Seit zwei Wochen hält eine Serie von brutalen Überfällen ganz Graz in Atem - und auch, wenn am Mittwoch ein möglicher Tatverdächtiger festgenommen wurde, beginnt nur die Suche wieder von vorne. Aber der Reihe nach:

Zum ersten Übergriff auf eine 82-Jährige war es am 30. Juni im Grazer Bezirk Andritz gekommen, danach folgten drei weitere Raubüberfälle nach ähnlichem Muster in der Steggasse, der Fischergasse (Bezirk Geidorf) und in der Hauseggerstraße (Bezirk Eggenberg).

Am Mittwoch gegen 15.30 Uhr ist es im Bereich Neuholdaugasse/ Hüttenbrennergasse zu einem fünften Überfall auf eine 69-jährige Frau gekommen. Und dieser passt exakt ins Muster der bisherigen: Die Frau hatte gerade das Haustor aufgesperrt und schaute nach ihrer Post, als ihr ein Unbekannter plötzlich von hinten niederschlug. Die Frau ging zu Boden und war kurz benommen. Sie bemerkte, dass ihr die Halskette heruntergerissen wurde. Umgehend läutete sie im Parterre bei der Tür eines Nachbarn, dieser alarmierte die Polizei.

Im Zuge der umfangreichen Fahndungsmaßnahmen wurden am Nachmittag vier Personen kontrolliert. Bei einer dieser Personen konkretisierte sich der Verdacht, berichtet Benjamin Pfingstl von der Raubgruppe des Kriminalreferats Graz. Zeugen wollen nämlich einen Mann vom Tatort davonlaufen gesehen haben, die Personenbeschreibung passte auf den Mann: 20 bis 30 Jahre alt, helles T-Shirt, dunkle Hose. Doch sein Alibi war wasserdicht, er hatte in der Nähe gearbeitet. "Jetzt geht es wieder zurück zum Start", so der Ermittler. Das 69-jährige Opfer, das leicht verletzt worden war, soll heute noch einmal eingehend befragt werden. Auch sucht die Polizei Zeugen, die zum Tatzeitpunkt im Bereich Neuholdaugasse/Hüttenbrennergasse verdächtige Wahrnehmungen gemacht haben, sich an den Journaldienst des Kriminalreferates zu wenden: Tel. 0 59 133 - 65 3333.

Schmuckhändler alarmiert

Unterdessen sind an die 50 Exekutivbeamte mit dem Fall beschäftigt. Neben dem Kriminalreferat des Stadtpolizeikommandos ist derzeit auch das Landeskriminalamt mit der Fahdungsgruppe sowie der Einsatzgruppe zur Bekämpfung von Straßenkriminalität (EGS) sowie Diensthundeführer in die Fahndung eingebunden. Auch müssen alle Polizeiinspektionen von Graz nun Fahnder in Zivil stellen, ebenso die Fahrradpolizei. Auch die Ordnungswache der Stadt Graz wurde sensibilisiert. Alle Schmuckankaufsstellen in Graz wurden von der Polizei kontaktiert und deren Mitarbeiter auf verdächtige Wahrnehmungen befragt. Sollte jemand Schmuck anbieten, der von den Überfällen stammen könnnte, dann ist unbedingt das Kriminalreferat des Stadtpolizeikommandos zu informieren. Die Polizei veröffentlichte heute ein Bild von einer der geraubten Goldkette (klein im Bild oberhalb).

Drei Opfer noch immer im Spital

Drei der insgesamt fünf Opfer befanden sich am Dienstag noch immer im Spital, das fünfte Opfer wurde ambulant im Krankenhaus behandelt.

Aufgrund der brutalen Vorgehensweise stehen Ermittler vor einem Phänomen, das sie sich nicht erklären können: "Es ist diese Brutalität, die uns Sorgen macht. Sie wäre gar nicht notwendig bei dieser Art von Opfern", sagte Major Michael Lohnegger vom Kriminalreferat des Stadpolizeikommandos Graz. Noch einmal ergeht heute der Ratschlag der Polizei an ältere Personen, ihren Schmuck in der Öffentlichkeit verdeckt zu tragen und bei verdächtigen Wahrnehmungen unverzüglich den Notruf 133 zu wählen.