Die Kraft sollte Dominic Thiem am Mittwochnachmittag gegen Pablo Cuevas auch brauchen, der Uruguayer lag dem Niederösterreicher trotz eines Halbfinalsiegs in Madrid schon vor dem Essen durchaus im Magen (zum Livescore). "Alles andere als ein Schoko-Los", hatte Thiem gemeint, doch in der aktuellen Form muss sich der Schützling von Günter Bresnik vor keinem Spieler fürchten.

"Wenn du gegen Rafael Nadal relativ knapp verlierst, muss man zufrieden sein. Er kann schon noch viele Sachen verbessern. Aber dass er sich innerhalb von zwei Wochen so viel steigert gegenüber Nadal, das war schon beeindruckend", stand auch Bresnik noch unter dem Eindruck des hochklassigen Endspiels von Madrid. Was sein Schützling noch verbessern kann? "Grundsätzliche Dinge: wo er beim Return steht und wann er welchen Schlag spielt, wie er passiert."

Dominic Thiem mit Wien-Direktor Herwig Straka.
Dominic Thiem mit Wien-Direktor Herwig Straka. © Hubert Patterer

Dass Thiem auf Sand aktuell zu jenem kleinen Kreis von Spielern gehört, die sogar Sandplatz-König Nadal gefährlich werden können, weiß auch Bresnik. "Dominic hat gute Voraussetzungen, weil er ein ziemlich schnelles und ein komplettes Spiel hat. Er serviert gut, spielt eine schnelle Vor- und Rückhand, er bewegt sich sehr gut. Dominic steht nicht umsonst auf 7 und hat gegen ihn (Nadal) jetzt zweimal in Folge im Finale gespielt."

Dominic Thiem stärkte sich vor seinem Auftaktmatch gegen Pablo Cuevas mit seinen Lieblingsnudeln Strozzapreti in der Taverne Trilussa in der Innenstadt Roms.
Dominic Thiem stärkte sich vor seinem Auftaktmatch gegen Pablo Cuevas mit seinen Lieblingsnudeln Strozzapreti in der Taverne Trilussa in der Innenstadt Roms. © Hubert Patterer

Doch Thiems Aufstieg kommt auch für die Konkurrenz nicht überraschend. Nadals Onkel Toni, der im Herbst 2013 beim Turnier in Wien gewesen ist, hatte die knappe Niederlage des damals 20-jährigen Thiem gegen Jo-Wilfried Tsonga (6:7 im dritten Satz) gesehen. "Er hat damals am gleichen Abend noch seinen Neffen angerufen und gesagt, da ist ein junger Bursche, der ist gut", erzählte Bresnik von einer Begebenheit. "Toni Nadal erzählt mir heute immer noch von dem Match gegen Tsonga."

Doch der Dominic Thiem im Mai 2017 hat sich im Vergleich zum damals ersten Aufsehen erregenden Duell mit einem Topstar in vielen Belangen gesteigert. "Er serviert sehr gut momentan", attestiert Bresnik dem achtfachen Turniersieger. "Er hat den Aufschlag gleichmäßig verbessert, aber jetzt fällt es halt auf. Sein erster Aufschlag ist nie unter einem gewissem Niveau. Es wird selbstverständlicher, daher stimmt auch die Quote." Zudem macht sich die harte Arbeit im Winter bezahlt, denn Thiems Winnerschläge gegen Nadal hatten bereits einen Speed zwischen 160 und 170 km/h. "Das ist schon sehr schnell." Und gerade gegen den für seinen extremen Spin gefürchteten Nadal habe sich bei den Messungen gezeigt, dass Thiems Grundschläge schneller sind und mehr Drall haben, betonte Bresnik.

Die Hauptunterschiede zu Nadal sieht Bresnik in einem wesentlich besseren Return des Spaniers. "Auch körperlich ist er noch um ein Alzerl besser. Und natürlich die taktische Reife, die er hat." Der freilich auch in der weit größeren Erfahrung liegt. "Für Nadal sind die Dinge eine Selbstverständlichkeit, Dominic muss in manchen Situationen noch nachdenken."

In der Taverne Trilussa traf Thiem auch mit Tommy Haas zusammen, der am Nebentisch saß und der dem Schützling von Günter Bresnik alles Gute wünschte: „Seine Fitness als 23-Jähringer hätte ich auch noch gerne.“
In der Taverne Trilussa traf Thiem auch mit Tommy Haas zusammen, der am Nebentisch saß und der dem Schützling von Günter Bresnik alles Gute wünschte: „Seine Fitness als 23-Jähringer hätte ich auch noch gerne.“ © Hubert Patterer

Vorbildlich ist Thiem nach wie vor, was seine Einstellung, aber auch seine trotz des deutlich gestiegenen Erfolgs nicht vorhandenen Allüren betrifft. "Dem Burschen kannst du nichts vorwerfen. Der ist teilweise kitschig", schwärmt Bresnik. Auch dass er als Top-Ten-Spieler und aktuell einer der heißesten Sandplatz-Spieler auf der Tour am Dienstag nicht einmal auf der Anlage trainieren konnte, lässt Thiem kalt. "Manche andere würden da einen Aufstand machen", sagt Bresnik. Auch einen kurzfristig angedachten Privatjet von Madrid nach Rom verwarf Thiem selbst. "Er will keine Extrawürschte."

Die Krux mit dem Knie

Erst vor kurzem wurde bekannt, dass Thiems rechtes Knie schon seit längerer Zeit immer wieder schmerzt. Im Nachhinein betrachtet war es wohl ein Zwischenfall schon in der Woche vor den US Open, bei dem sich Thiem eine nicht schwerwiegende, aber nur langsam heilende Knochenprellung zugezogen hat. "Es ist im Training mit Sascha Zverev passiert und niemand wirklich aufgefallen", sagte Bresnik. Thiem hat sich damals bei einem Rückhand-Slice-Training den Griff ins rechte Knie gerammt. Erst weit später sei in einer weiteren MRT-Untersuchung in Wien etwas aufgefallen.

"Dr. Schabus hat einen Farbunterschied auf den Bildern bei den Knochen gesehen. Die Gefäße, die in der Knochenhaut sind: wenn da eines zerstört wird oder ein Nerv beleidigt wird, dauert das sehr lang." Es sei langwierig, behinderte Thiem aber nun nicht mehr. Aus Sicht Bresniks ist dies nun auch "ziemlich ausgeheilt". Auf dem Platz war davon jedenfalls zuletzt nichts zu bemerken. Thiem hat sich sukzessive in den erweiterten Favoritenkreis für die am 28.5. beginnenden French Open gespielt.

Andy Murray auf Heimreise

Für Andy Murray ist das Rom-Abenteuer unerwartet früh wieder beendet. Der Brite verlor am Dienstagabend in der zweiten Runde gegen Lokalmatador Fabio Fognini (ATP-29.) 2:6,4:6.