"Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ist auch hier - wie beim Slalom in Levi - im Finale zurückfalle, weil mir nach meinem Knöchelbruch viel Training fehlt", erklärte Marcel Hirscher vor dem 2. Durchgang beim Riesentorlauf in Beaver Creek. Doch das Gegenteil war der Fall. Der Salzburger drehte auf fixierte Bestzeit und schaffte den Sprung von Rang drei nach dem ersten Lauf zum Sieg. Und der viel mehr als deutlich aus, lag Hirscher doch 0,88 Sekunden vor dem Zweiten, Henrik Kristoffersen (NOR) und schon 1,03 Sekunden vor dem Halbzeitführenden Stefan Luitz aus Deutschland.

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"Es ist wie ein Wunder. Diese Woche hier war schon sehr zäh, weil ich in den Trainings so weit zurückgelegen habe. Doch das gesamte Team hat toll gearbeitet", dankte Hirscher der zugab: "Im Finale habe ich brutal hoch gepokert und einen neuen Ski genommen. Das macht man normal nicht, aber er hat mit bei Einfahren total getaugt."

Ebenfalls stark: Manuel Feller, der nach halbwegs überstandener Erkältung am Ende Rang vier belegte. Das Podest verfehlte er um 0,01 Sekunden: "Ich bin nicht sauer über den vierten Rang, weil Stefan Luitz sich das Podest verdient hat. Nach meiner Krankheit in dieser Woche bin ich sehr erfreut. So kann man in die Riesentorlauf-Saison starten."

Mit "ungetesteten" Ski

eine Karte. Er schnallte einen im Rennen noch nie gefahrenen Ski an und schaffte mit Laufbestzeit noch den Sprung zum 46. Weltcupsieg. Seinem 23. im Riesentorlauf und dem insgesamt vierten in Beaver Creek. Sein dortiger Dauerrivale, der fünffache Beaver-RTL-Sieger Ted Ligety war zwar Halbzeitzweiter, fiel dann aber auf Platz sieben zurück. Luitz verpasste den ersten deutsche RTL-Sieg seit langem knapp.

Hirscher hingegen bewies einmal mehr, dass der "der beste der Welt" (Kristoffersen) ist. "Anfangs der Woche haben mich die Jungs noch ordentlich hergewatscht. Das, viel Erfahrung und mein starkes Team haben mir sehr geholfen," erklärte Hirscher. "Wir haben ganz schnell ein Mittel gefunden, um schneller zu werden." Hirscher war schon beim Slalom-Comeback in Levi als Halbzeit-Dritter stark gefahren, dann aber auf Platz 17 zurückgefallen. Gefahr auf Wiederholung bestand nicht. "Mein Fuß ist
nun deutlich besser, ich spüre ihn unterm Fahren überhaupt nicht mehr", sagte Hirscher.

Sensationelle Performance und Tee trinken

Hirscher setzte dann dort, wo er 2015 hinter Ligety WM-Zweiter geworden war und im Dezember danach zum zweiten Mal gewonnen hatte, noch einen drauf. Als es im Finale trotz eines kleinen Fehlers grün aufleuchtete, kam beim Salzburger sofort die Faust weil klar war, dass ein Podest fix ist. "Sensationell", kommentierte er dann seinen Sieg.

Nicht ganz so perfekt lief es für Feller. "Ich habe viel Tee getrunken und inhaliert und so viel Ruhe wie möglich gegeben", berichtete der Tiroler. Sein erstes Podest verpasste er dennoch lediglich um nur eine  Hundertstelsekunde. "Sowas ist immer ärgerlich. Ich bin aber angesichts der Verkühlung sehr zufrieden", sagte er. "Der Mut zur Lücke hat sich ausgezahlt. Das Hundertstel hole ich mir bei einem wichtigeren Rennen zurück."

In Abwesenheit des verletzten Philipp Schörghofer schaffte neben Hirscher und Feller aus dem ÖSV-Lager gerade noch Marcel Mathis den
Sprung in das Finale. Neben den beiden Speed-Spezialisten Matthias
Mayer und Hannes Reichelt erwischt es schon in Lauf eins auch Roland
Leitinger. "Ich bin auf einer Welle zu weit gekommen und am Innenski
hergefallen. Es war leider fast schon ein Anfängerfehler", ärgerte
sich Leitinger. "Ewig schade, ich war megagut drauf", sagte der
Vizeweltmeister. "Aber so ist eben das Skifahrerleben." Leitinger
tröstete sich damit, dass es "in sechs Tagen in Val d'Isere schon
wieder weiter geht und ich dort einige Male schon gut gefahren bin."

Das Rennen nach dem Rennen

Nach dem Rennen begann sofort ein neues Rennen. Weil die Maschine aus Frankfurt wetterbedingt ausgefallen war, mussten Hirscher und Co. in Denver Ersatzflüge suchen.