In ihrer Freizeit – und davon gibt es derzeit reichlich – radeln sie zu irgendeinem See, setzen sich in die Wiese und schmieden Pläne für die Zukunft: „Dann reden wir darüber, wie das sein wird, wenn Abdullah einmal ein großer Star ist“, sagt sein großer Bruder Mostafa (18).

Zurück blicken die beiden nicht so gerne: Als sunnitische Kurden, die noch dazu auf westliche Musik stehen („Justin Bieber natürlich!“) sahen sie im schiitischen Teil des Irak keine Zukunft und nahmen eine beschwerliche Reise auf sich: Aus ihrer Heimatstadt Bagdad über die Türkei, Bulgarien (wo sie einen Monat lang inhaftiert waren) und Serbien Richtung Deutschland, bis sie im Spätherbst – als zwei von Tausenden im Flüchtlingsstrom – Österreich erreichten. Sie blieben. Zunächst im Euroshopping in Graz, später im Welcome-Haus der Caritas in Lebring.

Video: Abdullah singt Justin Bieber

(Anm.: Den Song "Be Alright"sang der junge Asylwerber immer wieder, als die beiden Brüder in Bulgarien vorübergehend im Gefängnis landeten.)

Abdullah Azad singt Justin Biebers "Be Alright"

Hier, in der abgenutzten Pension, die sich mehr als 40 Burschen aus Afghanistan, Somalia und Nigeria teilen, blieb Abdullahs Talent nicht unbemerkt. Unter anderem war es sein Betreuer Gerhard Handl, selbst eigentlich eher Foo-Fighters-Fan, der ihm zu ein paar kleinen Auftritten bei Festen und Talentshows verhalf. Er brachte ihn auch auf John Lennon: Der Jahrhundertsong „Imagine“ passt schließlich wie kein anderer zur Geschichte der Brüder.

Video: Abdullah singt John Lennon

(Mit "Imagine" stellte er sich bei der Castingshow vor.)

Abdullah Azad singt "Imagine"

Als die Burschen im Mai erfuhren, dass in Graz für das RTL-„Supertalent“ gecastet wird, sprangen sie sofort in den Zug. „Wir mussten ewig warten, da bei uns erst das Jugendamt zustimmen musste“, erzählen die beiden in lupenreinem Englisch (Deutsch lernen sie gerade). Abdullah durfte schließlich singen – und ein paar Wochen später flatterte die Einladung zur TV-Aufzeichnung in Essen ins Haus.

Video: Bruder Mostafa singt ein Lied über Bagdad

Mostafa Azad singt ein arabisches Lied

Wie berichtet, blieb diese Riesenchance Abdullah trotz Bemühungen der TV-Produzenten, trotz politischer Intervention an den höchsten Stellen verwehrt: Die Brüder stehen derzeit noch vor der Erstbefragung durch das Amt für Fremdenwesen, dürfen als Asylwerber Österreich nicht verlassen. Davon entmutigen lassen will sich das „Supertalent“ von Lebring aber nicht: „Wir haben eine so lange Reise hinter uns. Das ist ganz bestimmt noch nicht das Ende.“ Und: „Nächstes Jahr mache ich noch einmal mit.“