Nachdem die ehemalige österreichische Skifahrerin Nicola Werdenigg über sexuelle Übergriffe im Ski-Weltcup gesprochen hat, bleiben die Reaktionen nicht aus. "Wenn jetzt so etwas vorfallen würde, würden wir dazwischenfahren und kurzen Prozess machen", sagt Peter Schröcksnadel.

Im "Standard" betont der ÖSV-Präsident, dass ihm "nie etwas über sexuelle Übergriffe zu Ohren gekommen" sei, auch wenn er nicht ausschließen will, "dass ab und zu zwischen Trainern und Athletinnen ein rauer Ton herrscht". Auch "das eine oder andere Pantscherl" will Schröcksnadel nicht von der Hand weisen. "Aber ein Pantscherl ist ja auch kein Übergriff."

Wichtiger Schritt

Vergleiche zu früher ("Das waren damals sicher andere Zeiten") will der 76-Jährige nicht ziehen, weil man heute "nicht darauf eingestellt" wäre. Sollte etwas vorfallen, sollten mögliche Betroffene sofort zu Petra Kronberger, die Frauenbeauftragte des ÖSV gehen, "und auch zu mir".

Petra Kronberger
Petra Kronberger © APA/NEUMAYR/MMV

Kronberger nahm, ebenfalls im "Standard" zu den Vorwürfen Stellung. "Das ist eine sehr aufwühlende und erschütternde Geschichte. Es braucht großen Mut, um damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Aber es ist wichtig, dass Nicola Werdenigg diesen Schritt getan hat", sagt die Ex-Weltmeisterin. "Es ist ein ganz sensibles Thema, mit dem man aufmerksam und sorgsam umgehen muss."

"Oft genügen schon Worte"

Wie sie mit so einem möglichen Vorfall umgehen würde? Einerseits unterliegt sie einer Verschwiegenheitspflicht, andererseits müsste man sich "in Ruhe überlegen , wie man damit umgeht und an wen man sich wendet", sagt die "Konsulentin für Damensport". Kronberger betont auch die spezielle Konstellation im Skisport. "Man benützt seinen Körper, um Superleistungen zu bringen. Eine gewisse Nähe zu anderen Personen ist manchmal notwendig. Und da sollte sich jeder besonders bewusst sein, was noch ein respektvoller Umgang und was ein Übergriff ist. Es genügen oft schon Worte, auch wenn das nicht alle so empfinden."

Moser-Pröll will nicht ganze Branche in einen Topf werfen

Vorsichtig will Skilegende Annemarie Moser-Pröll mit diesem Thema umgehen. "Ich habe mir schon sehr viele Gedanken darüber gemacht, aber bei mir ist nie das Geringste vorgekommen, mir ist auch sonst nichts aufgefallen", sagt die 64-Jährige den "Salzburger Nachrichten" und findet, dass das "die Gschicht" von Nicola Werdenigg ist und nicht die ganze Branche in einen Topf geworfen werden sollte.

Meißnitzer betroffen

Die nunmehrige ORF-Expertin Alexandra Meißnitzer zeigt sich in den "Salzburger Nachrichten" betroffen. "Ich hoffe, das war die Ausnahme. Ich bin der Überzeugung, dass sexuelle Übergriffe ein "generelles und nicht branchenspezifisches Thema" sind, das im Skisport wie in anderen Bereichen vorkommt. "Darüber zu sprechen war bisher tabu. Nun wird Aufmerksamkeit generiert, Bewusstsein geschaffen, die Gesellschaft sensibilisiert. Es geht darum, betroffene Frauen zu unterstützen, jedoch auch objektiv zu bleiben. Die mutigen Statements der Betroffenen sollen alle Frauen ermutigen, eigene Grenzen zu setzen, klar zu kommunizieren."