72 Stunden lang herrschte unter der Belegschaft des Grazer Parkhotels das mittlere Chaos. Es war der August 2016, als eine Schadsoftware sämtliche Computersysteme in dem Traditionshotel lahmlegte. "Du stehst offline da und nichts geht mehr", erinnert sich Hotelier Philipp Florian an den Cyber-Angriff von Kriminellen.

Weder Buchungsystem noch Registrierkassa funktionierten mehr. "Wir wussten nicht mehr, wer ein- und auscheckt", so Florian. Online-Buchungen über diverse Internetplattformen waren nicht mehr nachvollziehbar, Rechnungen konnten nicht gedruckt werden, die Rezeptionisten saßen vor schwarzen Bildschirmen. Um das System wieder herzustellen, forderten die Erpresser per Mail fünf Bitcoins (damals rund 5000 Euro) binnen 24 Stunden, das Lösegeld erhöhte sich sich mit Fortdauer der Zeit. Doch Florian vertraute auf den Rat der Experten, zahlte nicht und ließ das System von Fachleuten wiederherstellen. Die Aufarbeitung habe aber noch weitere 14 Tage in Anspruch genommen.

Hohe Dunkelziffer

Viele Opfer von Cyberkriminellen gehen mit ihrem Fall nicht an die Öffentlichkeit, da sie den Imageschaden fürchten. Florian tat es am Montag bewusst im Rahmen einer Pressekonferenz von Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl (ÖVP). Sie stellte dabei die Aktion "Cyber_Safe 2018" vor. Mit der Offensive sollen steirische Tourismusbetriebe aber auch -verbände vor Cybercrime geschützt werden. Insgesamt eine Million Euro für Förderungsmaßnahmen liegen heuer bereit.

Zwei Module werden angeboten: Beim "Security Check" überprüfen Experten den Zustand der bestehenden IT-Infrastruktur in Hinblick auf Cybersicherheit. Beim "Security Upgrade" werden konkrete Maßnahmen zur Verbesserung des Datenschutzes gesetzt. Das Land fördert die Kosten beider Module zu 50 Prozent, jedoch maximal mit 3500 Euro pro Betrieb bzw. 15.000 Euro pro Regionalverband.

Was die Ausnutzung digitaler Möglichkeiten betreffe, gebe es bei vielen kleineren und mittleren Touristikunternehmen "noch Luft nach oben", erklärte Eibinger-Miedl. "Unser Förderprogamm soll die heimischen Touristikerinnen und Touristiker motivieren, die notwendigen Maßnahmen für den Schutz vor Cyberkriminalität umzusetzen."

40 Prozent mehr Fälle

Alexander Gaisch, stellvertretender Landespolizeidirektor, begrüßt die Initiative des Landes. "Dieses Angebot deckt die meisten Schadensfälle ab, die wir in letzter Zeit hatten. Viele der Geschädigten wären heute froh, hätten sie diese Maßnahmen zum Schutz ihrer Daten und Betriebssysteme im Voraus getroffen." Der Bereich Cyberkriminalität sei der am stärksten wachsenden mit jährlichen Zuwachsraten von 30 bis 40 Prozent.