Marcel Hirscher hat sich auch im zweiten Saison-Riesentorlauf nur einem Franzosen geschlagen geben müssen. In einer packenden Entscheidung wurde der Österreicher am Sonntag in Val d'Isere nach knapper Halbzeitführung 0,49 Sek. hinter Premierensieger Mathieu Faivre Zweiter. Sölden-Sieger Alexis Pinturault belegte vor zwei weiteren Landsleuten Platz drei. Hirscher führt nun wieder im Gesamt-Weltcup.

Nach fünf Rennen und dem ersten Speed-Wochenende der WM-Saison hat der fünffache Gesamtsieger aus Salzburg 280 Punkte auf dem Konto und 80 Zähler Vorsprung auf den Norweger Kjetil Jansrud, der am Ersatzwochenende für Beaver Creek beide Speed-Rennen in Frankreich gewonnen hatte. Im Riesentorlauf schied Jansrud aber schon in Lauf eins aus.

Hunderter ohne Sieg

Hirscher hingegen schaffte in Val d'Isere auch ohne Sieg seinen erhofften "Hunderter", nachdem er zuvor im Super-G 13. geworden war. Obwohl diesmal aus programmtechnischen Gründen auf der weniger steilen OK-Piste gefahren wurde, setzte damit Hirscher seine Erfolgsserie in Val d'Isere fort. Kommendes Wochenende kann er beim Originalprogramm am Rocher de Bellevarde wieder auf der anderen Bergseite und damit auf der "Face" fahren, wo er bekanntlich große Erfolge gefeiert hat.

Aber auch auf der "Oreiller-Killy" im Ortsteil La Daille hatte Hirscher einen Tag nach der historischen Abfahrtspleite seiner Speed-Kollegen dank Laufbestzeit im ersten Heat den 41. Weltcupsieg lange vor Augen. Allerdings lag Faivre nur ein Hundertstel hinter dem Österreicher zurück, der zunächst eine Phalanx von gleich vier Franzosen und einem Italiener anführte, obwohl Lauf eins sehr flott gesetzt war. Die beiden Österreicher Philipp Schörghofer und Manuel Feller ergänzten bei Halbzeit die Top-Acht.

Frankreich gegen Hirscher

In der Entscheidung ging es dann bei "Länderspiel-Atmosphäre" auf höchstem Nveau zur Sache. Vor allem die Franzosen gaben vor Heim-Publikum mächtig Gas und bei französischer Vierfach-Gesamtführung musste Hirscher als letzter Läufer auf ramponierter Piste alles riskieren.

Letztlich war Faivres Lauf- und Gesamt-Bestzeit aber auch für den Österreicher nicht mehr zu erreichen. Viertbeste Laufzeit auf dem vom slowenischen ÖSV-Coach Janez Slivnik etwas runder gesetzten Kurs reichte im "Ländermatch" gegen die Franzosen aber wenigstens für Platz zwei.

"Ich habe natürlich oben mitgekriegt, was Faivre da aufgeführt hat", gestand Hirscher und gratulierte dem 24-jährigen Franzosen ("Der erste Sieg und das vor Heim-Publikum ist gewaltig"), der im Vorjahr in Naeba schon Zweiter gewesen war. "Er kann gewaltig schnell Skifahren und war überfällig. Er hat so gewaltig gezeigt, was er kann, dass für mich mehr als Platz zwei nicht drin war. Der Premierensieg ist hoch verdient", sagte Hirscher.

"Superhappy"

Auch über Platz zwei war der Salzburger "superhappy". "Ich habe hier insgesamt 100 Punkte geholt, also passt es. Mit Platz zwei bin ich sicher zufrieden, auch wenn ich natürlich lieber gewinne. Es war alles auf sehr hohem Niveau heute."

Dass nach der Abfahrtsniederlage alle rot-weiß-roten Hoffnungen wieder auf ihm geruht hatten, war Hirscher bewusst. Groß kommentieren wollte er das aber nicht. "Natürlich ist es gescheiter, wenn generell alles gut ist. Aber ich kann auch nur mein letztes Hemd geben."

Schörghofer verteidigte mit der 15. Zeit seinen siebenten Platz und war damit zweitbester Österreicher. Den Salzburger ärgerte aber die verpasste Verbesserung. "Am kommenden Wochenende sind die Erwartungen sicher besser als Siebenter", forderte er von sich selbst.

Feller freut sich auf den "anderen Hang"

Feller fiel auf Platz zwölf zurück und argumentierte ähnlich. "Nach dem ersten Durchgang hätte ich mehr erwartet. Aber hätte man mich vorher gefragt, hätte ich Platz zwölf schon genommen". Auch der Tiroler freut sich schon auf die steile Face: "Der andere Hang liegt mir sicher besser."

Obwohl kommendes Wochenende wieder in Val d'Isere gefahren wird, trainiert Hirscher nun einige Tage in Österreich, um dann auf "seinem Hang" zurückschlagen zu können. "Es wird aber zäh, denn recht viel besser kann ich im zweiten Lauf nicht fahren", war ihm klar, dass gegen die starken Franzosen und Italiener wieder eine Riesen-Aufgabe vor ihm liegt.

Zudem ist nun mit Henrik Kristoffersen wieder ein Konkurrent mehr im Rennen. Der Norweger hatte wegen seines Sponsorstreites mit dem Verband auf den Levi-Slalom verzichtet, zumindest die verbandsinternen Probleme sind ausgesprochen. In Val d'Isere wurde Kristoffersen RTL-Achter, ein erstes Urteil hinsichtlich seiner Klageforderung nach einem individuellen Kopfsponsor soll bald kommen.