Auch ohne Etappensieg hat sich Christopher Froome erneut zum Triumphator der Tour de France gekürt. Nach Erfolgen in den Jahren 2013, 2015 und 2016 feierte der in Nairobi geborene britische Radstar seinen vierten Gesamtsieg.

Obwohl mit dem Australier Richie Porte der vermeintlich härteste Konkurrent verletzt ausschied, war Froomes Vorsprung von 54 Sekunden sein bisher knappster. Der Brite, der bis Sonntag noch ohne Saisonsieg da stand, sah seine Erwartungen bestätigt. "Das war meine engste Tour", meinte er. Froome hatte seinem Ex-Teamkollegen Rigoberto Uran (Kolumbien) im Auftaktzeitfahren in Düsseldorf 51 Sekunden und dem Vorjahres-Zweiten Romain Bardet (Frankreich) 39 Sekunden abgenommen.

Diesen Vorsprung verwaltete er in den Bergen souverän. Ein Etappensieg blieb ihm dort im Gegensatz zu früheren Jahren allerdings versagt - Froome verlor sogar Zeit auf seine schärfsten Rivalen. Doch eine kleine Schwäche bei der Bergankunft in Peyragudes kostete ihn nur für zwei Tage das Gelbe Trikot und die kritische Phase nach einem Defekt überstand er dank seinem Team, das sich in den drei Wochen für den Chef aufopferte.

Auch Anfeindungen wie in der Vergangenheit blieben dem 32-Jährigen diesmal erspart: Keine Verdächtigungen von TV-Kommentatoren, keine Fragen nach Doping bei den Pressekonferenzen, und die Fans verhielten sich ebenfalls größtenteils fair.

Nun ist Froome den erfolgreichsten Tour-Teilnehmern nahegekommen. Nur ein Erfolg trennt ihn von den Fünffach-Siegern Jacques Anquetil, Eddy Merckx, Bernard Hinault und Miguel Indurain. "Es ist eine große Ehre, im gleichen Atemzug mit den Größten der Tour-Geschichte genannt zu werden. Ich habe großen Respekt vor ihnen", sagte der Brite.

Der Tour-Dominator der vergangenen Jahre - 2014 war er nach Stürzen früh ausgeschieden - spürt aber auch die Konkurrenz im Nacken. "Es wird nicht leichter", bekannte Froome am Abend vor dem rauschenden Finale auf den Champs Elysees.

Derartige Erfolge im wichtigsten Rennen hätte er nie erwartet, sagte Froome. 2006 war er bei der WM in Salzburg noch für Kenia gestartet und im U23-Zeitfahren gestürzt. Seit 2007 fährt er mit britischer Lizenz, 2008 bestritt er bei der Tour seine erste von bisher 14 dreiwöchigen Rundfahrten.

Im Jahr 2012 war Froome als stärkerer Fahrer hinter dem Chef Bradley Wiggins Zweiter geworden, danach begann seine Ära: "Der erste Sieg war massiv. Wiederzukommen und ein zweites Mal zu gewinnen, hat noch mehr gezählt. Es dann ein zweites Mal hintereinander zu schaffen, hat mir den großen Drive gegeben. Ich habe niemals zu träumen gewagt, Merckx, Anquetil oder Indurain so nahe zu kommen."

Auch in den Olympischen Spielen konnte Froome bereits Erfolge für sich verbuchen. 2012 und 2016 holte er jeweils die Bronzemedaille im Zeitfahren.

Mit 60 Tagen im Gelben Trikot schloss der Familienvater am Sonntag in der "ewigen" Bestenliste der Tour zum drittplatzierten Indurain auf. Vor ihm liegen nur noch Bernard Hinault mit 75 und Eddy Merchx mit 96 Tagen.