Der Traum vom dritten Gold bei den Winterspielen in Pyeongchang ist für Ski-Superstar Marcel Hirscher am Donnerstag geplatzt. Im ersten Durchgang des Slaloms musste der Doppel-Olympiasieger seinen ersten Ausfall in dieser Disziplin seit über zwei Jahren hinnehmen.

Nach rund 22 Fahrsekunden nahm die bis dorthin schon suboptimale Fahrt des Gold-Favoriten Hirscher ein jähes Ende. Bis zur zweiten Zwischenzeit hatte der 28-Jährige schon 63 Hundertstel Rückstand auf den Norweger Henrik Kristoffersen aufgebrummt bekommen. Dabei zeichnete sich laut dem Superstar schon in den wenigen Trainings ab, dass eine weitere Medaille im Slalom schwer werden würde. "Wenn die Trainings so schwer sind, dass man bei jedem Lauf fast aufgeben möchte, dann versucht man natürlich im Rennen dementsprechend Gas zu geben. Trotz allem Risiko habe ich nur eine Schweins-Zwischenzeit zusammengebracht und bin hinten und vorne nicht mehr zusammengekommen", schilderte der Salzburger im Ziel.

Serie von 21 Slaloms ohne Aus ist gerissen

Die Goldmedaillen in der alpinen Kombination und dem Riesentorlauf sind aber mehr als ein starker Trost für Hirscher. "Ich war schon einmal mehr angefressen." Auch im Falle des Durchkommens wäre die Ausgangssituation für die Entscheidung vermutlich schwierig gewesen, was den 28-Jährigen das Out etwas leichter verkraften lässt. "So ist es irgendwie leichter zu verkraften, als mit Zwischenbestzeit beim vorletzten Tor einzufädeln."

Den letzten Ausfall im Slalom fabrizierte der sechsfache Gesamtweltcup-Sieger am 14. Februar 2016 im japanischen Yuzawa Naeba. Dass seine Serie von 21 Slaloms ohne Aus just bei den Olympischen Spielen riss, nahm Hirscher jedoch mit Fassung. "Es kann auch einmal sein in zehn Jahren, in denen man unterwegs ist, dass man einmal nicht in der Lage ist, top zu performen."

Materialtechnisch war das rot-weiß-rote Aushängeschild am Donnerstag alles andere als glücklich. "Ich habe alles probiert. Die Ski funktionieren super, aber hier halt nicht unbedingt", analysierte der Salzburger, dessen Fahrstil nicht optimal mit den Verhältnissen im Yongpyong Alpine Centre kompatibel ist. "Mein Fahrstil ist sehr kraftvoll mit ganz kurzem Abdruck und heute sind eher die, die ziehen und das mit Gefühl machen können, vorne. Ein Gefühlsskifahrer bin ich halt nicht", betonte der 28-Jährige.

Für Hirscher heißt es nun "Wäsche waschen"

Mit dem von seinem Coach Michael Pircher gesetzten Kurs hatte das Ausscheiden Hirschers nichts zu tun. "Die Kurssetzung war ideal, die war geil. Es macht Spaß zuzuschauen, finde ich." Vielmehr haderte der Annaberger damit, dass die Strecke entgegen den Ankündigungen nicht nochmals mit Wasser präpariert wurde: "Davon habe ich heute nicht mehr viel gesehen. "

Die Chancen, dass er am Donnerstag letztmals im Zeichen der Fünf Ringe gefahren ist, seien "sehr hoch." Aber eine endgültige Entscheidung ist noch nicht gefallen: "Wenn es 99,9 Prozent sind, ist noch immer ein kleiner Bruchteil offen", hat sich Hirscher noch nicht festgelegt. Die Spiele in Korea waren aus seiner Sicht mit Doppel-Gold ein voller Erfolg. "Bei den letzten Spielen bin ich mindestens als gleich großer Favorit in die Technikbewerbe gegangen und bin mit Silber heimgefahren. Das war auch okay. Jetzt sind es halt zwei Goldene, das ist schon ein Riesenunterschied." Auf die Frage, was er nach seiner Rückkehr in die Heimat als erstes machen werde, antwortete der Salzburger: "Wäsche waschen."