Dieses Skifliegen in Vikersund hat alles geboten, was den Sport ausmacht. Nach Zuwarten, Abbruch und Verschiebung entwickelte sich im Teambewerb eine der wohl hochklassigsten, weil auch von vielen großen Weiten geprägten Konkurrenzen überhaupt. Überstrahlt von zwei Weltrekorden, allen voran dem nun gültigen von Stefan Kraft, der auf 253,5 m segelte und im Finale mit 244 m nachlegte.

Der Sieg ging nach dieser großartigen "Flugshow" an Norwegen. Daniel Andre Tande, Robert Johansson (der im ersten Durchgang mit 252 m für einige Zeit Weltrekordmann war), Johann Andre Forfang und Andreas Stjernen gewannen die Konkurrenz mit insgesamt 1.572,6 Punkten exakt 34 Zähler vor Polen. Österreich mit Michael Hayböck, Manuel Fettner, Gregor Schlierenzauer und Doppel-Weltmeister Kraft landete auf dem dritten Rang.

Kraft ist der achte Weltrekord-Halter aus Österreich. Bevor beim Teambewerb Kraft und Johansson Weltrekordweiten flogen war Anders Fannemel Weltrekordhalter. Der letzte Weltrekord, der nicht in Vikersund geflogen wurde, datiert aus dem Jahr 2005. Björn Einar Romören flog in Planica 239 Meter weit - und in Planica geht nächstes Wochenende die Skisprung-Saison zu Ende.

"Jetzt oder nie", dachte sich Kraft während des Fluges. "Ich bin völlig aus dem Häuschen. Ich bin total hektisch. Ich habe mich mit Helm und Schuhen auf die Waage gestellt - das darf man gar nicht", fasst Kraft seine Stimmung zusammen. "Ich habe gemerkt, der geht echt verdammt weit und habe gedacht: 'Bleib vorne, stehe ihn!' Ja, es war unglaublich", freute sich Kraft. Der Rekord war zunächst ein wenig angezweifelt worden, weil einer der fünf Sprungrichter die fast gerodelte Landung als Sturz gewertet hatte.

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In der "Raw-Air"-Wertung, die am Sonntag mit dem Einzelbewerb entschieden wird, holte Kraft 17,1 Punkte auf den deutschen Leader Andreas Wellinger auf. Nur noch 6,2 Zähler fehlen dem Überflieger aus dem Pongau noch, auf dem riesigen Bakken in Vikersund ist das allerdings nur ein Hauch. Der Einzelsieger der Serie erhält am Sonntag (Beginn 14.15 Uhr) 60.000 Euro.

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Der Teambewerb hatte gar nicht so vielversprechend begonnen. Nach acht Springern gab es zunächst eine lange Pause, dann kamen zwei weitere herunter, ehe Hayböck als ÖSV-Startspringer insgesamt dreimal wegen zu viel Aufwindes wieder vom "Zitterbalken" musste. Die Jury entschied sich zum Abbruch und der Bewerb wurde dann mit 75 Minuten Verspätung neu gestartet. Eine goldrichtige Entscheidung, wie die folgende hochklassige Konkurrenz noch zeigen sollte.