Das Abschlusstraining hat Stefan Kraft bestärkt. Nach einem dritten Rang bei der Generalprobe in Engelberg und guten Sprüngen in dieser Woche in Garmisch reist der Doppel-Weltmeister optimistisch, aber nicht als Topfavorit zu der am 29. Dezember startenden Vierschanzen-Tournee. "Ich habe mir noch Vertrauen geholt und fahre mit gutem Gefühl nach Oberstdorf", betonte der Sieger von 2014/15.

Den Tournee-Auftaktbewerb im Ort der Mitte Jänner folgenden Skiflug-WM hat der Salzburger schon zweimal - 2014 und 2016 - gewonnen. Im Vorjahr hatte eine nach dem Qualifikationssieg in Innsbruck aufgetretene Virusinfektion seinen möglichen zweiten Gesamtsieg in der Traditionsserie verhindert. In der Folge hielt sich Kraft aber mehr als schadlos, er gewann Doppel-Gold in Lahti, die neue Raw-Air-Serie in Norwegen, die Weltcup-Gesamtwertung, den Skiflug-Weltcup und sicherte sich zudem den Skiflug-Weltrekord.

Perfekte Ausgangsposition

Größeren Druck verspüre er deshalb im Olympia-Winter aber nicht, versicherte der 24-Jährige. "Ich muss nicht großartig etwas beweisen. Für mich ist die Ausgangsposition perfekt, ich kann ganz vorne mitmischen", erklärte Kraft. Wie im Vorjahr kommt er mit drei dritten Plätzen zum ersten Saisonhöhepunkt. "Einzelne Sprünge waren sehr gut, aber es war noch kein perfekter Wettkampf dabei", sagte der Pongauer. Der im vergangenen Winter so genossene "Lauf" müsse sich erst noch einstellen.

ÖSV-Cheftrainer Heinz Kuttin setzt große Stücke auf seinen vorerst einzigen Sieganwärter. Kraft habe sich im Training in Garmisch sehr stark präsentiert. "Ich bin überzeugt, dass Stefan ganz vorne mitspringen kann und wird. Er ist absolut ein Kandidat für einen Podestplatz. Ob es für ganz oben reicht, wird man sehen", meinte der Kärntner.

Kraft hält bei zwölf Weltcupsiegen, in der Heimat ist ihm aber noch keiner gelungen. Das sei ein großes Ziel in dieser Saison, sagte der aktuelle Weltcup-Fünfte. "Das wäre genial. Wenn es vor 20.000 oder 30.000 Fans bei der Tournee gelingt, das wäre ein Traum."

Die Toip 5 im Weltcup

Als Tournee-Topfavoriten nannte Kraft den deutschen Weltcup-Spitzenreiter und dreifachen Saisonsieger Richard Freitag. Auch dessen Landsmann Andreas Wellinger, den Norweger Daniel Andre Tande und den Polen Kamil Stoch stufte der bisher letzte ÖSV-Sieger sehr stark ein.

"Aber ich fühle mich auch ready für die Tournee", betonte Kraft. Nach der guten Vorbereitung könne er Weihnachten in Ruhe genießen. Feiern wird er mit der gesamten Familie erstmals in der heuer bezogenen Wohnung in Oberalm. Kraft freut sich drauf. "Da darf ich dann auch den Christbaum schmücken."