Unterstützung und Skepsis bei Politik und Bevölkerung gab es am Mittwoch, einen Tag nachdem Graz und Schladming bekanntgaben, sich für Olympischen Winterspiele 2026 bewerben zu wollen. Die beiden ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl (Graz) und Jürgen Winter (Schladming) hatten ja im Vorfeld des Schladminger Nightrace ihre Olympia-Idee präsentiert.

>>Olympia 2026: Grazer Bürgermeister will keine Volksbefragung. Mehr dazu lesen Sie hier<<

Der (sich im Wahlkampf befindliche) Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) hat am Mittwoch für die Olympia-Bewerbung von Graz und Schladming seine Unterstützung angeboten, er schlug u.a. Eishockeybewerbe in der Wörthersee-Arena vor. Der steirische LH Hermann Schützenhöfer (ÖVP) und Finanzlandesrat Anton Lang (SPÖ) gaben sich zurückhaltend hinsichtlich Finanzierung, die Grünen und die KPÖ arumentierten am Mittwoch gegen die Bewerbung.

Auch die Bevölkerung zeigt sich in ihrer Meinung über Olympische Spiele in der Heimat zweigeteilt. Bis Mittwoch, 17 Uhr stimmten bei einer Online-Umfrage der Kleinen Zeitung bereits 3300 User ab, mit dem Zwischenergbnis, dass sich 43 Prozent für und 57 Prozent gegen Olympische Winterspiele aussprachen.

Etwas schaumgebremst gab sich der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) am Mittwoch: "Diesen Traum von Olympischen Spielen in der Steiermark gibt es schon lange. Man denke etwa an die Initiative des damaligen Sportlandesrats Gerhard Hirschmann (für eine Bewerbung von Graz 2002, Anm.). Olympische Spiele wie in Sotschi oder demnächst in Pyeongchang verschlingen Unsummen und tragen dem Gedanken der Nachhaltigkeit kaum Rechnung." Man sei dem Steuerzahler verpflichtet. In Zeiten des Sparens seien pompöse Spiele undenkbar. "Verschlankte Spiele des Sports und der Nachhaltigkeit, wenn so etwas gewünscht wird, und wenn wir mit der österreichischen Bundesregierung ein Übereinkommen über die Kosten erzielen, dann denke ich, dass man dem Ansinnen einiger Gemeinden positiv gegenüberstehen kann", meinte Schützenhöfer. Er sei dankbar für die Initiative, "aber das muss man sich sehr genau überlegen".

Ähnliches war auch von Anton Lang (SPÖ) zu hören: Als steirischer Sportlandesrat gefalle ihm die Idee, allerdings "als Finanzlandesrat muss ich sagen, momentan haben wir wenig Spielraum im Landesbudget". Man müsse schauen, inwieweit Bund und das Olympische Komitee unterstützen können.

Ablehung bei Grünen und KPÖ

Für den steirischen Grünen-Landessprecher Lambert Schönleitner und die Grazer Stadträtin Tina Wirnsberger ist die Finanzierung von Olympischen Spielen nicht darstellbar: "Es ist undenkbar, dass das Land Steiermark hier wesentlicher Kostenträger ist und ÖVP und SPÖ das Land weiter in den finanziellen Abgrund stürzen". Die Landesregierung habe kein Geld, um die Gesundheitsversorgung sicherzustellen, der notwendige Ausbau des öffentlichen Verkehrs im steirischen Zentralraum sei derzeit nicht leistbar, und das Nulldefizit der Steiermark in weite Ferne gerückt.

Auch bei der KPÖ gibt man sich skeptisch: "Bei Gesundheit und Bildung sind Kassen immer leer, bei Olympia spielt Geld offenbar keine Rolle", sagte Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler. Sie fordert in jeden Fall eine Volksbefragung.

Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) konkretisierte am Mittwoch seine Ideen für die "Host City" Graz. Olympia bedeute "eine enge Kooperation mit den Investoren der Smart City Reininghaus, wo das olympische Dorf entstehen soll, das im Anschluss als Wohnraum für 3.000 Menschen weiter genutzt" werden könne. Außerdem fasste er eine Überdachung der Merkur Arena in Liebenau ins Auge, die eventuell mit dem steirischen Spezialtextil-Hersteller Sattler AG konstruiert werden könnte.

Das wäre der Weg zu den Olympischen Winterspielen 2026

Die Bewerbung muss bis Ende März in Form eines "Letter of Intent" an das Internationale Olympische Komitee (IOC) angemeldet werden. Im Herbst 2018 werden die offiziellen Kandidaten vom IOC festgelegt, die Vergabe der Winterspiele in acht Jahren erfolgt im September 2019 bei der IOC-Session in Mailand.

Der Plan sieht vor, auch Regionen rund um die Steiermark in das Olympia-Programm zu integrieren. Die Landeshauptstadt Graz könnte "Host City" sowie Eis-Zentrum werden, Biathleten sollen in Hochfilzen antreten und die Bob-Fahrer und Rodler sollen im oberbayrischen Schönau am Königsee um Medaillen kämpfen:

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Bereits vor zehn Tagen hat die Kleine Zeitung berichtet, dass sich Schladming um eine Olympia-Bewerbung bemüht - zum Nachlesen.

Als einziger Kandidat für die Spiele 2026 gilt bislang Almaty in Kasachstan, aber auch hier ist der "Letter of Intent" noch nicht verschickt. Sollten nur zwei Bewerber eine Kandidatur einreichen, hat das IOC die Möglichkeit einer Doppelvergabe 2026 und 2030 in den Raum gestellt.