1986 wurde Mike Tyson im Alter von 20 Jahren jüngster Schwergewichts-Weltmeister. Es folgten drei Jahrzehnte geprägt von einer rasanten Achterbahnfahrt mit Triumphen, Abstürzen und Tragödien. 2003 meldete der K.o.-König Privatinsolvenz an, kämpfte sich aber wieder ins Leben zurück.

"Ja, ich bin wieder Millionär, aber ich bezahle immer noch meine Schulden", berichtete Mike Tyson etwa im Dezember 2015 in einem TV-Interview bei CNBC. 23 Millionen Dollar (18,67 Mio. Euro) betrugen die Verbindlichkeiten des Ex-Weltmeisters, der seiner dritten Ehefrau Lakiha Spicer verdankt, dass er nun wieder im Wohlstand lebt.

Mike Tyson mit Ehefrau Lakiha Spicer und den Kindern Milan Tyson, Miguel Leon Tyson, Morocco Tyson
Mike Tyson mit Ehefrau Lakiha Spicer und den Kindern Milan Tyson, Miguel Leon Tyson, Morocco Tyson © Jordan Strauss/Invision/AP

Spicer schrieb auf Basis der Auto-Biografie "Mike Tyson - The Undisputed Truth" (Die unbestreitbare Wahrheit) ein Ein-Mann-Theaterstück. Damit verdient der einst "Baddest Man on the Planet" (böseste Mensch auf dem Planeten), wie sich Tyson früher selbst bezeichnete, noch immer gutes Geld. Seine Shows im MGM Grand Casino in Las Vegas sind weiterhin gut gebucht (bis zu 250 Dollar pro Person), und auch auf dem Broadway trat er bereits auf.

Tyson nimmt das Auditorium auf eine beklemmende Reise durch sein Leben. Mit heller, kindlicher Stimme und vulgärer Sprache erzählt er von seiner Kindheit im New Yorker Ghetto Brownsville, seiner alkoholsüchtigen Mutter Norma, seiner Liebe zu Tauben, davon, wie er stahl, in ein Jugendgefängnis und dadurch zum Boxen kam, von seinen Kämpfen, davon, dass ihm der berühmt-berüchtigte Box-Manager Don King einst 8.000 Dollar (rund 6.500 Euro) pro Woche für Handtücher berechnet habe und von seinen Skandalen.

Sportlich war Tyson in der darbenden Schwergewichts-Szene der 1980er-Jahre die Sensation. Der legendäre Trainer Cus d'Amato, unter dem Floyd Patterson schon jüngster Schwergewichts-Weltmeister geworden war, formte aus dem Ghetto-Kid eine unberechenbare Kampfmaschine. Mit 25 Knock-outs in seinen ersten 27 erfolgreichen Kämpfen stieg Tyson am 22. November 1986 im Las Vegas Hilton in den Ring. Auch WBC-Champ Trevor Berbick hatte keine Chance.

Nach nur 335 Sekunden war Tyson im Alter von 20 Jahren und 144 Tagen jüngster Champion aller Zeiten. Mit dem 91-Sekunden-Knock-out gegen den hochgehandelten Michael Spinks 1988 erarbeitete sich "Iron Mike" den Nimbus der Unbezwingbarkeit. Den nahm er sich dann selbst - außerhalb des Rings. Durch den Tod von Trainer D'Amato verlor er die Führung. Seine erste Ehefrau, die US-Schauspielerin Robin Givens, zerrte auf der einen, Don King an der anderen Seite. In diesen Turbulenzen kassierte Tyson gegen 42:1-Außenseiter James "Buster" Douglas 1990 in Tokio seine erste Niederlage.

1992 folgte die Verurteilung zu sechs Jahren Haft wegen Vergewaltigung. Drei Jahre später wurde Tyson, mittlerweile zum Islam konvertiert, vorzeitig entlassen und holte sich zwei WM-Gürtel zurück. Diese verlor er 1996 überraschend an Evander Holyfield und ließ sich im Rematch am 28. Juli 1997 zu einer Entgleisung für die Ewigkeit hinreißen, als er seinem Landsmann ein Stück vom rechten Ohr abbiss. "Man hätte mich mit einem Elektroschocker zur Vernunft bringen müssen. Ich wollte Holyfield töten", sagte Tyson, der damals die Box-Lizenz verlor.

Auf den Thron kehrte Tyson nie zurück, landete 1999 erneut im Gefängnis, ging 2002 gegen den britischen Superstar Lennox Lewis schwer k.o. und hörte nach der K.o.-Schmach gegen Kevin McBride am 11. Juni 2005 endlich auf. Nach 50 Siegen, 44 Knock-outs und sechs Niederlagen blieb nichts. "500 Millionen Dollar" habe er verprasst, gestand Tyson. Zum Beispiel für einen Privatzoo mit Tiger oder einen Fuhrpark mit angeblich 62 Autos. Mittlerweile hat sich der 51-Jährige aber wieder gefangen, lebt vegan und macht sich auch gerne über sich selbst lustig wie etwa im ersten "Hangover"-Film.

Heute kommt der Champion nach Wien. Er tritt im Rahmen seiner "Mike Tyson Tour 2018" in der Millennium City auf. Ein geplanter Besuch in einer Mittelschule musste hingegen abgesagt werden - da der Streik bei Air France ein rechtzeitiges Eintreffen zum Termin mit den Kindern unmöglich machte.