Die ÖSV-Damen hoffen auf eine Überraschung. Für diese soll am ehesten Stephanie Brunner am Samstag im Riesentorlauf sorgen, während am Sonntag Michaela Kirchgasser und Katharina Truppe im Slalom (jeweils 15.30/18.30 Uhr MEZ, live ORF eins) die größten ÖSV-Hoffnungen sind. In beiden Disziplinen müssen die ÖSV-Damen durch Verletzungen mit Anna Veith, Eva-Maria Brem und Carmen Thalmann die Zugpferde derzeit bekanntlich vorgeben.

Das ist auch eine Chance für eine Junge, ins Rampenlicht zu fahren. Brunner etwa war beim Saisonstart in Sölden Vierte und hat beim letzten Vorbereitungstraining im US-Speedcenter in Colorado unterstrichen, dass sie in Abwesenheit von Brem derzeit die schnellste Riesentorläuferin im Team von Jürgen Kriechbaum ist.

Brunner ist für den Chef ein Aushängeschild

Der Damenchef war auch voll des Lobes über die 22-Jährige Zillertalerin, die extreme Schräglagen fährt und sich dabei Marcel Hirscher zum Vorbild genommen hat. "Sie ist top in Form und derzeit unser Aushängeschild im Riesentorlauf", so Kriechbaum. "Ich traue ihr ähnliches zu wie in Sölden."

Geht es nach Brunner, darf es sogar etwas mehr sein, obwohl der Riesentorlauf bei den Damen die umkämpfteste Disziplin ist und in Vermont auch die Ende vergangenen Winter dominierende Deutsche Viktoria Rebensburg zurückkehrt. Aber Brunner hat Selbstvertrauen nachdem sie in Sölden hinter Lara Gut, Mikkaela Shiffrin und Italiens Jungstar Marta Bassino trotz "angezogener Handbremse" im ersten Durchgang ihren ersten Podestplatz um nur knapp drei Zehntel verpasst hat.

"Das habe ich aber längst verdrängt", wischte Brunner in den USA einerseits allzu hohe Erwartungen vom Tisch. "Ich hoffe in erster Linie, dass ich diesmal hier im Rennen hundert Prozent geben kann", machte sie gleichzeitig klar, dass sie in Tirol noch nicht alles gezeigt hatte. "Das waren etwa 80 Prozent."

Michaela Kirchgasser
Michaela Kirchgasser © GEPA pictures

Obwohl sie selbst eine extrem riskanten Fahrstil pflegt, lässt sich Brunner auch von den jüngsten Verletzungen im eigenen Lager nicht runterziehen. "Auch das kann ich gut verdrängen", geht Brunner konform mit den routinierten Teamkolleginnen. "Man muss eben zur Kenntnis nehmen, dass Verletzungen einfach dazu gehören", meinte nämlich auch Kirchgasser.

Die Salzburgerin ist mit 31 Jahren Dienstälteste im Damen-Technikteam und derzeit gut gelaunt, obwohl auch bei ihr das Knie so zwickt, dass sei nicht mehr als drei Tage am Stück trainieren kann. Vor Killington hat die Salzburgerin deshalb mehrere Tage pausiert.

Eventuell war das doppelt klug, denn durch den jüngsten Neuschnee könnten sich in Killington völlig neue Pistenverhältnisse als jene von Copper Mountain ergeben. "Der aggressive Schnee dort war etwas zu viel für mich. Ich habe mir eine Pause gegönnt und bin nun fit für das Wochenende", erklärte Kirchgasser.

Weder Sölden noch Levi waren ihre Lieblingshänge. "Und doch gab es die besten Resultate seit langem", machte Kirchgasser klar, dass sie sich im Aufwind sieht. "Ich bin mit meinem Skifahren gerade sehr zufrieden. Es ist schon lange nicht mehr so gut gegangen und ich habe ein echt lässiges Gefühl auf Ski. Es macht gerade sehr viel Spaß", zeigte sie sich zuversichtlich.

Nach den Ausfällen von Brem und Thalmann schickt der ÖSV am Samstag nur acht Riesentorläuferinnen an den Start. Die junge Truppe soll das Fehlen der Zugpferde wettmachen, in Sölden ist das mit gleich vier Fahrerinnen in den Top-14 schon sehr gut gelungen. Allerdings laboriert die Sölden-13. Ricarda Haaser an einer Schuhrandprellung sowie einem Haarriss im Wadenbein und konnte zuletzt kaum trainieren.

Kriechbaum: "Thema ist ein bisschen abgegriffen"

Dass nun die "Jungen" die Kastanien aus dem Feier holen sollen, mag Kriechbaum eigentlich nicht mehr hören. "Das Thema ist schon ein bisschen abgegriffen. 20 Jahre alt, das ist nicht mehr wirklich jung", meinte der Coach schmunzelnd. "Natürlich häufen sich derzeit die Verletzungen bei uns ein bisschen. Aber wir können uns nur auf unsere eigene Performance konzentrieren. Je besser wir das machen, desto weniger fehleranfällig sind wir."

Erste Siegkandidatin ist Lara Gut. Die Schweizerin hat im Vorjahr mit ihrem Sieg in Aspen den Grundstein zum Weltcup-Gesamtsieg gelegt und kommt damit quasi als Titelverteidigerin" nach Killington, das diesmal den Aspen-Termin übernommen hat. Noch nie aber hat Gut zwei Riesenslaloms in Folge gewonnen.

Ob Shiffrin vor heimischer Rekordkulisse auf der Piste "Superstar" ihren zweiten GS-Sieg einfahren kann, bleibt abzuwarten. Für den letzten US-Heimsieg in einem Riesenslalom sorgte Julie Parisien 1991 in Waterville Valley und damit ebenfalls an der Ostküste.