Mikaela Shiffrin steht vor dem nächsten großen Coup. Olympiasiegerin und Dreifach-Weltmeisterin im Slalom ist die junge Skirennläuferin aus den USA bereits, bei den finalen Weltcup-Auftritten auf US-Schnee kann sie erstmals auch den Weltcup-Gesamtsieg einsacken. Den vorletzten Schritt vor dem Aspen-Finale will Shiffrin Freitag und Samstag bei Riesentorlauf und Slalom in Squaw Valley machen.

Die paradiesische Ski-Station am North Lake Tahoe ist zum erst zweiten Mal nach 1968 Weltcup-Gastgeber. Empfangen wurde der Damen-Tross in Kalifornien von Schneemassen wie schon lange nicht. Alleine seit vergangen Sonntag fiel nochmals über ein Meter Neuschnee, die Trainings-Strecken rund um die steile und anspruchsvolle Rennpiste "Red Dog" präsentierten sich dementsprechend weich.

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Shiffrin kann bei 145 Punkten Vorsprung auf Veronika Velez-Zuzulova zumindest Samstag ihre vierte Kristallkugel für den Slalom-Weltcup bereits unter Dach und Fach bringen, Platz drei würde reichen. "Mika" würde damit zu ihrem Vorbild Marlies Schild aufschließen und Janica Kostelic überflügeln, nur noch die Schweizerinnen Erika Hess (5) und Vreni Schneider (6) hätten dann mehr Slalom-Kristallkugeln als die Amerikanerin gewonnen.

Auch die große Kugel soll es sein

Am liebsten würde Shiffrin aber auch insgesamt schon auf der "sicheren Seite" sein, wenn sie am kommenden Montag und damit noch vor dem großen Showdown in Aspen in ihrem Heimat-Bundesstaat Colorado 22 Jahre alt wird. Dabei würde ein starker Auftritt auch am Freitag im Riesentorlauf enorm weiter helfen. Wie Atomic-Markenkollege Marcel Hirscher hat auch Shiffrin rund um die Saisonentscheidung zwar Geburtstag, sie wird im Gegensatz zum Österreicher aber die große Kugel vermutlich doch nicht schon nach dem letzten Technik-Wochenende vor dem Finale in Aspen im Sack haben.

Denn Saison-Aufsteigerin Ilka Stuhec hat zuletzt in Südkorea ihren Rückstand von 298 auf 178 Punkte verringert. Shiffrin war zwar ebenfalls in Jeongseon, hat dort aber nur auf den Olympiahängen 2018 trainiert und eine Abfahrts-Besichtigung mitgemacht, ehe sie zurück nach Colorado flog und von dort per Privatjet nach Kalifornien düste. Die slowenische Abfahrts-Weltmeistern Stuhec kann zudem auch in Riesentorlauf und Slalom (Zehnte in Maribor) durchaus punkten, Shiffrin sollte sich besser keinen Ausfall leisten.

Außerdem ist die französische Weltmeisterin Tessa Worley am Freitag in Squaw klare Favoritin im Riesentorlauf, in dem sie bei 120 Punkten Vorsprung auf Vizeweltmeisterin Shiffrin auch die Kugelwertung vorzeitig für sich entscheiden kann. Nur bei einem Sieg ist Shiffrin auch in Aspen noch im Rennen um die GS-Kugel. "Red Dog ist jedenfalls eine der coolsten Weltcup-Pisten überhaupt. Kein Schwung gleicht dem anderen, speziell der obere Teil ist wie eine Hochschaubahn", sagte Shiffrin. "Das wird am Saisonende noch ein richtiger Härtetest!"

Priorität hat beim einstigen "Ski-Wunderkind" aber ohnehin der erstmalige Gewinn des Gesamt-Weltcups. Bis auf Siege und Kugeln in Speed-Bewerben hätte die Siegerin in 29 Weltcuprennen (24 Slalom, 3 RTL, 1 Kombi, 1 Parallel) dann so ziemlich alles gewonnen. Aber der jungen Dame aus Eagle-Vail in Colorado darf man alleine aufgrund ihres Alters zutrauen, neue Kapitel im Skirennsport aufzuschlagen. Mehr (41) Siege vor dem 22. Geburtstag hatte nur die sechsfache Gesamtsiegerin Annemerie Moser-Pröll.

Noch fehlt das ÖSV-Technik-Podest

Die ÖSV-Damen sind in diesem Winter sowohl im Riesen- als auch im Spezialslalom noch ohne Podestplatz. Hoffnung, das zu ändern, haben in Abwesenheit der verletzten Technik-Asse Eva-Maria Brem und Carmen Thalmann vor allem Bernadette Schild und Stephanie Brunner. "Ziel ist und bleibt mein erstes Podest. Ob das diese Saison noch klappt, werden wir sehen", sagte Brunner, die in Sölden (4.), Sestriere (8.), Semmering (5.) und der WM (5.) Top-Acht-Plätze geschafft hat.

Auch Schild hat zuletzt im Riesentorlauf mächtig zugelegt, der Slalom ist aber nach wie vor ihre Top-Disziplin. Zudem hat die Salzburgerin in der Pause seit der WM etwas am Material getestet, von dem sie sich viel erwartet. "Ich hoffe, damit einen Schritt weitergekommen zu sein. Ich habe mich jedenfalls die ganze Saison im Slalom noch nie so gut gefühlt", gab sich Schild zuversichtlich.

Es werde spannend zu sehen, ob es funktioniere. "Nämlich ob ich damit bei den letzten zwei Slaloms den Schritt mache, um vorne mitreden zu können", blickt Schild den letzten Saisonrennen neugierig entgegen. Der Neuschnee habe die vielen Wellen auf der spektakulären Rennpiste zwar etwas abgeflacht, "es schaut dennoch cool und selektiv aus".

Die Rennen werden aber voraussichtlich bei hohen Temperaturen über die Bühne gehen. "Es ist für uns alle eine neue Situation, an der US-Westküste Rennen zu fahren. Die Sonneneinstrahlung ist extrem stark, wir sind schon sehr weit südlich", sagte Schild, die Squawauch von sommerlichen Familienurlauben kennt. "Die kommenden Rennen jetzt sehe ich aber ohnehin schon als Beginn der neuen Saison."