Auch Mario Kunasek verdiente sich seine erste (Mietkauf-)Wohnung als junger Wachtmeister im Auslandseinsatz. „Damals konnte ich mir ein bisschen Taschengeld auf die Seite legen. Ich empfand das alles aber auch sehr positiv für meine eigene Entwicklung“, erzählt er den angetretenen Soldaten im Camp „Film City“ in Prishtina. Mehrmals erinnert der FPÖ-Politiker auf seiner ersten Auslandsreise als Verteidigungsminister an sein halbes Jahr in Bosnien 1999. Nun besucht er die Soldaten dort sowie im Kosovo und trifft auf viele Frauen und Männer mit ähnlichen Motiven.

Rechts: Mario Kunsaek bei seinem Bosnien-Einsatz 1999
Rechts: Mario Kunsaek bei seinem Bosnien-Einsatz 1999 © Facebook/Kunasek

Dazu zählt auch Oberleutnant Wolfgang Weiß aus Graz. Zum ersten Mal ist der 27-jährige Steirer für längere Zeit im Friedenseinsatz. Dem Stabsoffizier obliegt die militärische Sicherheit sowie die Ausbildung des rot-weiß-roten KFOR-Kontingents im Kosovo. Als Häuslbauer tue er sich jetzt schon leichter, einen Kredit bei der Bank zu bekommen, schmunzelt er. „Aber man geht auch ins Ausland, um die Kultur des Landes aufzunehmen, sprachliche Fertigkeiten zu verbessern, und man lernt sehr viel in der multinationalen Zusammenarbeit.“

28 Nationen bilden derzeit die Nato-Mission in dem jungen Balkanstaat, der sich so schwertut, wirtschaftlich auf die Beine zu kommen. Sicherheit ist hier nicht mehr das große Thema, dennoch halten rund 4500 ausländische Soldaten als stabilisierender Faktor die Stellung. Sie genießen das höchste Vertrauen in der Bevölkerung, mehr noch als die eigenen Sicherheitskräfte und Politiker. 

Mit seinen rund 440 Soldaten (51 davon sind Steirer) ist das Bundesheer größter Truppensteller aus einem Nicht-Nato-Land. Auch wenn die Österreicher nicht in jedem Bereich mit modernstem Gerät glänzen können, so tun sie es mit ihrem Können. KFOR-Kommandant Salvatore Cuoci habe ihm bestätigt, dass die Soldaten den Auftrag bestens erfüllen, berichtet Kunasek stolz. Dessen Sorge, dass sich Österreich langsam aus der Einsatzführung zurückzieht, konnte er entkräften: „In absehbarer Zeit wird es keine Reduktion unseres Kontingents geben“, versichert der Minister.

Personalengpass

Einräumen muss der Steirer aber, dass die gleichzeitige personelle Bedeckung des laufenden Grenzeinsatzes und jener im Ausland eine „riesige Herausforderung“ darstelle. „Es ist nicht immer ganz einfach, das Soll mit dem Ist abzubilden“, so Kunasek. Einige Spezialfunktionen seien derzeit nicht zu besetzen. Auch in Bosnien, wo 200 Österreicher stationiert sind, sucht man Freiwillige.

Ganz so eng ist die Situation bei der Militärpolizei nicht. Für diese Soldaten ist der Einsatz außerhalb Österreichs besonders verlockend. Doris Hergolitsch (35) nennt einen Grund: „Wir decken hier das gesamte Spektrum der Polizeiarbeit ab, vom Verkehrsunfall bis zur Tatortarbeit. Dafür haben wir auch die notwendige Ausrüstung.“ In jedem ihrer Einsatzjahre im Kosovo gab es für sie mindestens einen Todesfall aufzuarbeiten, erzählt die Sonderermittlerin. Auch wenn es um Unfälle oder Suizide geht: „Jeden Fall geht man zu Beginn wie einen bedenklichen Todesfall an.“

Militärpolizistin Doris Hergolitsch weist die Gäste ein
Militärpolizistin Doris Hergolitsch weist die Gäste ein © Bundesheer/Pusch

Einen wichtigen Beitrag zur Friedenssicherung leisten die Aufklärer. Als stellvertretender Kommandant des Aufklärungsbataillons hat mit Major Günter Rath ein Feldbacher eine Schlüsselfunktion inne. „Wir sind die Augen und Ohren von KFOR, wobei wir vor allem verdeckt arbeiten“, erzählt der 41-Jährige. „Spähaufklärung“ nennt sich das dann, wenn seine Soldaten oft Tage und Nächte im Gelände auf Lauer liegen.

Major Günter Rath aus Feldbach
Major Günter Rath aus Feldbach © Wilfried Rombold

Dabei verwenden sie auch Drohnen, Nachtsichtgeräte und Hightech-Kameras. Alle Informationen fließen  in das Lagebild des Kommandanten ein. Spannungen zwischen den Ethnien sollen so frühzeitig erkannt, Gewalt schon im Vorfeld verhindert werden. Auch wenn die KFOR-Soldaten ihre Waffen kaum benützen müssen, bei diesem Einsatz ist viel solides militärisches Handwerk gefragt.