Österreichs Ski-Star Marcel Hirscher ist im Riesentorlauf also doch nicht unbesiegbar. Nach vier Weltcup-Siegen in dieser Disziplin en suite und seinem WM-Triumph von St. Moritz gewann am Samstag am Weltcup-Wochenende in Val d'Isere Alexis Pinturault. Hirscher holte aber als Dritter mit 54/100 Sekunden Rückstand seinen 109. Weltcup-Podestrang. Der Deutsche Stefan Luitz wurde 28/100 zurück Zweiter.

Hirscher bestand die Bewährungsprobe auf dem steilen und eisigen Hang im französischen Ski-Ort, wo er schon so viele große Erfolge gefeiert hatte. Mit Startnummer drei legte der Salzburger im ersten Durchgang die Bestzeit hin und bestätigte damit eindrucksvoll seinen sensationellen Comeback-Sieg von einer Woche davor in Beaver Creek. Auch diesmal machte ihm der im August gebrochene Knöchel keine Probleme mehr.

In der Entscheidung legte der im ersten Lauf auf Rang drei gekommene Pinturault einen Traumlauf hin und setzte damit Luitz und Hirscher unter Druck. Luitz rettete wie nach der Halbzeitführung in Beaver Creek - letztlich Dritter - erneut einen Podestplatz, Hirscher hatte seinen minimalen Vorsprung auf Pinturault von 12/100 schon bei der Zwischenzeit verspielt. Zuerst beging er oben einen Fehler, dann schleppte er noch einige Sekunden eine Torfahne mit.

"Ein depperter Fehler"

"Das war ein depperter Eigenfehler, zum Ärgern", sagte Hirscher im ORF-Interview. "Das ist mir schon lange nicht mehr passiert, dass ich mit der Hand einhakle." Er sei eine ein bisschen rundere Linie gefahren, habe beim Fehler einen Schlag mitbekommen. "Aber es passt schon. Das Risiko ist in Beaver Creek aufgegangen, heute habe ich zu viel riskiert." Über Rang drei: "Das ist definitiv Schadensbegrenzung."

Der 28-Jährige gab sich sehr froh, dass der Fuß auch bei diesen extremsten, weil eisigen und steilen Bedingungen gehalten habe. Für den Slalom am Sonntag (9.30/12.30 Uhr, live ORF eins) wollte er am Nachmittag kein Training einschieben, obwohl er zuletzt wegen der Material-Änderung viel mehr auf Riesentorlauf-Einheiten gesetzt hatte. Diese Anstrengungen spüre er jedenfalls körperlich. "Schön langsam gehen mir die letzten Körner aus."

Auch die bisher letzte "Niederlage" in einem Riesentorlauf hatte Hirscher gegen Pinturault erlitten, als der Franzose am 7. Jänner in Adelboden vor dem ÖSV-Ass seinen 19. Weltcupsieg holte. Nun folgte Nummer 20. Dazwischen siegte Hirscher fünfmal. Und zwar im ausklingenden Weltcup 2016/17 in Garmisch-Partenkirchen, Kranjska Gora und Aspen sowie beim WM-Rennen in St. Moritz. In diesem Winter ließ er den Triumph in Beaver Creek folgen.

Pinturault jubelt über Heimsieg

Pinturault freute sich naturgemäß über seinen Heimsieg. "Es ist immer etwas besser, wenn man in der Heimat gewinnt", erklärte der 26-Jährige. "Ich habe alles gut hinbekommen, vor allem im zweiten Durchgang. Es war ein großer Kampf." Genugtuung verspürte er vor allem, da er in Beaver Creek nur Zwölfter geworden war. "Da habe ich Schwierigkeiten mit meiner Abstimmung gehabt. Wenn es steiler ist, ist es besser für mich."

Zweitbester Österreicher wurde Manuel Feller als Achter. Sein Rückstand vom ersten Durchgang wuchs zwar um 46/100 auf 1,66 Sekunden an, doch hat der 25-Jährige drei Plätze gutgemacht. Damit war Feller wie bei Platz vier in Beaver Creek erneut klar zweitbester Österreicher, auch wegen eines erneuten frühen Ausfalls von Vize-Weltmeister Roland Leitinger. "Ein gutes Ergebnis für den Bock, den ich im ersten Durchgang geschossen habe", wies Feller auf einen Fehler hin.

Marco Schwarz markierte als 17. (2,78) sein bisher bestes Riesentorlauf-Abschneiden. "Den zweiten Lauf habe ich nicht so schlecht erwischt", erläuterte der Kärntner. "Das Riesentorlauf-Training hat sich ausgezahlt. So kann es weitergehen. Ich möchte konstant in die Top 30 reinfahren." Hinter dem 22-Jährigen erfüllte Michael Matt als 25. (3,59) seine eigene Vorgabe, in die Punkteränge zu kommen.

Der mit 24 Riesentorlauf-Siegen in der ewigen Bilanz auf Platz zwei und weiter einen Erfolg vor Hirscher liegende Ted Ligety betrieb mit Platz 16 bzw. der viertbesten Zeit im zweiten Lauf noch Schadensbegrenzung, nachdem der US-Amerikaner dem Halbzeit-Out als 30. nur um 2/100 entgangen war. Die Deutschen brachten indes mit Alexander Schmid ein weiteres neues Gesicht ins Rampenlicht, er wurde mit Startnummer 40 über Halbzeitrang acht hinter Mathieu Faivre (FRA/0,78) und Henrik Kristoffersen (NOR/0,90) Sechster (1,01).