeuge abgestraft. „Da wird sehr viel getrickst, damit auf der Bundesstraße 320 gefahren werden kann“, sagt Schwab, der in dieser Hinsicht auch das Wort Mautflucht in den Mund nimmt. „Lassen Frächter ihre Fahrer über die Ennstal-Bundesstraße oder über den Triebener Tauern fahren, ersparen sie sich Mautgebühren auf der Autobahn.“

Grund für die Tricks – so die Kritik aus der Bevölkerung – ist ein Ausnahmenkatalog. Eine Umfrage unter Nutzern auf kleine.at/LI hat ergeben, dass sie der Meinung sind, die Mautflucht sei einer der größten Verursacher des Verkehrschaos im Ennstal ist. „Der Katalog hat seine Gründe“, so Bezirkshauptmann Josef Dick, der die Problematik des Transitverkehrs kennt, aber darauf hinweist, dass es sich nicht selten um subjektives Empfinden handelt. „Ich fahre auch täglich mit dem Auto und denke mir, dass mehr Lkw unterwegs sind. Wir haben uns das aber schon alles angeschaut und sind zur Erkenntnis gekommen, dass der überwiegende Teil der Lkw zurecht im Bezirk fährt.“ Es gehe um Ziel- und Quellverkehr.

Eine Verordnung gegen den Schwerverkehr benötigt Sicherheitsbedenken oder Emissionen beziehungsweise Lärmbelästigung. „Weder das noch das lässt sich auf der B320 feststellen“, so Dick, der aber auch sagt, dass die Frächter sich nichts aus Verboten machen. „Es wird einfach gefahren.“

Die Behörde könne in dieser Sache übrigens auch selbst aktiv werden und eine Verordnung erwirken – so wie oft gefordert – allerdings braucht es dafür die erwähnten Begründungen. „Wenn man so etwas will, braucht es eine Gesetzesänderung“, so Bezirkshauptmann Dick.