Schon vor seinem ersten Start bei den Paralympics in Pyeongchang war der gebürtige Mühlviertler Patrick Mayrhofer ein gefragter Mann. Der 30-Jährige galt nämlich nicht nur als Medaillenkandidat im Snowboardbewerb, er verkörpert auch ein Wunder der modernen Medizin.

Ein schwerer Arbeitsunfall, bei dem der Elektrotechniker unverschuldet einen Stromschlag erlitt, hatte 2008 fatale Konsequenzen. Mayrhofers rechte Hand konnte von Chirurgen zwar nach zehn Operationen wiederhergestellt werden, die linke blieb jedoch ohne Nerven und Muskeln und mit nur drei Fingern ohne jegliche Funktion.

"Mein Leben hat sich entscheidend verbessert"

Nach dem Test einer damals neuartigen bionischen Handprothese stimmte Mayrhofer einer freiwilligen Amputation der linken Hand zu. Aber erst die Freigabe durch eine Ethikkommission machte im Juli 2009 diesen operativen Eingriff möglich. Nach einer sechswöchigen Reha wurde dem Mühlviertler dann die weltweit erste bionische Prothese angepasst – damals eine medizinische Sensation. Das Ergebnis war vielversprechend. „Mein Leben hat sich nach dieser Amputation entscheidend verbessert“, sagt Mayrhofer, der in der Folge als Snowboarder ordentlich Tempo machte. Seine Freundin hatte ihn motiviert, wieder Sport zu betreiben.
Sein Debüt im Weltcup feierte er in der Saison 2013/2014. 2015 gewann Mayrhofer bei der Para-Snowboard-Weltmeisterschaft die Goldmedaille in der Disziplin Banked Slalom (Torlauf mit Steilkurven). Ein Jahr zuvor konnte er nicht bei den Paralympics in Sotschi teilnehmen, da seine Wertungsklasse aus dem Programm gestrichen wurde. In Südkorea ist er nun dabei.

Vor seiner Paralympic-Premiere in Pyeongchang musste der 30-Jährige, der inzwischen in Wien lebt, eine neue Hürde meistern. Vor einem Jahr verletzte er sich nämlich schwer am Schienbeinkopf und verpasste unter anderem die Paralympics-Generalprobe in Südkorea. Diese Verletzung prägte auch noch die aktuelle Saison. „Ich habe mir als Ziel gesetzt, dass ich die Verletzung komplett ausblende. Wenn mir das gelingt, kann es mit einer Medaille klappen“, sagte Mayrhofer.

Die ersten Rennen verliefen vielversprechend

Dieses Ziel ist nicht unrealistisch, die ersten Rennen nach dem Comeback in diesem Winter verliefen mit den Plätzen zwei, drei und vier vielversprechend. Beim Snowboard-Sprint war für Mayrhofer nach Problemen mit dem Startgate im Viertelfinale Schluss. „Sein“ Bewerb kommt aber noch. Am Freitag greift er gemeinsam mit dem Tiroler Teamkollegen Reinhold Schett im Banked Slalom noch einmal an.
Beruflich arbeitet Mayrhofer inzwischen als Entwickler und Techniker beim Prothesenhersteller Ottobock (Partner des International Paralympic Committee). Sein Modell der bionischen Hand-Prothese heißt übrigens „Michelangelo“.