Die ehemalige Skirennläuferin Nicola Werdenigg (vormals Spieß), die von schwerem Missbrauch in den Siebzigerjahren berichtet hatte, sprach am Mittwochabend in der ZIB 2 von einem weiteren Fall, der sich im Jahre 2005 zugetragen hätte. Dieser sei auch den leitenden Personen gemeldet worden, weshalb ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel davon Kenntnis haben müsste. Werdenigg erwähnte dabei den damaligen Damen-Cheftrainer und einen "noch höheren Funktionär".

Schröcksnadel steht seit 1990 an der Spitze des Skiverbandes, hat aber bis jetzt erklärt, dass ihm keine derartigen Vorfälle bekannt seien. Im ZIB-2-Interview erklärt Werdenigg auch, warum sie keine Namen nennen will. Es sei einfach zu lange her, um jetzt jemand medial an den Pranger zu stellen. "Hätte ich Maßnahmen ergreifen wollen, hätte ich damals Anzeige erstatten müssen", so Werdenigg in der ZIB 2.

Maßnahmen des ÖSV

Als Reaktion auf die Berichte setzt der ÖSV Präventivmaßnahmen. Die Präsidentenkonferenz habe nach breiter Diskussion über "das 45 Jahre zurückliegende Thema 'sexuelle Übergriffe im Sport' von Nicola Werdenigg" einstimmig ein Paket an vorsorglichen Schritten beschlossen.

So werde der "bereits 2015 von ÖSV-Chef Peter Schröcksnadel installierten Damenbeauftragten Petra Kronberger ÖSV-Vizepräsidentin Roswitha Stadlober im Bedarfsfall zur Seite stehen", hieß es in einer Mitteilung des Verbandes. Weiters will der ÖSV weiterhin alle möglichen Maßnahmen treffen, um eventuelle Übergriffe und sexuelle Belästigungen präventiv zu verhindern, und bei Bekanntwerden von Verstößen wolle man mit "aller Härte" durchgreifen, wurde betont.

Außerdem sollen alle Betreuer nochmals informiert und aufgefordert werden, den Aktiven mit dem nötigen Respekt zu begegnen. Auch in der Trainerausbildung werde das Thema künftig verstärkt behandelt, führte der Skiverband aus.

Die vom ÖSV festgelegten Präventionsmaßnahmen im Wortlaut:

- Der bereits 2015 von Präsident Prof. Peter Schröcksnadel installierten Damenbeauftragten Petra Kronberger wird Vizepräsidentin Roswitha Stadlober im Bedarfsfall zur Seite stehen.

- Alle Trainer, Betreuer und Masseure werden noch einmal entsprechend informiert und aufgefordert, die Aktiven immer und überall mit dem nötigen Respekt zu behandeln.

- Bei Trainerausbildungen wird diesem Thema künftig ein noch breiterer Raum als bisher eingeräumt.

- Bei Bekanntwerden eines Verstoßes wird mit aller Härte durchgegriffen.