Im Landesgericht Leoben ist am Dienstag der Prozess gegen sieben mutmaßliche Neonazis fortgesetzt worden. Die jungen Männer sollen durch einschlägige Postings und Tätowierungen aufgefallen sein, außerdem NS-Devotionalien hergezeigt und Waffen besessen haben. Einige werden beschuldigt, eine rechtsradikale Vereinigung mit dem Titel "Legion Werwolf Ostmark" gegründet zu haben.

Der Staatsanwalt listete zahlreiche Delikte auf, darunter Hakenkreuz- und Runen-Tattoos auf allen möglichen Körperteilen, das Sammeln und zur Schau stellen von Wehrmachtsuniformen und Stahlhelmen. Einige sollen auch immer wieder den Hitlergruß gezeigt haben, einer meldete sich mit "Führerbunker" am Telefon. Eigentlich weist die Anklage acht Personen auf, doch der eigentliche Drahtzieher, Harald F., kam nicht aus Deutschland zum Prozess. Er ist dort mehrfach vorbestraft, nun droht ihm auch in Österreich eine Verurteilung.

"Grillabende und Konzerte"

Die Befragung der Angeklagten erwies sich als äußerst langwierig, da sie - unübersehbare - Kleinigkeiten bereitwillig gestanden, sich aber in Bezug auf "Legion Werwolf Ostmark" sehr zugeknöpft zeigten. F. hatte in Deutschland ähnliche Gruppierungen gegründet, mit ihm waren die Angeklagten in engem Kontakt.

Auch am zweiten Verhandlungstag wurde die Bedeutung dieses "Vereins" von seiten der Angeklagten stark verharmlost. Ein 24-Jähriger sprach wieder von "Grillabenden und Konzerten". F. habe er kennengelernt aber "bald gemerkt, dass der nicht ganz dicht ist". Trotzdem fuhr er drei oder vier Mal nach Deutschland und besuchte ihn. Dieser fragte dann, ob die Steirer nicht bei der "Legion Werwolf" mitmachen wollten. "War Ihnen klar, dass das eine rechtsradikale Vereinigung ist?", fragte Richterin Sabine Anzenberger. "Ja, wir haben uns ja bei einem Rechtsrock-Konzert getroffen", gab der Befragte zu.

Gründung der "Legion Werwolf"

Im Raum stand die Gründung der "Legion Werwolf Ostmark". Entsprechende T-Shirt wurden angefertigt, und "der Sinn waren gemeinsame Aktivitäten", beschrieb es der 24-Jährige. Frauen seien als Mitglieder nicht geduldet gewesen. "Ist ja voll öd", entfuhr es dem beisitzenden Richter Armin Scheck. Die Frage, ob die Gruppe nun existiert hat oder im Planungsstadium blieb, ließ sich nicht eindeutig klären. "Vor der Polizei haben Sie gesagt, sie gründeten die 'Legion Werwolf Ostmark', und die ersten Mitglieder seien Sie und zwei der Mitangeklagten gewesen", hielt die Richterin dem Angeklagten vor. "Es war viel an dem Tag", wollte der Befragte erklären. "Das war der Beginn ihrer Einvernahme". "Dann weiß ich es nicht."

Mittlerweile will keiner der Beschuldigten mehr etwas mit der damaligen Gesinnung zu tun haben. "Wir waren dumm damals", meinte der 24-Jährige. Politik habe ihn aber nie interessiert, weder damals noch heute. Dass F. nach eigenen Angaben vorhatte, in Österreich eine deutsche Reichsregierung einzuführen, war ihm nicht geläufig. "Ich war nur bei Grillabenden und Konzerten, was die geredet haben, habe ich keine Ahnung", betonte er. "Es hat bisher keiner eine Ahnung gehabt", warf die Richterin ein. "Da kann ich nichts dafür", antwortete der Steirer.

Die Befragung der Angeklagten dürfte auch am Mittwoch fortgesetzt werden.