Ironie des Schicksal, dass unser größter militärischer Erfolg Schuld am Vergessen ist. "Denn hätte Major Hackher den Grazer Schloßberg nicht erfolgreich verteidigt, dann stünde er heute noch. Niemals wäre der Hass der Franzosen groß genug gewesen, um ihn zu zerstören." Ist man abenteuerlichen Zeitreisen nicht abgeneigt, sollte man dem Herrn, der dies sagt, auf Schritt und Tritt folgen. Wie Erik Hilzensauer vom Bundesdenkmalamt schwärmen am Sonntag in ganz Österreich Historiker aus. Unter dem Motto "Kultur-Import" werden 180 Objekte im ganzen Land vorgestellt, in der Steiermark eben vorwiegend Festungsanlagen (siehe Kasten), die großteils von italienischen Baumeistern geprägt wurden.

Reste der Mauer. Hilzensauer dürfte den Spaziergang am Sonntag durch Graz (ab 10 Uhr, Schloßberg) ungefähr so beginnen: "Wir befinden uns im Jahre 1544. Die erste, große Periode des Festungsbaus hat begonnen. Fast 30 Jahre lang wird an den Bastionen im Süden und Osten gebaut." Dort, wo sich heute die Pfauengartengarage (Karmeliterplatz) befindet, sieht man wunderbar hinab auf die Reste der Außenmauer des uralten Graz. Eine gewaltige Ziegelwand. "In der zweiten Bauphase bis 1614 wird die gesamte Paulustorvorstadt mit Erdreich aufgeschüttet und in die Stadtbefestigung aufgenommen." Ein Bauprojekt wie man es sich heute kaum vorstellen kann. Auch davon sind Teile des Mauerwerks zu bewundern. In jenen Jahren und bis hinein ins frühe 18. Jahrhundert prägten italienische Baumeisterfamilien das Stadtbild. Viele von ihnen wie die dell'Allios blieben in der Stadt.

Rest der Vergangenheit. Warum man im 19. Jahrhundert wieder begonnen hat, sich für die Reste der Vergangenheit zu interessieren? Auch dafür hat Hilzensauer eine These: "Dass etwas verschwindet, merkt man erst, wenn es nicht mehr da ist."