Er ist einer der wichtigsten Trainer im Schweizer Ski-Team. Sepp Brunner wurde bislang in der Schweiz als "Wundermann" gefeiert. Der Steirer hat Beat Feuz nach seiner Knieverletzung wieder in den Weltcup geführt und machte Feuz in St. Moritz zum Abfahrts-Weltmeister. "Keiner kennt mein Knie so gut wie Sepp, deshalb ist er für mich ein absoluter Glücksfall. Weil er genau weiß, welche Belastung dem Knie zugemutet werden kann", wird Feuz im "Blick" zitiert. Nun muss der Abfahrt-Weltmeister ohne seinen Betreuer aus dem Murtal auskommen. Weshalb? Wegen kritischer Äußerungen in Richtung Alpinchef Stephane Cattin und Männer-Chef Tom Stauffer wissen Insider zu berichten.

Brunner trat die Heimreise vom Weltcupfinale in Aspen bereits als entlassener Trainer an. "Das war unter jeder Würde", blickte Brunner auf den Moment zurück, in dem er vom Schweizer Alpin-Direktor Stephane Cattin den für ihn nicht nachvollziehbaren Bescheid erhalten hat.

"Eine Viertelstunde, bevor ich nach dem Super-G ins Auto steigen wollte, teilte mir Stephane mit, dass ich freigestellt bin. Zeit für ein Gespräch blieb nicht. Das ist eine unmenschliche Art, die ich nie und nimmer verstehen und akzeptieren kann", sagte der Steirer. Den Vorwurf der Illoyalität lässt Brunner nicht auf sich sitzen. "Dass ich mit Cheftrainer Tom Stauffer nicht immer einer Meinung war, ist auch bekannt. Aber illoyal? Das bin ich nicht."

Keine Details

Gemäß Cattin hat sich Brunner mehrmals nicht so verhalten, wie er es von den Angestellten von Swiss-Ski erwartet. Ins Detail mochte Cattin nicht gehen. Brunner hätte indes gerne Details zu den Vorwürfen erfahren. Die Verbandsspitze ist sie ihm bis heute schuldig geblieben: "Ich habe bisher weder den Präsidenten (Urs Lehmann) noch den Direktor (Markus Wolf) telefonisch erreicht."

Das Schweizer und das US-Team haben im Winter 2015/16 einen Deal beschlossen. Die Amerikaner dürfen vor den Weltmeisterschaften auf der WM-Strecke in St. Moritz trainieren dürfen. Als Gegenleistung fahren die Schweizer ins Trainingscamp in Copper Mountain. Kurz vor der WM sagte das Schweizer Ski-Präsidium und Alpinchef Stéphane Cattin den Amerikanern ab.

Am Tag wurde Brunner im "Blick"-Interview zitiert: "Das Verhalten gegenüber den Amerikanern ist nicht in Ordnung. Im Gegenzug werden sie uns in Zukunft in Copper Mountain nicht mehr trainieren lassen. Ich habe deshalb unseren Chefs schon mitgeteilt, dass sie im nächsten November vor die Mannschaft stehen können, um ihnen zu erklären, warum wir keine guten Trainingsbedingungen mehr haben."

Wegen dieser Aussage im Jänner flog Brunner - übrigens erfolgreichster Trainer in der Schweizer Ski-Geschichte - jetzt raus.

Der Werdegang von Brunner

Sepp Brunner ist der erfolgreichste Trainer der Schweiz. Und er ist Steirer, lebt auch nach 20 Jahren Trainertätigkeit bei Swiss Ski noch in Oberwölz. Aber einfach hatte er es nie. Schon sein erstes Engagement 1997 war das eines "Troubleshooters": Sonja Nefs Knie war kaputt, sie musste behutsam von einem Individualtrainer aufgebaut werden. Der hieß Sepp Brunner und diese Konstellation stieß auf so viel Neid, dass Nef Teile von Brunners Gage selbst übernehmen musste. Das Experiment ging auf, Nef wurde 2001 RTL-Weltmeisterin. Später übernahm Brunner die Junioren-Weltmeister Daniel Albrecht und Marc Berthod. 2012 kam seine vielleicht größte Herausforderung: Beat Feuz stand nach langwierigen Knieproblemen vor dem Karriereende. Mit seinem Schützling Feuz übernahm er dann 2013 das Schweizer Abfahrtsteam, der Rest ist Geschichte: Patrick Küng gewann 2015 Abfahrtsgold in Beaver Creek, Feuz 2017 in St. Moritz.