Während die Suche nach dem mutmaßlichen Doppelmörder von Stiwoll nun mit einer "Soko Friedrich" auch europaweit auf Hochtouren weitergeht, beschert die angespannte Lage in der Gemeinde nordwestlich von Graz noch immer vielen Bewohnern schlaflose Nächte.

"Der Fritz hat mir das Leben schwergemacht. Jahrelang hat er mich bekämpft. 14 Gerichtsverhandlungen habe ich mit ihm gehabt.“ Nachdenklich ist er, der Altbürgermeister von Stiwoll, Josef Brettenthaler. Er steht auf der Liste der Gefährdeten, wie rund ein Dutzend anderer Personen aus Stiwoll, mit denen der Todesschütze Friedrich Felzmann (66), Krach hatte. Seit Sonntag wird Brettenthaler und seine Familie von der Polizei bewacht.

Auch am Sonntag - eine Woche nach dem Doppelmord - sind Panzerwagen in Stiwoll allgegenwärtig
Auch am Sonntag - eine Woche nach dem Doppelmord - sind Panzerwagen in Stiwoll allgegenwärtig © Breitegger

„Es ist ein mulmiges Gefühl“, beschreibt der Altbürgermeister sein Empfinden. „Donnerstagnacht hab ich geträumt von ihm. Er ist vor meinem Bett gestanden. Mit dem Gewehr hat er auf mich gezielt. Ich bin wach geworden und aufgesprungen. Da war ein Auto. Ich bin zum Fenster. Es war die Polizei.“

Josef Brettenthaler ist fest davon überzeugt, dass "Fritz noch lebt. Der ist clever, der hat sich irgendwo ein Versteck zurechtgelegt. Der ist allen einen Schritt voraus. Möglicherweise hilft ihm jemand“.
Einen Stapel von Akten und Briefen hat der Altbürgermeister im Büro in seinem schmucken Bauernhaus aufbewahrt. „Andenken“ an die Zeit, als er mit Felzmann Gefechte, richtige Kämpfe austragen musste.

Zunächst ging es um eine Garage, die Friedrich Felzmanns Bruder Alfred in ein kleines Wirtschaftsgebäude umgebaut hat. Brettenthaler erinnert sich an das Verfahren. „Zuerst hat der Fritz als Anrainer unterschrieben, dass er einverstanden ist, als das Gebäude fertig war, verlangte er von mir als Bürgermeister, dass ich einen Abbruchbescheid erlasse. Das war unmöglich, rechtlich war alles in Ordnung. Die Brüder haben seither nicht mehr miteinander gesprochen.“

Seit neun Jahren prozessierte Felzmann mit den Nachbarn, auf die er nun geschossen hat. Josef Brettenthaler: „Die Straße ist zwar eine Privatstraße, aber die Gemeinde sorgt für die Schneeräumung und Erhaltung. Sie führt durch das Anwesen von Fritz. Die drei Nachbarn hatten ein Servitut Wegerecht. Trotzdem hat er ihnen den Weg versperrt, trotz eines Gerichtsurteiles.“

Fahndung: Polizei bitter weiterhin um Hinweise aus der Bevölkerung

Die Polizei hat sechs Tage nach den tödlichen Schüssen auf Nachbarn in Stiwoll am Samstag die Sonderkommission "Friedrich" zusammengestellt. Die Strategie bei der Suche nach dem 66-jährigen Verdächtigen wird abgeändert und verschiebt sich von großflächigen Screenings in Richtung Analyse und gezielten Überprüfungen. Dafür bittet man weiterhin um Hinweise aus der Bevölkerung.