Wie ist es zu dieser Leidenschaft gekommen?

PIA HIEZEGGER: Das war ein Zufall. Ein Schulkollege hat mich in der Volksschule gefragt, ob ich Sturm- oder GAK-Fan bin, und ich habe nicht genau gewusst, was ich sagen soll. Aber der GAK ist mir bekannt vorgekommen, weil meine Großmutter dort einmal Handball gespielt hat. Und darum habe ich mich für den GAK entschieden.

Und diese Liebe währt noch immer?

Irgendwie habe ich mir gedacht, es wäre feig, umzusteigen, wenn es einmal nicht so läuft. Dafür habe ich mich als GAK-Fan auch zu sehr hinausgelehnt. Das kann man dann auch nicht mehr rückgängig machen.

Einmal Fan, immer Fan?

Es gibt natürlich auch andere Mannschaften, die ich mag oder für die ich mich als Erwachsene bewusst entschieden habe. So wie Arsenal. Aber denen hat es auch kein Glück gebracht, dass ich Fanin geworden bin (lacht).

Wie sehen Sie die Zukunft des GAK?

Ich denke, dass es noch ein harter Weg wird. Aktuell ist es noch relativ einfach, auch wenn es kein lockeres Durchmarschieren ist. Aber in den Jahren in der Regionalliga hat man gesehen, dass es schwierig wird, wenn es um den Aufstieg geht oder der Letzte der ersten Liga kommt. Es wird einfach immer teurer. Der Sprung zwischen den Amateuren und der Bundesliga ist extrem schwierig, denn man braucht eigentlich Profis, hat aber das Geld nicht.

Werden Sie den GAK in der Bundesliga noch einmal erleben?

Ich kann es nur hoffen. Vor allem, wenn die „Bundesliga neu“ kommt, habe ich keine Ahnung, wie das System funktioniert und ob es funktioniert. Es gibt so viel Ungewisses. Es ist zwar nicht so unvorhersehbar wie das Wetter, aber ich traue mich keine Prognosen abzugeben.

Haben Sie noch andere sportliche Favoriten?

Wenn ich Sport schaue, dann meistens Fußball oder Skispringen. Ich kann mir jeden Sport anschauen, aber live nur Fußball. Da ich leider am Wochenende nicht oft in Graz bin, komme ich sehr wenig auf den Platz, aber wenn ich wo hinfahre, schaue ich mir dort auch Spiele an. Ob es England ist oder die Ukraine. Fußball ist fast immer interessant.

Was macht den Sport so sexy?

Er hat viele Komponenten, die ich auf dem Platz erkenne. Die Regeln sind einfach und ich sehe, warum eine Mannschaft gewinnt. Bei anderen Sportarten – wie der Formel 1 – ist es mir manchmal schleierhaft, warum welche Autos vorne sind, und dann gibt es wieder irgendwelche Regeln, wo sie wen überholen dürfen. Das ist dann so wahnsinnig kompliziert, dass mich der Sport nicht mehr interessiert.

In Ihren Rollen treten Sie oft gefühlskalt auf. Sind Sie auf dem Platz auch so oder eher ein Rowdy?

Ich bin sehr zurückhaltend. Mir ist es immer ein bisschen peinlich, wenn erwachsene Menschen sich so aufführen, als würde es um ihr Leben gehen. Andererseits ist es so wahrscheinlich viel gesünder, als wenn man wie ich immer alles zurückhält. Wahrscheinlich wäre unsere Gesellschaft viel gefährlicher und aggressiver, wenn die Leute ihre Emotionen nicht beim Sport ausleben könnten.

Selbst wenn ein entscheidendes Tor fällt ...

Ganz ruhig wäre ich dann nicht. Ich würde aufstehen und mich freuen, mich aber gleich wieder hinsetzen und hoffen, dass es niemand gesehen hat. Ich tue mir schwer, mitzuklatschen oder zu singen. Mir ist das manchmal zu viel.

Genießen Sie die Atmosphäre trotzdem?

Das schon. Die Spiele, die ich in England gesehen habe, bei denen regelrechte Chöre entstehen, die sich dann gegenseitig über das Feld hinweg ansingen, finde ich schon super. Das ist fast wie Theater.

Wie steht es mit der Rivalität?

Ich finde Rivalität super, und es wäre schön, wenn es in Graz wieder Derbys geben würde, aber ich kann keine andere Mannschaft hassen. Das wird mir manchmal von GAK-Fans vorgeworfen, dass ich mich zum Beispiel bei den Sturm-Spielern auskenne. Es interessiert mich einfach. Alle österreichischen Topvereine interessieren mich.

Kein Platz für Hass ...

Dafür ist Fußball dann doch wieder nicht wichtig genug. Ich kenne auch viele Sturm-Fans, die ich für sehr intelligent halte, mit denen unterhalte ich mich gerne. Ich finde es interessant, wenn Leute sich besser auskennen als ich und ein Spiel lesen können. Mir ist es dann wurscht, ob er Fan von der oder der Mannschaft ist.

Gibt es einen GAK-Ersatz in Wien?

Nein. Freunde von mir sind Austria-Fans und darum gehe ich meist auf den Austria-Platz. Ich war schon beim Sportklub, aber leider nie bei der Vienna. Ich würde mir jedes Spiel anschauen, aber in letzter Zeit merke ich, dass ich mich lieber vor den Fernseher setze, wenn es zu kalt wird. Das habe ich den Fans früher vorgeworfen, aber nun verstehe ich es.

Aber nun kommt der Frühling und es wird wärmer. Sieht man Sie dann wieder in Graz auf dem Platz?

Ich habe mir schon ein paar Spiele eingetragen, die ich besuchen will. Ich habe leider kein Auto, darum sind die Graz-Spiele wahrscheinlicher. Auch auswärts wären alle Spiele eine Reise wert, aber es ist sehr zeitaufwendig. Und da man als Schauspielerin am Wochenende meistens spielt, kann man nicht immer am Platz sein.

Muss man sich in Künstlerkreisen rechtfertigen, wenn man Fußballfan ist?

Mittlerweile ist es schon ein bisschen hip und es wird kokettiert. Aber es ist schon lustig, denn als Frau und GAK ist man schon eine ziemliche Minderheit. Das gibt es nicht ganz so oft.

Ist das nicht auch das Aufregende beim GAK, dass er nicht so Mainstream ist?

Es war ja weder eine bewusste Entscheidung, eine Frau noch ein GAK-Fan zu werden. Es gab eine Zeit, in der Sturm auch wahnsinnig interessant war, da Trainer Ivica Osim als Mensch und Trainer irrsinnig charismatisch und erfolgreich war. Aber es wäre nicht okay gewesen, wenn ich plötzlich Sturm-Fan geworden wäre.

Wie sieht es mit den Klubs in der Familie aus?

Den meisten ist Fußball egal. Mein Vater ist Sturm-Fan. Aber – für ihn leider – er hat das zu wenig erwähnt. Es ist niemand in der Familie so, dass er immer auf den Platz rennen musste.

Der Weihnachtsfriede ist aber nicht in Gefahr ...

Überhaupt nicht. So ernst sollte man das nicht nehmen.

Trinken Sie auch einmal ein Bier auf dem Platz?

Früher war ich mit einem Sturm-Fan zusammen und wir sind jede Woche entweder zu einem Sturm- oder GAK-Spiel gegangen. Erst trifft man sich mit Freunden, dann fährt man hin und trinkt ein Bier oder keines und redet nachher auch noch über das Spiel, und der Samstag ist gelaufen. Das ist jetzt nicht mehr so. Manchmal habe ich nachher noch etwas zu tun und vielleicht wird die Zeit auch kostbarer, dass man sein ganzes Leben dem nicht mehr unterordnen will.

Wie steht es um die Nationalmannschaft?

Während der EM war ich in Nigeria und habe mit dem Theater im Bahnhof dort geprobt. Wir haben die Proben so eingeteilt, dass wir die Spiele sehen konnten. Aber es war ein bisschen deprimierend. Ich habe mich von dieser Euphorie anstecken lassen und gehofft, dass da mehr geht. Und im ersten Spiel hat sich mit Zlatko Junuzovic einer meiner Lieblingsspieler verletzt. Das war ein bisschen traurig. Aber ich finde die Mannschaft recht sympathisch und bin schon gespannt. Leider habe ich am 24. März keine Zeit, das Spiel gegen Moldawien anzusehen.

Wenn Sie ein Spiel versäumen, schauen Sie gleich nach?

Ich schaue immer gleich nach, aber manchmal, wenn ich im Stress bin, versäume ich Fußball. Das ist eh schade, aber manchmal auch ziemlich wurscht.

Wer war Ihr liebster GAK-Spieler?

Das kann ich gar nicht sagen. Ich habe noch ein paar alte Pickerl im Schrank hängen. Ich habe Benedict Akwuegbu oder Ales Ceh sehr mögen, aber auch Junuzovic.

Wo waren Sie, als der GAK-Meister wurde?

Beim Spiel gegen Pasching, in dem es fix wurde, auf dem Platz. Eigentlich war ich bei einer Hochzeit eingeladen und es ist sich dann noch ausgegangen. Ein Glück.