Gott ist bekanntlich allgegenwärtig und auch im Sport besonders präsent. Angenommen, ein Athlet zieht sein Trikot aus und darunter kommt eine Glaubensbotschaft zum Vorschein – ist das etwa Marketing bzw. Sponsoring?

Alois Schwarz: Das ist das eigene Bekenntnis des Athleten und keine Schleichwerbung. Es ist sein Respekt vor der Religion, würde ich sagen.

Sport lässt viele religiöse Symbole erkennen, wie Kreuze in diversen Wappen. Darf das überhaupt erlaubt sein?

Im säkularen Staat soll die Religion in ihrer religiösen Bedeutung wahrgenommen werden. Die Religion hat in Europa einen, durch Aufklärung und Humanismus geprägten Freiheitsstatus. Dies gilt es auch im Sport zu berücksichtigen.

2010 hat die FIFA jedoch eine Regel erlassen, die es verbietet, religiöse Symbole im Fußball zu zeigen. Hat Sie das gestört?

Ein Athlet verschafft sich so Emotionen. Manche deuten mit den Fingern nach oben und wollen damit sagen: „Ich allein war’s nicht“.

Im Spitzensport beeinflussen sehr viele Dinge die Leistung. An welcher Stelle würden Sie den Glauben einordnen?

Sport wird vor allem durch Energie geprägt. Seelische Energie kann zu körperlicher führen. Nicht umsonst spricht man im Fußball bei enthusiastischen Fans vom zwölften Mann. Jeder Athlet nimmt den Glauben hinein, wo er besonders viel innere Kraft benötigt. Das bleibt jedem selbst überlassen.

David Alaba beispielsweise gibt ganz offen zu: „Meine Kraft liegt in Jesus“. . .

Profi-Sportler müssen für sportliche Höchstleistungen ihre ganze seelische Energie aufbringen. Dazu nützen sie alles, was ihnen ein positives Gefühl gibt. Für gläubige Menschen ist das der Gottesbezug. Alabas Botschaft ist also etwas ganz Natürliches.

Als Mitglied der Bischofskonferenz sind Sie für den Bereich Sport verantwortlich. Ihre Aufgaben?

Für mich gilt es hier präsent zu sein. Es geht darum, den Sportlern Mut und Kraft zuzusprechen. Aber auch im Dialog mit Sportfunktionären zu stehen. Die Frage lautet für mich: Was kann unsere Glaubensgemeinschaft an seelischen, geistlichen und sportlichen Ressource einbringen, damit Einzelne zum Erfolg zu gelangen.

Mentales Sponsoring sozusagen. Monetäres schließen Sie aus?

Wir müssen darauf achten, unsere kleinen Vereine zu erhalten. Spitzensportler zu sponsern ist für uns aber nicht vorstellbar.

Wie kann dann Leistungssport seitens der katholischen Kirche gefördert werden?

Wir sind mit der Diözesansportgemeinschaf (DSG) mitten in den Sportvereinen verankert und unterstützen diese. Die DSG Maria Elend beispielsweise erhält jetzt ein neues Sportzentrum, welches aus Haus der Begegnung allen offen steht.

Sport kann schnell eine eigene Dynamik entwickeln. Wer hört in der Emotion auf die sanften Worte eines Bischofs?

Wir haben mit ÖFB-Präsident Leo Windtner oder ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel sehr verantwortungsbewusste Funktionäre. Sie achten, dass im Sport Fairness, Menschlichkeit und Respekt vor der Würde des Einzelnen vorhanden sind.

Sonntags ist ja nicht nur der Tag des Herrn sondern vielmehr auch Tag des Sports. Bereitet Ihnen das Terminkollisionen?

Durch den arbeitsfreien Sonntag ist Sport überhaupt erst möglich geworden. Es bedarf einer gegenseitigen Flexibilität. In Bleiburg funktioniert das etwa ausgezeichnet, wenn Aich/Dob spielt.