Nachgefragt beim Salzburger Skirennläufer Marcel Hirscher, der am Samstag mit dem Riesentorlauf in Aare (Schweden) sein 13. Weltcuprennen dieser Saison gewonnen hat. Er stellte damit den von Hermann Maier und Ingemar Stenmark gehaltenen Rekord ein - im Slalom am Sonntag könnte Erfolg Nummer 14 folgen:

Sie haben im Vorfeld gemeint, Sie seien nicht mehr hundertprozentig in dem Zustand, wo Sie mit dem Bären raufen möchten. Von Müdigkeit war nichts zu sehen heute . . .

Hirscher: "Im ersten ist viel gegangen, im zweiten war es ein bisschen mau. Aber wenn es so ausgeht, dann bin ich schon sehr zufrieden. Im ersten war ich knapp am Ausfall, ich habe eine kleine Bodenwelle übersehen. Zum zweiten muss ich sagen, dass es zäh ist, wenn man in ein Rennen reingeht, dass irgendwie von der Hälfte weg gestartet wird. Ich mag das gar nicht. So wie du da in den Lauf reinkommst, hast du gar nicht besichtigt. Aber Aufgabe gestellt, Aufgabe halbwegs gemeistert. Ich bin sehr glücklich über einen weiteren Sieg im Riesentorlauf."

13 Siege in dieser Saison, wie können Sie das nach dem Knöchelbruch erklären?

Hirscher: "13 ist Wahnsinn. Für zwei Disziplinen gar nicht so schlecht. Es ist eine wirklich unerwartete Saison, es ist verrückt. Ich wusste ja nicht: ist es eine Verletzung, die die Karriere beendet? Nein. Aber ist die Saison vorbei? Vielleicht. Die Olympischen Spiele? Vielleicht. Ich habe aber sicher geglaubt, dass ich auf Kristallkugeln keine Chance habe. Ich wundere mich oft, warum die Saison die beste meiner Karriere ist. Die Motivation war aber sehr groß. Ich habe mich nach der Verletzung wieder gefühlt wie 18, als ich der Junge im Weltcupteam war, der versucht hat, in jedem Training, bei jedem Schwung zu pushen. Ich ziehe den Schluss daraus, eine lange Pause zu machen."

Wie können Sie wieder neue Motivation für eine nächste Saison finden?

Hirscher: "Im Sommer so wenig Ski zu fahren wie möglich. Je weniger, desto besser ist das für die Motivation im Winter. Wir werden es gleich wie vergangenes Jahr, aber ohne Verletzung machen. Die Leidenschaft ist definitiv noch da. Aber wie jedes Jahr, wenn die Saison vorbei bist, brauchst du deine Zeit, ziehst deine Surfshorts an. Eine gute Zeit haben, Biken, Kajakfahren, Wandern, Klettern, machen, was du willst. Und dann denkst du über neue Pläne. Es ist jetzt schwer zu sagen, was diese neuen Pläne sind. Aber ich muss weiterhin trainieren, ob ich nächstes Jahr im Weltcup starte oder nicht. Ich will fit sein, ich will ein Athlet sein für weitere Jahre."

Sonntag wird Ihnen die große Kugel überreicht. Wie blicken Sie dem entgegen?

Hirscher: "Ein riesiggroßer Moment. Ich freue mich natürlich sehr. Ich glaube, wir können auch übers Wetter reden, weil es ist sowieso nicht greifbar und erklärbar, was da eigentlich abgeht. Ich selber checke es nicht so richtig. Das wird alles dauern, Jahre. Wenigstens sieben Jahre hält dieser Rekord, das ist schon eine sehr lange Zeit."

Sie haben heute schon eine kleine Kugel erhalten ...

Hirscher: " ... das Gute ist, wenn man so viel Erfahrung haben darf, auch bei diesen Sachen, dann weiß man, wie es sich anfühlt. Da war der Moment in Kranjska Gora der Schönere als jetzt, weil da wusste ich, ich habe es geschafft. Jetzt ist die Emotion vom Schaffen mehr oder weniger schon wieder weg."