"Renn um dein Leben!“ Das dachten sich nicht nur zigtausende Fans in der Biathlon-Arena in Hochfilzen, sondern auch Österreichs Trio, das bereits im Ziel gespannt auf seinen Schlussmann wartete. Die Rede ist von DominikLandertinger, der nach dem alles entscheidenden und letzten Stehendschießen als Dritter in die Schlussrunde ging, dicht verfolgt von Simon Schempp. Gold und Silber waren zwar aufgrund eines Nachladers in die Ferne gerückt, der Kampf um Bronze war jedoch entbrannt. Und da waren sie dann, der letzte Anstieg in der Loipe und die sagenhafte Attacke des Oberösterreichers, der den Deutschen, ohne mit der Wimper zu zucken, stehen ließ. Er meisterte die Rolle als Schlussmann mit Bravour, auch wenn der 28-jährige Ex-Weltmeister zugab: „Das ist das Grauslichste, das es gibt. Da zieht es dir die Hoden bis zu den Mandeln rauf beim letzten Schießen.“

Wie fühlt sich ein Teamkollege, wenn der Landsmann alles in der Hand, man selbst sein Bestes abgerufen hat und nur noch zuschauen kann? „Ich hatte absolut das Vertrauen in unsere zwei Läufer, die nach mir kamen“, sagte Julian Eberhard.

Es ist die erst dritte WM-Staffelmedaille in der Geschichte für Österreich. Mit genau diesem Edelmetall feiert Daniel Mesotitsch ein Déjà-vu. Vor zwölf Jahren holte sich der Routinier in Tirol schon einmal Bronze in der Staffel. „Es fühlt sich so genial an wie 2005. Riesendank an die Wachsler, ohne den Ski wäre das nicht möglich gewesen“, zeigt sich der Kärntner von den Emotionen überwältigt.

Und die Problematik mit dem Schießen? Dass mit zwei, drei Nachladern weniger – insgesamt blieben zehn Scheiben schwarz – noch mehr herausschauen hätte können, damit will man sich nicht beschäftigen. Denn „es war eine verdammt hart verdiente Medaille, weil man null Spielraum hatte. Jeder musste eine absolute Topleistung abrufen, dass dieses Resultat entstanden ist, und das ist umso schöner“, freut sich ÖSV-Cheftrainer Reinhard Gösweiner mit seinen nervenstarken Jungs. Auch Eberhard reagiert auf die Frage mit den Nachladern sehr abgebrüht:

Ein taktisches Manöver setzten die Österreicher in die Tat um: Simon Eder ließ seinen russischen Kontrahenten vor dem letzten Wechsel vorbei und übergab "nur" als Zweiter. Für die Zuseher war dies wohl nicht ganz nachvollziehbar. Gösweiner klärt die Situation auf: "Simon und Dominik hatten ausgemacht, sollte Simon mit einem anderen Athleten zur Übergabe kommen, dann soll er hinten bleiben. Simon lief eine brutale erste Runde. Er wusste, dass er den Russen nicht abhängen kann und somit nicht mehr Zeit herausholt.“ Gingen da wertvolle Sekunden verloren?

Ganz ohne Eklat ging es nun doch nicht. So wurde bei der Siegerehrung die alte russische Hymne eingespielt. Da stürmte ein Kommentator die Bühne, riss das Mikro an sich und stimmte die korrekte Hymne an. Eine Entschuldigung folgte. Alles wieder gut. Heute werden zum Ausklang noch die Weltmeister im Massenstart gekürt.