"Bye Bye Kreuzband, Bye Bye Beaver Creek", sagte Felix Neureuther, als er in Jogginghose und auf Krücken gestützt aus dem Krankenhaus in Vail humpelte - das Ende der olympischen Träume für Pyeongchang erwähnte er gar nicht erst. Statt in Topform zum Riesentorlauf nach Beaver Creek geht die Reise zurück nach Deutschland. Dort soll entschieden werden, wann und wo sich der 33-Jährige operieren lässt. In etwa vier Monaten könnte er bei gutem Verlauf dann langsam wieder mit dem Skifahren beginnen und zur Vorbereitung auf die kommende Saison wieder voll belastbar sein. "Die Verletzung ist, gerade nach dem gelungen Auftakt in die Olympia-Saison, natürlich extrem ärgerlich. Aber ich habe in meiner Karriere schon einige Rückschläge hinnehmen müssen und weiß daher auch damit umzugehen", sagte er nach dem Unfall im Training in Copper Mountain.

In Südkorea lasten die DSV-Medaillenhoffnungen bei den Alpinen nun fast ausschließlich auf Viktoria Rebensburg, die mit ihrem zweiten Sieg beim Riesentorlauf in Killington am Samstag ihre bärenstarke Frühform untermauerte. Bei den Technik-Herren sind der gerade erst von einer schweren Verletzung zurückgekehrte Fritz Dopfer, Stefan Luitz und Linus Straßer nun voll in der Verantwortung für Spitzenplätze. "Ich will auf dem Weg auch den Jungs von der Mannschaft alles alles Gute und viel Glück für die Saison wünschen. Gebt's Gas, Jungs", sagte Neureuther in seiner Video-Botschaft auf Facebook.

Bei der Aufzeichnung zeigte er sein typisches Neureuther-Lächeln, doch das Saison-Aus fuchst den Bayern mächtig. Denn seit Monaten funktionierte sein Plan. Die massiven Rückenprobleme der vergangenen Jahre hatte er endlich zum größten Teil im Griff und auch sonst spielte der Körper zuletzt so gut mit, dass er im Sommer so viel trainieren konnte wie kaum zuvor in seiner Karriere. Das Ergebnis: Den ersten Slalom in Levi gewann Neureuther. Auch im Riesentorlauf waren die Trainingsfahrten gegen internationale Konkurrenz sehr vielversprechend. Zeigen kann er das aber wohl erst wieder beim Saisonauftakt in Sölden im Oktober 2018.

"Ich habe leider keine so guten Neuigkeiten. Ich habe mir heute im Training in Amerika das Kreuzband im linken Knie gerissen. Das bedeutet für mich, dass die Saison gelaufen ist", sagte Neureuther am Sonntag in einem auf seiner Facebook-Seite veröffentlichten Video. "Ich werde morgen nach Hause fliegen und dann operiert werden."

Zu Beginn des Winters hatte Neureuther im ersten Weltcup-Slalom im finnischen Levi gleich einen Sieg eingefahren. Für Deutschlands besten Skifahrer war es der 13. Weltcupsieg. "Hinfallen ist keine Schande, nur liegen bleiben!!!" - überschrieb Neureuther die schlechte Nachricht nach dem fatalen Trainingssturz. "Und wenn man es positiv sehen will, ich kann jetzt sehr viel Zeit mit meiner kleinen Tochter verbringen", sagte er. Im Oktober waren Neureuther und die Biathletin Miriam Gössner Eltern geworden.

Den Traum von einer Olympia-Medaille wird sich der Mann aus Garmisch Partenkirchen wohl nicht mehr erfüllen können. Der Slalom-Vizeweltmeister von 2013 ist bisher bei Olympia leer ausgegangen. Schon vor den Spielen in Sotschi hatte der Skistar Pech gehabt. Bei der Anreise nach Russland, auf dem Weg zum Flughafen, erlitt er bei einem Autounfall ein Schleudertrauma - sein Start stand auf der Kippe. Im Olympia-Slalom fädelte er dann ein und schied aus.