Am Tag nach dem (für viele Beobachter überraschenden) Freispruch eines oststeirischen Arztes, der - nicht rechtskräftig - vom Vorwurf des Quälens seiner Kinder freigesprochen wurde, gingen die Wogen hoch: Während der Verein der Frauenhäuser im Urteil eine "Rückkehr in die Steinzeit" sieht, wollen nun Kinder des Arztes rechtliche Schritte gegen den Richter veranlassen. Sie streben möglicherweise ein Verfahren wegen Amtsmissbrauchs an, sagte laut "Kurier" die Anwältin der vier Kinder, Andrea Peter.

Die Advokatin sprach von einer "enorm einseitigen Prozessführung".  Richter Andreas Rom sei der Verteidigungslinie des Anwalts des Arztes gefolgt, "der immer wieder von einem ,Rosenkrieg' gesprochen" habe. Beweisanträge, die den Arzt belasteten, seien vom Richter mehrfach abgelehnt worden. Man wolle nun eine Sachverhaltsdarstellung wegen Amtsmissbrauchs gegen den Richter bei der Staatsanwaltschaft einbringen, kündigte Peter laut dem Bericht an.

Außerdem hofften Opfervertreter, dass die Staatsanwaltschaft gegen den Freispruch berufen werde. Die Anklagebehörde hatte nach dem Urteilsspruch keine Erklärung abgeben. Am Montag solle es Klarheit geben, ob Rechtsmittel eingelegt werden, hatte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz am Samstag mitgeteilt.

Die mutmaßlichen Opfer des Arztes sollen am Freitagabend nach der Urteilsverkündung zusammengebrochen sein. Zwei hätten sich in der Nacht ins Krankenhaus begeben müssen.