Sie sind seit Kurzem Ehrenbürger Ihrer Heimatgemeinde Trieben? Wie fühlt sich das an?

Gerhard Hafner: Die Freude ist riesig. Der Bürgermeister hat mich damit aber völlig überrascht. Ich wurde eingeladen, eine Messe zu zelebrieren und plötzlich kam man mit der Ehrung auf mich zu. Vor allem als waschechter Triebener ist so etwas klarerweise eine Ehre und ein Vertrauensvorschuss, ich habe die Arbeit als Abt ja gerade erst aufgenommen.

Wie wichtig ist Ihnen Heimat?

Heimat ist für mich vielschichtig. Der ganze Bezirk ist meine Heimat. Ich bin in Trieben geboren und aufgewachsen, habe in Stainach das Gymnasium besucht, war in Schladming Priester und bin 1994 in Admont in den Benediktiner-Orden eingetreten. Ich bin auch noch immer Pfarrer von Admont und gleichzeitig Abt. Da sich immer weniger junge Männer für den Berufsweg Pfarrer entscheiden, sind Personalunionen fast notwendig.

Womit hat dieser Schwund zu tun? Oder kann man von einem generellen Abwenden von der Kirche sprechen?

Wir haben im Stift Admont das Glück, derzeit 24 Mitbrüder zu sein, von denen etwa die Hälfte unter dem 50 Lebensjahr sind.
Das ist eine gute Situation. Der Beruf Pfarrer war früher aber angesehener als heute.

Woran liegt das? Hinterfragt die Gesellschaft heute mehr?

Wenn ich das wüsste, würde ich es ändern. Zum einen liegt es sicher daran, dass die Kirche und der Glaube heutzutage nicht mehr eine so große Rolle spielen. Hinterfragen, so würde ich meinen, ist sogar sehr wichtig. Und ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob es überhaupt Glaube ist, wenn man nicht hinterfragt. Uns darf es jedenfalls nicht zu mühsam sein, auf die Menschen zuzugehen, auf die Fragen von heute zu antworten.

Hat ein Abt eigentlich einen freien Tag?

Ja, ich habe freie Tage und auch Urlaub, der mit ganz wichtig ist. Nur wer sich Zeit für sich nimmt, hat dann auch Kraft und Möglichkeit für andere Menschen da zu sein. Natürlich gibt es im Pfarrersein, im Austausch mit den Menschen, an sich keinen freien Tag. Der liebe Gott hat sicher auch keinen Urlaub (lächelt).

Was macht Gerhard Hafner in seiner Freizeit?

Ich bin ein Reisender, schaue mir liebend gerne andere Städte und Länder an. Auf den Bergen bin ich dafür nicht so gerne unterwegs. Ich bin in der Obersteiermark geboren und muss das mit dem Berggehen nicht extra beweisen (lacht).

Wie gehen sie mit der digitalen Welt um? Facebook-Profil?

Ich verschließe mich nicht davor, habe aber selbst keinen Facebook-Zugang. Wenn ich etwas wissen will, erfahre ich es auch so. Das Digitale hat aber sicher viele Vorteile. Es geht darum, wie man damit umgeht.

Wird einem Mann Gottes Angst und Bange wenn er die Nachrichten von Mord und Totschlag in Fernsehen und Zeitungen sieht?

Man könnte meinen, dass die Geschichte eine Geschichte von Morden und Kriegen ist. Dem ist aber nicht so. Es hat immer viele Menschen gegeben, die in den schlimmen Zeiten Gutes getan haben. Wenn Menschen im Namen Gottes Anderen Schlechtes antun, ist das die Pervertierung.

Herr Abt, sind Sie ein Sommermensch? Wann wird Ihnen zu heiß? Wie halten Sie es mit Konflikten?

Ich liebe Hitze, aber es muss trocken sein. Auf keinen Fall bin ich ein Mensch, der Konflikte fördert. Wenn man mich aber auf dem falschen Zeh erwischt, kann ich schon impulsiv sein. Ich hasse Ungerechtigkeiten.

Ist der dienstliche Gott von Gerhard Hafner eigentlich der gleiche wie der private Gott?

Das ist eine schwierige Frage. Ich halte mich da an den heiligen Benedikt, der gesagt hat, dass man ein Leben lang auf Gottsuche ist. Ein Gottesdienst, den Kollegen von mir oder ich halte, hat eine fixen Ablauf, die Auseinandersetzung mit dem lieben Gott im Privaten bleibt aber jedem selbst überlassen.