Marcel Hirscher ist keiner, der Erfolge ausgiebig feiert. Schon kurz nach 9 Uhr war der frischgebackene Weltmeister wieder am Berg zu sehen, auf dem Weg zum Slalom-Training. Denn insgeheim träumt der Salzburger ja vielleicht doch vom großen Wurf und einer zweiten Goldenen im Slalom. Aber Hirscher versteht es, die Erwartungshaltung zu dämpfen. „Vielleicht“, sagt er, „wird es das erwartete Duell. Aber vielleicht sehen wir auch einen Slalom, wo keiner der Favoriten ganz oben steht.“
Warum der 27-Jährige so vorsichtig ist, liegt in der Topografie des Hangs begründet: „Es ist flach. Und da gibt es echte Spezialisten“, sagt Hirscher und denkt dabei vor allem an einen: „Ich kenne mit Andre Myhrer (der beim Weltcupfinale 2016 den Slalom hier auch vor Hirscher gewann, Anm.) nur einen Fahrer, der vielleicht noch einen Tick schneller ist als Marco Schwarz. Was der ,Blacky‘ an Geschwindigkeit aufnehmen kann, ist ein Wahnsinn“, sagt Hirscher – und nennt gleich Manuel Feller und Michael Matt dazu. Die Jäger aus der eigenen (Slalom-)Familie also.

Der Kärntner Schwarz, beim Finale hier immerhin Vierter, schmunzelt auch auffallend schnell, wenn die Rede auf den Slalom kommt. „Ich bin sicher keiner der großen Favoriten“, sagt er, „aber ich bin in der Rolle des Jägers. Und ich weiß, dass ich schon schnell sein kann. Zwei gute Läufe und hier ist einiges drinnen!“ Auf das „Warum?“ kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: „Weil es flach ist! Weil mir die Übergänge taugen“, sagt der 21-Jährige, der schon seit Beginn der WM in St. Moritz weilt, auch die Kombination bestritten hat. „Aber von Lagerkoller ist bei mir nichts zu merken, zumal ja die Familie jetzt wieder beisammen ist“, sagt er und meint damit seinen Zimmerkollegen Michael Matt. Schwarz: „Jetzt habe ich wieder mein gewohntes Umfeld, meinen gewohnten Zimmerkollegen – und er hat die Rolle als DJ gleich übernommen.“

Aber nicht nur das: Auch Matt rechnet sich in St. Moritz einiges aus, immerhin fuhr er in dieser Saison in Levi – wo das Gelände jenem in St. Moritz ähnlich ist – auf den zweiten Platz. „Ich habe nach Kitzbühel das Material umgestellt, jetzt geht es auch im Steilen wieder. Hier ist Voraussetzung, dass man im Steilen nicht zurückzieht. Sonst hast du keine Chance.“

Eine solche rechnet sich auch Manuel Feller aus: „Mein Slalom-Schwung ist schnell. Besser als jener im Riesentorlauf. Und es wäre auch eine Medaille drinnen!“ Jäger gibt es also auf alle Fälle genug.