Die Story klang fast zu abenteuerlich, um wahr zu sein: Eine 52-Jährige hatte angezeigt, dass ihr am 12. April am Hauptplatz von Bad Radkersburg zwölf Goldbarren aus einer Kühltasche im versperrten Auto gestohlen worden seien. Wert: mehr als 100.000 Euro.

Allerdings stellte sich bald heraus, dass es so nicht gewesen sein konnte - schließlich gab die Frau zu: Der Diebstahl war erfunden.

Trotzdem laufen die Ermittlungen weiter - jetzt in Richtung Betrug. Die 52-Jährige bzw. der eigentliche Besitzer des Goldes dürfte Opfer eines sogenannten Rip-Deals geworden sein. Offenbar wurden ihr die Goldbarren bei einem fiktiven Tauschgeschäft im Ausland abgeluchst.

Die Südoststeirerin hatte eine Immobilie im Netz zum Verkauf angeboten, so war sie in Kontakt mit den Tätern gekommen. Im Zuge der Verhandlungen boten ihr die Unbekannten auch ein lukratives Tauschgeschäft an - falls sie Gold habe. Tatsächlich gehörten die Barren, die dann im Ausland mit großer Rendite gegen Bargeld eingetauscht werden sollten, nicht ihr und stammten auch nicht von ihren Eltern (wie damals bei der Anzeige angegeben), sondern von einem Bekannten.

Rip-Deal

Diese Betrugsform ist seit 1989 im europäischen Raum bekannt und wird fast ausnahmslos von serbisch- stämmigen Angehörigen einer ethnischen Minderheit begangen, informiert die Polizei. Die als mögliche Interessenten  auftretenden Täter locken Verkäufer von Immobilien, Verkäufer anderer hochwertiger Güter oder Kreditsuchende aus Österreich meist nach Italien. Im Falle einer Festnahme drohen den Betrügern in Italien nämlich keine nennenswerten Konsequenzen.  Ein oder mehrere Folgegespräche werden im Anschluss zwischen Tätern und Opfern vereinbart und meist auch geführt.

Bei den angeblichen Verkaufsgesprächen wird den potenziellen Opfern zusätzlich zum Verkaufsgeschäft ein Geldtausch oder eine Provisionsvorauszahlung mit hohen Renditen angeboten. 

Die Opfer erhalten im Endeffekt bei der Übergabe für ihr echtes Geld, oder in diesem Fall für ihr Gold, nur wertloses Papier, sogenannte Faksimile von Banknoten. Meist wird der Betrug erst nach dem Verschwinden der Täter bemerkt. Auch in diesem Fall waren offenbar nur ein paar Scheine echt. Das merkte die Frau aber zu spät.

Die Täter geben sich situationsabhängig zum Beispiel als Geschäftsmänner aus dem arabischen, russischen oder israelischen Raum aus. Die Betrüger sprechen Deutsch mit ausländischem Akzent und stellen meist den Erstkontakt zum Verkäufer her.

Die Polizei rät grundsätzlich:  Vorsicht bei Kreditanbahnungen im Ausland in Verbindung mit einer geforderten Vorauszahlung.  Für österreichische Opfer von „Rip-Deals“ in Italien empfiehlt es sich, dort die Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Ebenso gilt es, sich an die Bestimmungen betreffend Deviseneinfuhr zu halten, da sonst hohen Strafen und unter Umständen der Verfall der Devisen drohen.  

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Die 52-jährige Frau wird wegen Vortäuschung einer Straftat angezeigt. Die Ermittlungen zum Betrug führt die Betrugsgruppe des Landeskriminalamtes Steiermark.