Der America’s Cup ist die älteste Sporttrophäe der Welt. Was löst der Mythos eines so prestigeträchtigen Wettkampfes in Ihnen als Segler aus?

HANS-PETER STEINACHER: Der America’s Cup ist eine auf die Spitze getriebene Sportveranstaltung. Ein Boot kann eine ganze Nation bewegen. Es bleibt ein Wermutstropfen, dass wir (mit Roman Hagara, Anm.) noch kein eigenes Team haben.

Hinter Ihnen steht ein finanzstarker Sponsor. Am Geld wird es wohl nicht scheitern?

Bisher ist es aufgrund des Systems und der langen Periode zwischen den Regatten gescheitert. Wir wollen bei Red Bull nachhaltig arbeiten und investieren. Sollte sich die Periode verkürzen und sollten sich die Kosten reduzieren, stehen die Zeichen für ein eigenes Team äußerst günstig.

Von wie viel Kapital ist hier die Rede?

In Zukunft sollten sich die Kosten bei 30 Millionen Euro einpendeln. Etwa sieben Millionen kostet eines von zwei Booten mit den verschiedenen Entwicklungsstufen. Hinzu kommt ein 45-köpfiges Team.

Was braucht es außer Geld, um so ein Boot bauen zu lassen?

Vom Sportlichen her sehen wir überhaupt kein Problem. Wir wissen auch genau, wen wir uns holen müssten, um das nötige Know-how für die Konstruktion zu erhalten. Es ist wie in der Formel 1.

Widerspricht das nicht der ursprünglichen Idee des Cups?

Nicht unbedingt. Das alte Reglement umfasst etwa eine Din-A4-Seite und wird nur bei Streitigkeiten herangezogen. Es darf allerdings jedes Boot verwendet werden, auf das sich Herausforderer und Titelverteidiger einigen.

Zuletzt wurde 2013 mit 72-Fuß-Katamaranen gesegelt. Heuer reduzierte man auf 50 Fuß. Was bedeutet das?

Die Geschwindigkeit dürfte sich um 30 Prozent erhöhen. Mit 50 Knoten (fast 100 km/h, Anm.) ist also zu rechnen. Und quasi schwebend, vom Start bis ins Ziel.

Inwiefern?

Die Boote werden das Wasser nicht berühren, sondern nur auf den Foils (Unterwasser-Tragflächen, Anm.) manövriert. Das ist das neue, ultimative Segeln.

Klingt aber nicht ungefährlich?

Definitiv nicht. Wenn etwas passiert, gibt es Tote. An Bord tragen alle Impakt-Westen mit Sauerstoff, Helme und Messer, um sich aus Seilen oder Netzen zu schneiden. Aber die Gefahr lässt sich nicht völlig ausschließen, wie wir aus 2013 gelernt haben (Andrew Simpson ertrank vor San Francisco, Anm.).

Sie sind Doppel-Olympiasieger und jetzt hautnah beim America’s Cup dabei. Kränkt es Sie, dass der Segelsport lediglich bei solchen Veranstaltungen große Aufmerksamkeit generiert?

Daher treten wir ein, dass die Vier-Jahres-Periode des America’s Cup auf zwei Jahre verkürzt wird. Der geschichtsträchtige Comeback-Sieg von Team USA 2013 war ja das Beste, was uns allen passieren konnte. Hier erlebte die ganze Welt die Faszination des Sports.

Vor Bermuda sehen Sie sich mit einigen Aufgaben konfrontiert. Welche genau?

Wir tragen dort die Rennen des Red Bull Youth America’s Cups aus. Der Nachwuchs soll an die Königsklasse herangeführt werden. Dazu bin ich als Co-Kommentator bei ServusTV und Berater von USA tätig.

USA gewinnt also erneut?

Eigentlich sehe ich Neuseeland in der Favoritenrolle. Mit ihrer ganzen Vorgeschichte ...