Mit 36 Jahren ist Elisabeth Görgl die Älteste aus Österreichs Alpinskiteam der Damen. Ob die Steirerin nächsten Winter die Latten noch anschnallen wird, wird ihr das Herz sagen. Nach Platz fünf im Super-G am Donnerstag beim Weltcupfinale in Aspen am Ende einer verpatzten Saison will die Doppel-Weltmeisterin von 2011 keine voreilige Entscheidung treffen. Bis spätestens Ende Mai lässt sie sich Zeit.

Nur zweimal hat es für Görgl in diesem Winter zu einem Top-Ten-Platz gereicht. Für die Weltmeisterschaften in St. Moritz war sie nicht nominiert worden, zuvor war sie seit 2003 bei jedem Großereignis am Start. Ende Jänner weinte Görgl in Cortina bittere Tränen und sprach vom wohl baldigen Karriereende. Dann kam das Training in der Innerkrems und die Kämpferin schöpfte neuen Mut und landete im Super-G in Crans Montana prompt an siebenten Stelle.

Görgls Entscheidung ist noch nicht gefallen

"Ich war vorher beim Training auch nie richtig schnell, eigentlich erst in der Innerkrems, da bin ich Bestzeiten gefahren. Da habe ich mir gedacht, huh, wie geil ist das! Das Gefühl habe ich schon lange nicht mehr gekannt, weil ich es gewohnt war, dass ich jetzt immer eine auf den Deckel bekomme. Das war cool. Dann habe ich gesehen, dass ich, wenn ich das und das mache, es eh noch voll drauf habe", erzählte Görgl.

Rückblickend meinte sie, dass für sie die Saison einen Monat zu früh losgegangen sei. "Ich bin nicht in den Schwung gekommen. Jetzt wüsste ich schon wieder halbwegs, wie es geht. Wenn man einen Erfolg hat, ist das alles gleich viel leichter und macht Spaß. Aber ich werde mir das alles in Ruhe überlegen und ein bisschen Abstand gewinnen, und dann schaue ich weiter. Ich weiß es echt noch nicht", versicherte die Gewinnerin von sieben Weltcuprennen.

Sie werde reinhören, was das Herz sage, weil das sei wichtiger als der Kopf. "Um das zu machen, braucht man echt hundert Prozent Herz. Und wenn ich das noch aufbringen kann, dann passt das." Es werde aber alles nicht leichter, die Saison sei mühsam gewesen und ihr an die Substanz gegangen. "Es ist einfach echt zäh, wenn man gar keinen Erfolg hat. Da stellt man natürlich viel infrage, ist eh klar. Sich selbst am meisten."

Der körperliche Zustand passt

Es tauge ihr aber, dass sie dran geblieben sei und nicht aufgegeben habe. "Und jetzt sehe ich, dass sich das auch schon bezahlt macht. Und dass ich dann noch genauer nachschauen muss, warum es nicht funktioniert. Und dann kommt man eh wieder drauf."

Niveau und Dichte seien aber im Vergleich zur Vorsaison noch einmal höher geworden, und vom Skitechnischen her ginge manches nicht mehr aus dem Effeff wie bei den Jungen. "Ich muss mich echt konzentrieren, dass ich auf zwei Ski durchziehe und das Innenbein mitnehme, ich bin immer sehr Außenski-orientiert gefahren. Das ist, wenn es eisig ist, super vorteilhaft, aber wenn es anders ist, dann bist du nicht schnell, wenn der Innenski ein bisserl mitschleift."

Was definitiv passe, sei der körperliche Zustand. "In den letzten drei Jahren ist es jedes Jahr besser geworden. Ich hatte vor ein paar Jahren mit den Knie ein bisserl zu tun, das ist jetzt überhaupt kein Thema mehr." Sie werde weitertrainieren und dann bis spätestens Ende Mai sollte sie wissen, was sein wird. "Die Energie ist weg, ich brauche den Abstand. Wenn ich von innen raus merke, es fängt mich zum Jucken an, dann weiß ich eh, was ich zu tun habe."

Olympia 2018

Dass 2018 die Olympischen Spiele in Südkorea auf dem Programm stehen, wird Görgls Entscheidung nicht beeinflussen. "Man ist nur dabei, wenn man voll in Form ist und sich durch Leistung selbst aufstellt. Und wenn das nicht der Fall ist, ist Olympia auch uninteressant. Da gehört grundsätzlich ein gutes Skifahren her, dann passt das."