Die Nachricht von einer Biografie über Sie macht die Runde.

Grünberg: Das klingt irgendwie lustig, oder? Erst 22 Jahre und schon eine Biografie. Ich habe zwar nicht so viel, aber doch einiges erlebt, was die Leute interessiert.

Wie kam es zu der Idee?

Grünberg: Wir sind von einigen Verlagen damit konfrontiert worden, mittlerweile sind die Arbeiten (mit Autor Manfred Behr, Anm.) fast abgeschlossen. Wir saßen drei Wochen fast täglich dran, und ich erzählte. Als die Arbeit losging, war das lässig.

Gab es auch Momente, in denen einen die Erinnerung einholte und Emotionen aufkamen?

Grünberg: Natürlich, man denkt zurück wie alles passierte und fragt sich "Wieso ich?". Aber auch das gehört dazu, wenn man sich in einer Biografie mit dieser Zeit beschäftigt.

Was waren ihre Beweggründe für das Veröffentlichen eines Buchs? Schließlich bemühten sich viele Medien um Interviews mit Ihnen, viele nahmen an Ihrem Schicksal Anteil.

Grünberg: Das stimmt, aber in einem Interview bleibt oft nicht die Zeit, um das Geschehene detailgetreu wiederzugeben. Da sind viele kleine Geschichten, die ich erlebt habe, die mich bewegten. Es dreht sich viel um den Sport und die Zeit nach dem Unfall.

Wer auf Ihre Kontaktseiten in sozialen Medien klickt, ist von der Anzahl positiver Kommentare überwältigt.

Grünberg: Die Anteilnahme ist extrem groß. Ich muss zugeben: Das überraschte auch mich, aber die Leute bewegt meine Geschichte offensichtlich. Und vielen gibt das, was ich erlebt habe und wie ich damit umgehe, wohl auch Kraft.

Ihre persönlichen Trainingseinheiten sind nicht weniger, nur eben anders geworden.

Grünberg: Allerdings, ich trainiere teilweise sogar zwei Mal am Tag. Ich muss schauen, dass ich die Spannung in den Muskeln behalte, dass ich weiterkomme. Es ist unglaublich, wie viel allein in den Wochen nach dem Abschied aus der Reha-Klinik Bad Häring passierte.

So wie sie das erzählen, macht das Spaß.

Grünberg: Ja, schon beim Aufwärmen mit dem Handbike. Die Judoka schauen auf der Kraftkammer raus, während ich auf der Tartanbahn meine Aufwärmrunde (400 m) drehe, und feuern mich an. "Das geht schneller", rufen sie. Es ist hart, macht aber Spaß.

Fassen Sie auch schon längere Strecken ins Auge?

Grünberg: Handbiken macht richtig Spaß, 20 bis 30 Minuten sind es derzeit von zuhause aus (in Kematen, Anm.). Vielleicht schaffe ich es einmal bis Telfs und zurück (gesamt 40 km, Anm.).

Sie blieben Ihrer alten Trainingsstätte treu.

Grünberg: Ja, am Olympiazentrum Innsbruck. Carson Petterson, mein ehemaliger Trainer, ist auch noch involviert.

Olympia ist ein Thema. Sie reisen zwar nicht nach Rio, fungieren aber als Botschafterin der österreichischen Mannschaft.

Grünberg: Da sind viele Sportler, die ich kenne. Ich hoffe auf viele Erfolge und werde mir so viel wie möglich zuhause anschauen - vor allem die Leichtathleten.

Die russische Leichtathletik-Mannschaft wurde wegen systematisch organisierten Dopingmissbrauchs gesperrt, auch Stabhochsprungstar Jelena Issinbajewa muss zuschauen. Wie bewerten Sie die Vorgänge?

Grünberg: Irgendwo ist eine Grenze erreicht, das war in diesem Fall wohl so. Und es ist auch nicht vorstellbar, dass das so von heute auf morgen passierte, sondern möglicherweise länger. Aber natürlich ist es hart, alle auszuschließen. Also auch jene, die nichts dafür kennen. Und natürlich: Jetzt motzen viele.

Sie "motzten" nie über Ihr Leben nach dem Unfall, Sie nahmen das Schicksal stets an.

Grünberg: Mein Leben ist nicht schlechter geworden, es einfach nur anders. Darauf muss man sich, so wie es ist, einstellen. Und wenn man zurückblickt, so habe ich allein mit meinem Training schon viel mehr erreicht, als mir vorhergesagt wurde. Mein Physiotherapeut Philipp lässt sich allerhand einfallen, das fordert mich stets aufs Neue.