Mikaela Shiffrin schickt sich weiter an, die Superlative im alpinen Skisport neu zu definieren. Im Slalom degradiert sie an Weltcup-Jahren erfahrenere Kolleginnen zu Statistinnen, dabei sieht sich die US-Amerikanerin durchaus auch in der Tradition solcher Allroundgenies wie Janica Kostelic und Tina Maze und malt sich mehrere Olympia-Medaillen aus. "Ich bin wirklich eine Träumerin", sagte Shiffrin.

Zagreb ist ein besonderer Ort für Shiffrin. Fast unglaublich, aber wahr: Bisher hat die 22-Jährige nur in der kroatischen Hauptstadt und in Aare drei Weltcup-Slaloms gewonnen. Wobei das nichts mit der Beschaffenheit des jeweiligen Hangs zu tun habe. "Es ist nichts Spezielles, sondern wenn ich mich wirklich gut fühle und Vertrauen in mein Skifahren habe, dann kann ich diese Läufe haben, die echt Spaß machen und zugleich wirklich aggressiv sind", erläuterte sie.

"Es ist mittlerweile sehr oft ein Rennen um Platz zwei, aber das passt. Die Mika macht das so souverän, dass man eigentlich den Hut ziehen muss. Echt gewaltig", gab die Österreicherin Bernadette Schild zu. "Ich denke, sie ist wahrscheinlich der beste Skirennläufer, den ich je gesehen habe, männlich oder weiblich", bekannte der einstige Superstar Bode Miller dieser Tage in einem Reuters-Interview.

Shiffrin hält bei 38 Weltcup-Siegen

Weil Shiffrin derzeit wieder in einer eigenen Liga fährt, freute sich die zweitplatzierte Wendy Holdener am Mittwoch über ihr erstes Podium in Zagreb. "Mir hat es hier immer gefallen, aber ich war noch nie schnell. Zum Glück bin ich gestern gestürzt und nicht heute", sagte die Schweizerin, nachdem sie am Dienstag bei der Startnummernvergabe auf Schlittschuhen eine veritable "Brezen" hingelegt hatte.

Frida Hansdotter ist nun bereits Zweite und Dritte in Zagreb gewesen - der erste "Schneekönigin"-Sieg fehlt der erfahrenen Schwedin weiter. "Mikaela ist ein bisschen zu schnell, daher keine Krone für mich", erklärte die 32-Jährige ohne Umschweife. "Es gibt aber noch immer eine Menge Rennen, und ich denke, alles kann passieren. Ich muss mich einfach auf mein Skifahren konzentrieren."

Welche irrwitzigen Höhen die Erfolgsstory Shiffrin noch erreichen wird, kann man sich nur ungefähr ausmalen. Noch haben Annemarie Moser-Pröll (41) und Ingemar Stenmark (40) mehr Rennen vor dem 23. Geburtstag gewonnen. Doch Shiffrin, die aktuell 38 Weltcup-Siege zu Buche stehen hat, überschreitet dieses Datum erst am 13. März. Bis dahin könnte sie schon weit über 40 Siege gesammelt haben.

Der Gesamtweltcup ist definitiv eines ihrer Ziele in dieser Saison. Dem Rekord von 2.414 Weltcup-Punkten, den die Slowenin Tina Maze in der Saison 2012/13 erreichte, wolle sie dagegen nicht nachjagen. "Wahrscheinlich ist es möglich, so viele Punkte wie sie zu machen, aber es ist sehr, sehr schwierig", meinte Shiffrin. "Ein bisschen hoffe ich, dass niemals das je übertreffen wird, denn sie sollte als eine der besten Skirennläuferinnen in Erinnerung bleiben", fügte sie hinzu.

In wie vielen Rennen wird Shiffrin in Südkorea starten?

Slalom-Olympiasiegerin ist sie bereits. In der Heimat der Ski-Legende Kostelic wurde sie nun gefragt, ob sie von deren Olympia-Ausbeute von Salt Lake City 2002 träume. Die Kroatin gewann seinerzeit dreimal Gold (Slalom, Riesentorlauf, Kombination) und einmal Silber (Super-G). Shiffrin wird im Februar in Pyeongchang Slalom und Riesentorlauf und aller Voraussicht nach auch die Kombination bestreiten. Starts in Super-G und Abfahrt bezeichnete sie zudem als möglich, für den Team-Event plane sie hingegen nicht.

"Ich gebe zu, es gibt Momente, da denke ich an die Olympischen Spiele, und dass ich eine Chance habe, zwei, drei oder vier Medaillen zu gewinnen. Aber es ist wirklich, wirklich schwierig", antwortete Shiffrin. "Ich sehe nichts als ausgemacht an. Ich könnte mit vier Medaillen aussteigen, ich könnte aber auch mit nichts aussteigen." Kostelic, die ihr am Mittwochabend bei der Siegerehrung die Schneekönigin-Trophäe überreichte, sei jedenfalls eines ihrer Vorbilder.

Apropos Trophäe. Keine der drei Kronen, die sie in Zagreb bekam, sei lange unversehrt geblieben, verriet Shiffrin. "Auch die heute. Es ist zerbrechlich, es ist wirklich schön, aber...", sagte sie etwas verlegen. "Wir haben es aber wieder gerichtet, es ist okay. Nur die kleinen Teile oben drauf brechen ab, dann heben wir sie auf und fixieren sie wieder. Ich bin halt eine Skifahrerin, keine Glasbläserin oder so etwas."