Am Wochenende schien es, als ob der Unwetter-Albtraum kein Ende nehmen würde. Schlamm und Wassermassen wälzten sich durch die Obersteiermark und verursachten teils große Schäden an Häusern. In 16 Gemeinden musste der Katastrophenzustand ausgerufen werden. Durch die Unwetter wurden auch Teile von Straßen weggerissen, der Sölkpass wird beispielsweise erst im nächsten Jahr wieder befahrbar sein.

  • Nachdem die Einsatzkräfte tagelang im Dauereinsatz standen, entspannte sich gestern erstmals die Lage.
  • Weitere Straßensperren kamen unwetterbedingt hinzu.
  • Auch die Politik sicherte rasche und unbürokratische Hilfe zu.
  • Eine Kompanie des Pionierbataillons 1 in Villach ist seit Dienstag mit schwerem Pioniergerät und Spezialisten im Assistenzeinsatz im Raum Öblarn.
  • Wer aufgrund heftiger Naturereignisse wie schwerer Unwetter nicht zur Arbeit kommen kann, muss keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen fürchten, informiert der ÖGB.

19.45 Uhr. Auch im Bezirk Leoben haben es die Feuerwehren weiterhin mit Unwettereinsätzen zu tun. In der Vorlobming (St. Stefan ob Leoben) musste die Feuerwehr einen Hang sichern, der ein Haus zu verschütten drohte. Der Hang wurde stabilisiert und der Abriss mit einer Plane vor weiteren Niederschlägen geschützt.

Hangsicherung
Hangsicherung © FF St. Stefan

18.30 Uhr. Mit insgesamt 140 Soldaten und drei Hubschraubern hilft das Bundesheer in den Unwettergebieten im Bezirk Liezen. Im Video erklärt Presseoffizier Christian Fiedler, was ihre Aufgaben sind.

Bundesheer hilft massiv im Katastrophengebiet

16.45 Uhr. Unter Zeitdruck arbeitet man auch in Gasen im Bezirk Weiz an der Aufarbeitung der Unwetterschäden. Die vollen Sperren müssen geleert werden, bevor neue Überschwemmungen drohen. Mehr dazu hier.

16.30 Uhr. Zumindest für die Bevölkerung von Oberwölz gibt es eine gewisse Erleichterung: Die B 75 ist für Einheimische wieder befahrbar. "Weiter kommt man aber nicht", sagt Feuerwehr-Bereichssprecher Walter Horn. Das heißt: Wegen der Hangrutschungs-Gefahr ist die Straße in die Salchau gesperrt, ebenso die Straße von Winklern nach Eselsberg. Und die Verbindung von Oberwölz nach St. Peter/Kammersberg ist ebenso gesperrt. Für den Bereich des Schöttlgrabens gibt es Korridorzeiten für Anrainer.

15.25 Uhr. Die Zusammenarbeit aller Einsatzorganisationen hat am Wochenende sehr gut funktioniert. Wie der Katastrophenschutz in der Steiermark organsiert ist, sieht man anhand dieser Grafik:

© Infografik Kleine Zeitung

15.15 Uhr. Ein paar neue Bilder vom Assistenzeinsatz des Bundesheeres am Dienstag:

15 Uhr. Erste Komplikationen tun sich beim Assistenzeinsatz der Bundesheer-Pioiniere auf. Zwar laufen in der Sölk der Abbau der zerstörten Brücken sowie das Aufräumen im Donnersbachtal wie geplant. Doch in Öblarn konnte nicht wie vorgesehen mit dem Ausräumen des Rückhaltebeckens begonnen werden - und zwar, weil die Straße zu diesem Rückhaltebecken im Walchental in den letzten Stunden und Tagen noch weiter zusammengebrochen ist. "Es ist derzeit nicht möglich, mit irgendwelchen Fahrzeugen dort hinzukommen", berichtet Ennstal-Redakteur Christian Nerat, der heute beim Bundesheer-Einsatz dabei ist.

Dass man das Rückhaltebecken (noch) nicht ausräumen kann, ist insofern kritisch, da es dann bei den angekündigten Regenfällen der nächsten Tage seine Wirkung verliert.

14.30 Uhr. Bei den heimischen Versicherungen gehen nach den Unwettern derzeit Hunderte Schadensmeldungen ein. Allein die Uniqa-Versicherung rechnet bei ihren Kunden mit 1000 Schadensmeldungen bzw. Schäden zwischen fünf und zehn Millionen Euro.

Die Wiener Städtische ging in einer ersten Schätzung von rund einer Mio. Euro Schäden aus. "Wir haben zurzeit 150 Schadensmeldungen", so Unternehmenssprecher Christian Kreuzer zur APA. Auch die Grazer Wechselseitige zählte "sehr viele Schäden". Die Allianz Österreich meldete ein steigendes Schadenaufkommen.

Betroffene sollten Schäden sobald wie möglich bei der Versicherung melden. "Neben Fotos ist auch die Dokumentation des Schadenshergangs für die Schadensmeldung hilfreich", riet die Uniqa.

13.30 Uhr. Die in vielen Bereichen zerstörte Sölkpass-Straße hat große Auswirkungen auf den Tourismus. „Gerade bei den Tagesgästen werden wir das zu spüren bekommen“, so Anita Draschl, Geschäftsführerin des Toursimusverbands St. Peter-Schöder. Denn die Strecke ist ein beliebtes Ziel von Motorradfahrern: „Vor allem von Salzburgern, Ennstalern und Kärntnern“, weiß Draschl. Aber auch darüber hinaus sei der Sölkpass ein „Highlight“ für Biker.

Darüber hinaus hat heute der zuständige Infrastruktur-Landesrat Anton Lang heute die Lage begutachtet. Derzeit sei nur eine "Befliegung" möglich. Schäden sind nich abschätzbar, was das kosten wird, auch nicht. Entsprechend steht nicht fest, wasnn die Straße wieder befahrbar sein wird. Kommende Woche, Mittwoch, gibt Lang zum Thema eine Presskonferenz und berichtet über den Zwischenstand. Denn bis dahin wird man auch nicht wissen, wie genau die Lage ist.

13 Uhr. Einen neuen Lagebericht aus der besonders schwer betroffnen Region um Oberwölz gibt Feuerwehr-Bereichssprecher Walter Horn: Demnach sind derzeit zahlreiche Bagger entlang des Schöttlbaches am Werk - um die gröbsten Zerstörungen aufzuarbeiten. Die Feuerwehren seien indes damit beschäftigt, alle Durchlässe ("viele sind noch immer mit Schwemmmaterial vestopft") freizubekommen.

Neue Gefahr durch Risse in den Hängen

Derzeit seien überdies die Behörden am Prüfen, ob neue Straßenabschnitte entlang des Schöttlbaches zu sperren sind. Zum Teil sei das schon der Fall. "Das Problem ist, dass viele Hänge Risse aufweisen und weitere Hangrutschungen drohen." Und da kommen auch die Bedenken hinsichtlich neuer Regenfälle. "Wenn neue Wassermassen in diese Risse gelangen, sind Hangruntschungen sehr wahrscheinlich."

Risse und Hangrutschungen bereiten im Murtal Sorgen
Risse und Hangrutschungen bereiten im Murtal Sorgen © BFV Murau

12 Uhr. Ein Update aus der Landeszentrale der Feuerwehr. Demnach sind in den 16 betroffenen Katastrophengebieten die örtlichen Feuerwehren (plus Nachbarfeuerwehren) noch immer mit Aufräumarbeiten beschäftigt. "Zusätzliche KHD-Einheiten aus anderen steirischen Regionen sind derzeit nicht mehr im Einsatz", sagt Sprecher Andreas Rieger. Am Montag waren ja Abordnungen der Feuerwehr-Bereich Radkersburg und Graz-Umgebung im Murtal im Einsatz, am Sonntag rückte die KHD-Einheit aus Hartberg nach Ölbarn aus.

11.40 Uhr. Das sieht gar nicht gut aus, was die Wetter-Vorhersagen betrifft. Am Donnerstag und Freitag könnten laut dem Facebook-Forum "Aktuelle Wetterwarnungen für Österreich" ausgerechnet in den Katastrophengebieten in Kärnten und der Obersteiermark bei heftigen Gewittern die größten Regenmengen zusammenkommen.

10.45 Uhr. Zerstörte Höfe, blockierte Straßen und eine große Portion Hilfsbereitschaft: Pölstal, Kobenz und Flatschach wurden vom Unwetter heftig erwischt, berichtet Murtal-Redakteurin Sarah Ruckhofer. Doch besonders bitter: Gaffer behindern die Arbeit der Einsatzkräfte.

10.25 Uhr. Auch die Murinsel in Graz musste wegen des Hochwassers fast geräumt werden, berichtet Graz-Redakteur Michael Saria. Er hat auch eine Übersicht über die Sperren in Graz erstellt.

9.45 Uhr. Die 90 Pioniere vom Pionierbataillon1 aus Villach sind Montagabend in Öblarn eingetroffen. Sie haben heute morgens mit schweren Pioniermaschinen ihre Arbeiten begonnen.

Schon bisher waren 45 Soldaten des Österreichischen Bundesheeres mit zwei Hubschraubern waren im Katastrophengebiet im Raum Öblarn und Donnersbachwald im steirischen Ennstal im Einsatz.

Für die Pioniere stehen für heute Vorbereitungsarbeiten zur Wiedererrichtung von drei zerstörten Brücken in der Großsölk, das Ausbaggern eines Rückhaltebeckens im Raum Öblarn und das Lösen von Verklausungen im Walchenbach in Öblarn auf dem Arbeitsplan.

Die Pioniere starteten am Dienstag mit der Wiederaufbau-Arbeit
Die Pioniere starteten am Dienstag mit der Wiederaufbau-Arbeit © Bundesheer (c) Michael Steinberger

Die Soldaten vom Baupionier- und Katastrophenhilfeeinsatzzug des Militärkommandos Steiermark unterstützen weiter bei den Aufräumarbeiten in Donnersbachwald, wo zwei vermurte Wohnhäuser freizuschaufeln sind und Schwemmmaterial sowie Treibgut mit einem Kranschaufel - LKW abtransportiert wird.

Insgesamt sind derzeit im Katastrophengebiet rund um Öblarn rund 140 Soldaten im Einsatz.

9.30 Uhr. Im steirischen Straßenverkehr wird man die Unwetter vom Wochenende zum Teil noch länger zu spüren bekommen. Als neu gesperrte Straße kam am Dienstag die L 513 Lambachbichl Straße (Murau) hinzu. Die Landeswarnzentrale bittet dringend darum, mitzuteilen, dass die Straße für den gesamten Verkehr bis einschließlich 17. August gesperrt sein wird.

Wir haben die aktuellen unwetterbedingten Straßensperren noch einmal zusammengefasst:

08.20 Uhr. In den Gemeinden, in denen nach den Unwettern behördlich die Katastrophe ausgerufen wurde, gehen die Aufräumarbeiten schon wieder los. Hauptbetroffen sind folgende Gemeinden:

8.10 Uhr. Der Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie (Zamg) Michael Staudinger sprach in der ZiB24 über die Gründe für häufiger auftretende Extrem-Wettererscheinungen:

7.45 Uhr. Die Mur führt bei Graz noch immer extrem viel Wasser, wie ein aktuelles Video zeigt. Allerdings gehen die Pegelstände zurück: Der Murpegel liegt aktuell bei 451 cm (Graz Keplerbrücke) - gestern zu Mittag lag er bei 523 cm. Infos zu den Sperren in Graz gibt es hier.

An dieser Stelle sollte eigentlich der "City Beach" stehen:

7.30 Uhr. Der Katastrophenfonds des Bundes ist heuer mit 400 Millionen Euro dotiert (siehe Factbox). Wirtschafts- und Klimaforscher Franz Prettenthaler vom Joanneum Research regt "angesichts der immer höher werdenden Schäden", die häufiger auftretende Wetterereignisse anrichten würden, eine völlige Neu-Aufstellung des Katastrophenfonds an. Er kritisiert im Ö1-Morgenjournal das "ungeordnete Nebeneinander" zwischen Katastrophenfonds und privaten Versicherungen. In Nachbarländern wie der Schweiz etwa gebe es bereits eine Pflichtversicherung gegen Naturkatastrophen - das bringe im Gegensatz zu Österreich für die Betroffnenen auch einen Rechtsanspruch auf Hilfe im Notfall. Und sie würden deutlich mehr zurückerhalten als ein Drittel des Schadens - wie im Fall von Österreich.

Wann es wieder kracht

Dienstag, 7 Uhr. Heute dominiert noch stabiles Wetter, doch die Durchschnaufphase hält nicht lange. Schon morgen geht es wieder mit Unwettern los. In der Obersteiermark dürften schon am Nachmittag erste Gewitter niedergehen. Der Donnerstag könnte wieder 35 Grad bringen - enstprechend kraftvoll werden auch die Unwetter ausfallen. Auch der Freitag soll kräftigen Regen bringen.

Stand Montagabend: Mittlerweile ist sogar schon so etwas wie Routine eingekehrt. Die Aufräumarbeiten laufen auf Hochtouren.

Einige Kameraden der Freiwilligen Feuerwehren, die zur Unterstützung der Aufräumarbeiten in die Obersteiermark gekommen waren, befanden sich gestern wieder auf der Heimreise. Eine roter Konvoi fuhr in Richtung Süden, wie das Video des Bereichsfeuerwehrverbandes Radkersburg zeigt:

Katastrophenzustand in Niederwölz, Oberwölz, Schöder und St. Peter am Kammersberg. Redakteurin Michaela Egger hat die Stimmung in den betroffenen Gebieten eingefangen.