Der 23-jährige Salzburger Stefan Kraft hat mit Einzel-Gold einen perfekten Start in seine dritte WM gefeiert. Und sein Erfolgshunger ist keinesfalls gestillt, wie er im Schanzen-Auslauf nach einem Interview-Marathon mit vielen Fernsehstationen immer noch voller Begeisterung erzählte.

Als Sie auf das Podium gestiegen sind und die Hymne gehört haben: Was ist Ihnen da durch den Kopf gegangen?

Stefan Kraft: "Dass das heute wahr wird, da muss ich relativ brav gewesen sein. Da braucht man ein bisserl Glück, es muss alles zusammenpassen. Wahnsinn, Heinz (Kuttin) hat auch gesagt, irgendwann kommt alles wieder zurück, was man einmal Pech gehabt hat. Ich war extrem froh, dass das alles aufgegangen ist. Ich hab das sehr genossen."

Hätten Sie vor drei Wochen geglaubt, dass Sie ausgerechnet auf der Normalschanze Weltmeister werden? Ist das nicht für Sie selbst überraschend?

Kraft: "Nach Pyeongchang, als ich da auf der kleinen Schanze auch sehr gut gehupft bin, schon eher, aber nach den ersten drei Sprüngen hier hätte ich es mir auch nie erträumt, hier eine Medaille zu holen. Unglaublich, dass ich da nach dem ersten Durchgang vier, fünf Punkte vorne bin, das ist fast kitschig und genial gewesen."

Jetzt haben Sie den Medaillensatz, von dem wir im Vorfeld gesprochen haben, schon im ersten Bewerb komplettiert.

Kraft: "Ja, Wahnsinn. Meine Freundin und ich haben gesagt, Bronze und Silber hängt schon da, da fehlt noch was. Schön."

Steigt die Erwartungshaltung jetzt oder ist das eine Erleichterung?

Kraft: "Auf jeden Fall pure Erleichterung. Aber nichtsdestotrotz werde ich mich wieder auf Sonntag voll fokussieren und nichts dem Zufall überlassen. Ich weiß, was ich zu tun habe. Das gibt natürlich jetzt sehr viel Selbstvertrauen auch auf der Schanze, dass ich da einmal etwas aufholen kann, vielleicht, wenn es sein muss."

Ein guter Start in ein Großereignis kann natürlich einen Flow auslösen, dieser Start ist ja gelungen.

"Das ist immer ganz wichtig, gut reinstarten. Michi (Hayböck) ist gut reingestartet, auch der Fetti (Fettner). Mannschaftlich sehen wir, dass wir voll dabei sind und uns gut vorbereitet haben. Das gibt jetzt sehr viel Ruhe, Selbstvertrauen, man muss nicht alle Sprünge machen, weil es gut läuft und das ist bei so einer WM sehr wichtig."

Haben Sie vor dem zweiten Durchgang daran gedacht, dass Sie vielleicht sogar mit dem Freund Michi Hayböck gemeinsam auf dem Podium stehen könnten?

Kraft: "Ich habe es schon gehofft. Ich habe mir jeden Springer vor dem zweiten Durchgang bei der großen Leinwand angeschaut. Dann habe ich den Michi gesehen und mir gedacht: Ei, ich muss das jetzt machen. Dann habe ich Wellingers Sprung gesehen und gedacht, 'der war saugut'. Ich hab gedacht: 'mach dein Zeug, du kannst auch 100 m springen'."

Und Sie haben verhindert, dass die Deutschen ihren Lauf aus der Kombi auch ins Skispringen übertragen.

Kraft: "Ja, ich weiß nicht, ob ich es sagen soll, aber ich tue es jetzt einfach: Hauptsache, kein Deutscher vor uns: Das ist das Wichtigste, die haben schon so viele Medaillen gewonnen."

Sie sind jetzt Tourneesieger, Einzel-Weltmeister - welchen Grenzen sind dem Skispringer Stefan Kraft noch gesetzt?

"Olympia, Gesamt-Weltcup - also ich habe vor, dass ich noch lange springe. Heim-Weltmeister in zwei Jahren, da fällt mir noch sehr viel ein. Aber schön, dass das jetzt hier wahr geworden ist."

Sind Ihre Eltern da?

"Nein, aber jetzt werden sie es bereuen (lacht). Sie haben immer geschaut, buchen oder nicht buchen, es ist teuer. Sie werden daheim mitgefiebert haben."

Hatten Sie heute Früh schon so ein Gefühl, dass Ihnen Großes gelingen könnte?

"Ich habe heute echt geträumt, dass ich noch einmal die Vierschanzen-Tournee gewinne. Dass ich jetzt Weltmeister bin.."