"Der Davis Cup gehört reformiert, ja definitiv", erklärte Dominic Thiem nach seinem Achtelfinaleinzug in Rom. Die Begründung dafür ist nachvollziehbar: "Weil immer weniger (Top-)Spieler spielen, weil viele Topnationen ein Jahr top aufgestellt spielen und im nächsten Jahr in der Weltgruppe mit der Nummer 300 und 200 spielen. Das gehört irgendwie geändert", präzisierte Thiem wohl auch in Anspielung auf Beispiele wie die Schweiz, die mit den Topstars Roger Federer und Stan Wawrinka den Davis Cup gewonnen hat und dann in schwacher Besetzung im Jahr darauf chancenlos war.

Der internationale Tennisverband (ITF) hat die Zeichen der Zeit nun erkannt und berät seit einiger Zeit hinter den Kulissen über mögliche Reformen. Möglicherweise werden die Pläne, die angeführt von Fußball-Star Gerard Pique einen Nationen-Weltcup in Form einer Endrunde vorsehen, die ITF weiter beschleunigen. Der Abwehr-Routinier von Barca hat Unterstützung der Topspieler Andy Murray, Rafael Nadal und Novak Djokovic sicher.

Thiem: "Superwerbung fürs Tennis"

Auch Thiem ist von der Idee, die Pique im Übrigen auch schon mit ATP-Tour-Boss Chris Kermode besprochen hat, begeistert. "Das ist eine Superidee. Er ist ein absoluter Weltstar, wenn der das unterstützt, ist es erstens einmal eine Superwerbung fürs Tennis, zweitens habe ich auch gehört wie der Bewerb ausschauen soll, das hört sich alles sehr gut an", erklärte der Weltranglisten-Siebente. 16 Teams sollen sich den Nationencup-Sieger in Endrundenform und an einem Schauplatz ausmachen. "Es geht mehr in Richtung Fußball-WM, EM-Endrunde."

Auch im Davis Cup wird ein Format mit nur einem Schauplatz zumindest angedacht. Allerdings waren gerade im Davis Cup die Faktoren Heim-Spiel oder Auswärts-Partie, eigene Wahl des Belages und Ähnliches auch spannende Faktoren in der Vergangenheit. Was meint Thiem dazu? "Wie oft hat man ein legendäres Match gesehen in letzter Zeit? Meistens waren die Hallen halbleer", sagt Thiem. Und auch im Fußball gäbe es nicht immer Heimvorteil. "Vielleicht kann man den Bewerb wirklich so groß machen, dass wirklich ein paar Fans auch mitreisen. Im Fußball hat bei einer WM auch immer nur eine Mannschaft den Heimvorteil, die Atmosphäre ist trotzdem unfassbar. Natürlich wird man das nie hinbekommen im Tennis, aber wenn man es in die Richtung lenken könnte, wäre es eine Riesensache."

Auf sein Comeback nach knapp eineinhalb Jahren im ÖTV-Team Mitte September freut sich Thiem aber. "Die Davis-Cup-Woche macht sehr viel Spaß und im Herbst passt es ganz okay rein. Und es ist ein Heimspiel in Wels. Es wird sicher eine coole Sache. Ich hoffe, dass viele Leute kommen, weil es macht viel mehr Spaß, wenn das Stadion voll ist, als wenn es weniger als halbleer ist", appelliert Thiem schon jetzt an die Fans. Zudem sei das Duell freilich auch wichtig, um nicht auch noch gegen den Abstieg spielen zu müssen.

Antonitsch gegen radikale Änderung

In Sachen Reform des Davis Cups ist einer der "Drei Musketiere" von legendären Heim-Spielen wie im Praterstadion gegen die USA oder in Unterpremstätten gegen Deutschland gegen derart radikale Änderungen. "Ich bin auch zu sehr Traditionalist", sagte Alexander Antonitsch im Gespräch mit der APA. "Manche Änderungen würde ich verstehen. Aber Heim- und Auswärtsspiele sind für mich die Kernstücke vom Davis Cup, so haben wir einen Tennisboom erlebt. Da lebt das Tennis. Meinen Belag, meine Bälle und mein Publikum: Wenn man das wegnimmt, ist der Davis Cup dann tot", glaubt der Kärntner und Kitzbühel-Turnierdirektor.

Vorstellen kann sich Antonitsch eine Zwei-Tages-Variante, auch um die manchmal sinnlosen Sonntags-Matches (weil die Entscheidung schon am Tag zuvor fiel) zu vermeiden. Zudem würde Antonitsch auch das Nominieren von mehr als vier Spielern zulassen. Die Wiedereinführung von Weltranglistenpunkten wäre freilich auch eine wichtige Maßnahme.

Kommen bald Sätze bis vier Games?

Nicht nur in Sachen Davis Cup, auch für die Tour selbst wird schon seit Längerem an neuen Regeln gefeilt, die das Tennis abschätzbarer, von der Dauer her verkürzen, sprich TV-konformer, machen sollen. Beim "NextGen"-Finale der Top-Unter-21-Spieler in Mailand, das dieses Jahr zum ersten Mal ausgetragen wird, werden eine Reihe neuer Regeln getestet: Stoppuhr, Sätze nur noch bis 4 Games (Tiebreak bei 3:3) und ohne Vorteil, zudem auch keine "let-rule" (Netzroller bei Aufschlag zählt).

Thiem äußerte sich in Rom auch dazu: "Ich bin kein großer Fan der let-rule, weil es nicht wirklich nötig ist und das Spiel auch nicht wirklich schneller macht", sagte der Niederösterreicher. Das System mit nur vier Games pro Satz habe er bei einer Exhibition in Sydney schon einmal getestet und auch da habe ein enges Match über zweieinhalb Stunden gedauert. "Die Shot-clock ist eine gute Sache, aber die anderen zwei Sachen... Wir werden wir sehen, wie es in Mailand ist."

Die auf der WTA-Tour praktizierte Möglichkeit, den Coach auf den Platz zu holen, interessiert Thiem nicht. "Das mag ich nicht. Es ist eine spezielle Sache in diesem Sport, dem Gegner ohne Hilfe gegenüberzutreten. Es wäre aber gut, wenn man keine Verwarnung bekäme, wenn der Coach etwas von außen zeigen könnte."