Derselbe Räuber oder gar ein Trittbrettfahrer? Derzeit schließt die Polizei nicht aus, dass die beiden Banküberfälle in Nestelbach im Ilztal am Donnerstagabend und jener im nur zwölf Autominuten entfernten Großsteinbach letzten Freitag zusammenhängen. Die Überfälle tragen aber komplett unterschiedliche Handschriften. Beide Täter sind weiterhin auf der Flucht.

Mehr als eine halbe Stunde lang hielt sich am Donnerstag ein Räuber in der Bankfiliale in Nestelbach auf. Der Mann hatte zunächst hinter einer Mülltonne der 46-jährigen Reinigungskraft aufgelauert. Als sie gegen 18.50 Uhr durch einen Seiteneingang den Müll hinaustragen wollte, tauchte der mit einer Sturmhaube maskierte und einem Küchenmesser bewaffnete Täter aus dem Hinterhalt auf und drängte die Oststeirerin ins Gebäude zurück. Dort wurde sie mit einem Klebeband gefesselt und auf  einen Stuhl gesetzt. Der Täter fragte sie nach dem Namen des Filialleiters, diesen musste die 46-Jährige in der Folge mit ihrem Handy anrufen und unter einem Vorwand zur Bank locken. Dieser dachte sich nichts dabei, er war schon öfters kurzfristig zu Hilfe gekommen.

Als der in der Nähe wohnhafte Filialleiter (54) eintraf, wurde auch er vom Räuber von hinten überwältigt und mit Klebeband gefesselt. Zunächst bediente sich der Täter selbst im Kassenraum, fand dort aber nur Münzgeld vor. "Dann kam es zu einer Diskussion zwischen dem Filialleiter und dem Räuber", schildert Raubermittler Wolfgang Ofner vom Landeskriminalamt (LKA). Der 54-Jährige versuchte den Täter davon zu überzeugen, dass sein Vorhaben zwecklos sei. Er, der Filialleiter, habe zu diesem Zeitpunkt keinen Zugriff mehr auf das Geld. Überdies seien generell keine großen Bargeldreserven in der kleinen Filiale vorhanden. Der Räuber gab nicht auf, wollte auch noch einen weiteren Angestellten in die Bank locken. "Dann kommt aber auch die Polizei", gab ihm der Filialleiter zu verstehen.

Die Bankfiliale von Nestelbach blieb am Karfreitag geschlossen
Die Bankfiliale von Nestelbach blieb am Karfreitag geschlossen © Gerald Hirt

Schließlich sah der Täter ein, dass er keine Chance auf das Bargeld hat. Er schob den Bürosessel mit dem gefesselten Filialleiter in das WC, wo er zuvor schon die Reinigungskraft eingesperrt hatte. Dann nahm er dem Mann noch das Handy und den Schlüsselbund ab, durchsuchte dessen Auto am Parkplatz und nahm dort ein Etui mit etwas Bargeld und den Papieren des Oststeirers mit. Dem Bankstellenleiter gelang es schließlich, sich mit einem Brieföffner aus dem Büro aus seiner Fesselung zu befreien und die Polizei zu alarmieren. Die sofort eingeleitete Alarmfahndung blieb ohne Erfolg. Fluchtwagen und -richtung des Täters sind unbekannt.

Die Polizei bittet um zweckdienliche Hinweise an den LKA-Journaldienst: Tel. 059 133 60 - 3333.