Zammgramt is. Das Wunder gegen Norwegen blieb aus und Österreichs Handballer beenden nach der Vorrunde ein EM-Turnier, dessen Erreichen schon als Erfolg zu werten war. Nationen wie Russland oder Polen mussten zusehen. Dennoch war die Enttäuschung nach dem 28:39 groß. Trainer Patrekur Johannesson variierte anfangs die Formationen, doch die spielwitzigen Norweger kannten kein Pardon und nutzten die Ballverluste und Fehlwürfe. Nach der Pause (14:18) wurde es hektisch und unschön: Bozovic (Rot) und Ziura (Blaue Karte für schwere Fouls/Unterlaufen) mussten in die Kabine und sogar Johannesson erhielt eine Bankstrafe. Österreich kämpfte angeführt von Nikola Bilyk (9 Tore) um die Minimalchance und haderte mit den Schiedsrichtern.

„Unser Ziel war klar das Erreichen der Hauptrunde“, sagt ÖHB-Generalsekretär Bernd Rabenseifner, „wir haben uns gut verkauft und die Spieler haben gezeigt, dass sie Anschluss an das internationale Feld finden.“ Dem jungen Team kann man das Kämpferherz nicht absprechen. Ihm fehlt es nach dem Umbau – nur sechs Spieler der WM von 2015 waren dabei – schlichtweg an Routine, Qualität und Kraft für das Konzert der Großen; auf den einzelnen Positionen, aber auch im Kollektiv. Das darf man der Mannschaft mit Regisseur Bilyk, der erst 21 Jahre alt ist, wohl (noch) nicht zum Vorwurf machen. Aus dem 18-Mann-Kader waren nur sieben Spieler zuvor bei einem Großereignis. Druck sowie Nervosität (vor allem gegen Weißrussland und Frankreich) und einfache Ballverluste waren das Resultat und oft fehlten spielerische Mittel und Ideen; körperliche Defizite mit Tempo zu kompensieren gelang nur phasenweise. Zudem fehlten mit Raul Santos und Max Hermann zwei Stützen.

Der Trainerstab wird aufgestockt

Der Trainer hat bis 2020 einen gültigen Vertrag, ihm das EM-Aus anzukreiden oder gar eine Trainer-Diskussion wären der falsche Ansatz. Er wird nun im Februar und März analysieren und die Pläne bis zur Heim-EM 2020 erarbeiten, denn da muss das Team auf dem Höhepunkt sein. „Was offensichtlich ist, ist, dass wir im athletischen Bereich zulegen müssen“, sagt Rabenseifner. Neben einem Mentalbetreuer und Sportwissenschaftlern (Trainingspläne für die Spieler) wird auch Tormanntrainer Mattias Andersson – ein Mann von Weltformat – die Arbeit mit den Keepern und der Deckung vollzeit aufnehmen.

Die Einbürgerung eines Akteurs, wie etwa vor der Heim-EM 2010 (Mare Hojc), steht nicht auf der Agenda – sehr wohl aber die Arbeit mit dem Nachwuchs: Durch ein neues Spielsystem sollen mehr Kinder (6 bis 8 Jahre) zum Handball gebracht werden und mit acht Landesleistungszentren wird im Bereich der Unterstufe koordiniert trainiert – da klafft aktuell ein Loch. Ob es dem Team gelingt, die Lücke zur Spitze zu schließen, wird sich spätestens in zwei Jahren in Wien zeigen.