Wieder ist es in der Steiermark zu einem tödlichen Familiendrama gekommen. Ein 22-jähriger Mann wird verdächtigt, in der Nacht auf Montag in Mantscha (Ortsteil von Hitzendorf) seine Großmutter (78) ermordet zu haben. Der Verdächtige wurde am Vormittag festgenommen, ebenso der (verletzte) Ehemann (75) des Opfers. Am Nachmittag ließ man den 75-Jährigen wieder gehen. 

Der 22-Jährige wurde Montagabend einvernommen. Zuvor versuchte die Gerichtsmedizin, die Todesursache aufzuklären - eine Tatwaffe wurde nämlich nicht gefunden. Eine Frage lautet: Ist die 78-Jährige womöglich im Bett erstickt worden? Man fand keine erkennbare Verletzung.

Andererseits wurde etwas Blut entdeckt, daher hat die Exekutive diverse Gegenstände im Haus sichergestellt, die als Tatwaffe infrage kommen könnten. Der genaue Hergang war am Montag noch unklar. 

"Derzeit kann davon ausgegangen werden, dass sich die Tat gegen Mitternacht ereignet haben dürfte", so ein Polizeisprecher.
Der Mann des Opfers hat vermutlich nichts bemerkt. Der 75-Jährige wurde am Kopf verletzt und "dürfte an Demenz leiden", so Polizeisprecher Markus Lamb.

Nachbarin schlug Alarm

Eine Nachbarin hatte gegen 9 Uhr bei der Polizeiinspektion Hitzendorf angerufen und Alarm geschlagen. Sie wollte mit der 78-Jährigen wie üblich einkaufen fahren. Doch keine Menschenseele rührte sich, da verständigte die Nachbarin die Polizei.

Als die Beamten bei dem Einfamilienhaus in einer Wohnsiedlung in Mantscha eintrafen, fanden sie die 78-jährige Frau tot im Schlafzimmer liegend vor. Der 75-jährige Ehemann wies eine Kopfverletzung auf. Er wurde ins Spital gebracht.

Familientragödie: Großmutter getötet

Keine Waffe

Offenbar hatte sich zuvor ein Familienstreit ereignet. Nach erster Meldung wäre der 22-jährige Enkel (er stammt aus dem Bezirk Leoben) im Haus seiner Großeltern durchgedreht. Eine eindeutige Tatwaffe vorerst konnte nicht gefunden werden.

Der 22-jährige Enkelsohn ließ sich widerstandslos festnehmen. Auch sein 75-jähriger Großvater wurde aufgrund der unklaren Sachlage vorübergehend in Gewahrsam genommen. Er befand sich unter Polizeiaufsicht im LKH Graz. Die Ermittlungen hat die Mordgruppe des Landeskriminalamts übernommen. Am frühen Nachmittag wurden Spuren in dem Einfamilienhaus gesichert.

"Kränklich"

Ein Nachbar beschrieb der APA den 75-jährigen Großvater als "fröhlichen und lockeren" Menschen, der aber seit einiger Zeit "kränklich" sei. Den bisher polizeilich unauffälligen Enkelsohn des Ehepaares kannte dieser Nachbar ebenfalls, denn der 22-Jährige soll öfters bei den Großeltern zu Besuch gewesen sein. Streitereien habe der Nachbar nie bemerkt.

In diesem Haus spielte sich die Familientragödie ab
In diesem Haus spielte sich die Familientragödie ab © Hans Breitegger

Gepflegtes Haus

Das landwirtschaftlich geprägte Gebiet mit vielen Obstbäumen, Waldstücken und Gehöften wirkt im Sommer sehr idyllisch, nun aber unwirtlich - minus sieben Grad Celsius herrschen am Montag über der dicken Schneedecke. Von der Mantschastraße im nördlichen Ortsteil führt ein kleiner Zufahrtsweg zum einstöckigen Einfamilienhaus des älteren Ehepaares, in dessen Räumen sich die Tragödie abgespielt hat. Das Haus ist gepflegt, jahreszeitlich geschmückt und verschneit. Unter dem Flugdach steht der Pkw des Ehepaares.

Spurensicherung am Tatort
Spurensicherung am Tatort © Hans Breitegger

Ein Nachbar mit dicker Jacke und Haube fährt die Gasse entlang und steigt aus: "Es war alles voller Polizeiautos, als ich gekommen bin", sagt er zu den wartenden Journalisten. Etwas später habe er gesehen, wie der Enkel in Handschellen abgeführt worden sei. Über den Großvater (75) spricht er nur Gutes. Über den Neffen kann er nichts sagen.
Andere Nachbarn meinen, der junge Mann aus Leoben hätte seine Großeltern öfters besucht. Von Streitereien will niemand etwas bemerkt haben.

Erschrocken

Eine weitere Nachbarin fährt in einem weißen Wagen langsam die Zufahrtsstraße entlang: Als sie erfährt, was hier am frühen Vormittag geschehen ist, legt sie erschrocken und fassungslos die Hand auf den Mund, bevor sie das Auto weiterrollen lässt.

Wenig später treffen der Staatsanwalt und weitere Männer des Landeskriminalamtes und der Spurensicherung ein.
Obwohl der Tathergang noch nicht klar ist, werden unweigerlich Erinnerungen an die Bluttat von Stiwoll vom Ende Oktober 2017 wach. Stiwoll ist von Mantscha gerade einmal zehn Kilometer Luftlinie entfernt.

Erst am Samstag hatte ein 51-Jähriger bei St. Stefan im Rosental seine Schwester und seinen Bruder getötet und seine Mutter lebensgefährlich verletzt.