In Abwesenheit der verletzten Lindsey Vonn hat das erste der drei Damen-Speedrennen in Lake Louise eine kräftige Überraschung gebracht. Die Slowenin Ilka Stuhec gewann mit Nummer 29 ihre erste Weltcup-Abfahrt vor der italienischen RTL-Spezialistin Sofia Goggia und der Schwedin Kajsa Kling, alle drei landeten erstmals auf einem Abfahrts-Podest. Beste ÖSV-Damen war Stephanie Venier als Siebente.

Von den Top-Favoritinnen zog sich Lara Gut als Vierte am besten aus der Affäre, auch wenn die Weltcup-Gesamtsiegerin damit nicht wirklich die erhofft vielen Punkte auf Mikaela Shiffrin gut machen konnte. Die amerikanische Technik-Spezialistin fuhr fünf Tage nach ihrem Slalomsieg in Killington bei ihrem Abfahrts-Weltcupdebüt einen beachtlichen 18. Platz heraus und führt weiterhin klar.

Gut war aber auch der Beweis dafür, dass die nun auch bei den Damen erstmals in Kraft getretene Startnummern-Regelung ganz schön ins Auge gehen kann. Die Schweizerin hatte die frühe Nummer sieben gewählt und führte auch lange. Nach einem späten Umsturz lagen am Ende aber die Läuferinnen mit den Nummern 29 (Stuhec), 28 (Goggia) und 17 (Kling) vor ihr.

Schwierige Verhältnisse - flaches Licht

Nach guten Bedingungen im Training machte am ersten Renntag auf der Strecke im Banff National Park flaches Licht und damit schwierige Sicht den Damen bei der ersten Saisonabfahrt das Leben schwer, es gab auch einige böse Stürze. Obwohl die Bedingungen scheinbar gleich blieben, waren dann rund um einen bestimmten Zeitpunkt einige Läuferinnen besonders schnell.

So zunächst die mittlerweile vom Österreicher Kurt Mayr gecoachte Kling. Noch ehe sich die Schwedin mit dem Gedanken an einen möglichen ersten Abfahrtssieg anfreunden konnte, legten Goggia und Stuhec nach. In diesem Zeitraum fuhr auch Venier mit Startnummer 27 ihr ausgezeichnete Zeit und ihr bestes Weltcupergebnis heraus.

Stuhec gelang im ersten Speedrennen nach dem "Rücktritt" von Tina Maze der erste slowenische Abfahrtssieg seit jenem Mazes vor drei Jahren. "Unglaublich. Es hat sich die ganze Fahrt schnell angefühlt. Ich spüre schon länger, dass ich nun auch im Kopf bereit bin", jubelte die Stöckli-Fahrerin aus Maribor.

Goggia hat die Ski einfach laufen lassen

Für Goggia war es überhaupt erst die zehnte Weltcup-Abfahrt gewesen, zuletzt war sie im Riesentorlauf von Killington Dritte geworden. "Die Sicht war für alle gleich, ich habe die Ski einfach laufen gelassen", sagte die 24-Jährige, die in Kanada einst einen Kreuzbandriss erlitten hatte.

Für die ÖSV-Damen, die im Vorjahr mit Cornelia Hütter und Ramona Siebenhofer die Plätze zwei und drei hinter Vonn belegt hatten, war diesmal nichts zu holen. Am nächsten kam noch Venier einem Podestplatz, die Vorarlbergerin verspielte die Chance aber mit einem Fehler im Fallaway. "Platz sieben und bestes Weltcup-Ergebnis, das ist schon lässig", sagte Venier. Auch sie gestand ein, dass mehr drin gewesen wäre. "Es waren ziemlich viele Fehler dabei, ein echter Höllenritt. Aber wenn man schnell ist, macht man auch Fehler. Morgen muss ich noch mehr Gas geben."

Siebenhofer litt nach einer Trainings-Bestzeit sehr unter den schlechten Sichtbedingungen. "Ich tu mir da sehr schwer. Ich kann trotzdem zufrieden sein und nehme das Positive für morgen mit", sagte die Steirerin nach Platz 15. Landsfrau Hütter landete hinter Siebenhofer und Mirjam Puchner ("Morgen neu angreifen") nur auf Platz 17.

Nach überstandener Schuhrandprellung war die Steirerin im Training erneut heftig gestürzt. "Ich habe trotzdem versucht, voll zu attackieren", sagte sie. "Die hundertprozentige Sicherheit im Schwung ist aber noch nicht da."

Nicht am Start war mit Tamara Tippler die Vorjahres-Zweite im Super-G. Quereinsteigerin Christina Ager hätte bei ihrem Abfahrts-Debüt eine gute Nummer (32) gehabt, schied nach guter Zwischenzeit und einem Fahrfehler aber aus.

Die 22-jährige Österreicherin Christine Scheyer und Shiffrin fuhren bei ihren Abfahrts-Debüts zeitgleich auf Platz 18. "Ich bin happy und habe Erfahrung getankt", meinte Shiffrin. "Ich kann aber sicher schneller fahren", gab sich die 21-Jährige wie immer forsch.